Antwort auf: Pharoah Sanders

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vorgarten

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1967

bis zum tod coltranes am 17. juli tritt sanders noch mehrfach mit der band auf (u.a. beim dokumentierten OLATUNJI CONCERT), es gibt auch noch ein paar aufnahmen (u.a. das tolle „to be“, auf dem coltrane quer- und sanders piccolo-flöte spielt), aber die meisten sachen spielt coltrane ohne sanders im quartett ein – und ich finde nach wie vor, dass diese musik nochmal eine neue tür öffnet, in der die expressivität von sanders keinen platz mehr hat. erst anfang 1968 gibt es eine neue aufnahme von ihm.

21.1. 1968
live-aufnahme aus dem renaissance ballroom in harlem, eine sanders-band (burrell, sirone, roger blank) mit erstaunlichen gästen: albert ayler, sun ras trompeter chris capers und ein altsaxofonist, über den sich das gerücht hält, das sei noah howard. das material ist von sanders: erst „balance“ (später für IZIPHO ZAM aufgenommen), dann das untere und das obere ägypten und venus (alles von TAUHID). herausgekommen ist das später auf der „holy-ghost“-box von ayler.

das ding bewegt sich schizophren zwischen dem modalen pop, in den die band immer wieder hineinfindet, und diesen völlig ignorierende krawallsoli. sanders flirtet wenigstens mit den akkorden der stücke, ayler und capers kennen sie wohl gar nicht. die rhythm section agiert sehr toll und frei, burrell spielt hier schon seine exaltierten wischenden cluster-soli (die komischerweise auch immer an kitsch-themen hängenbleiben), blank ist natürlich äußerst cool gegenüber den chaotischen entwicklungen. im vergleich der mächtigen tenorsounds finde ich sanders‘ schon am schönsten, aber das ist wohl geschmackssache – am ende, wenn ayler nochmal übernimmt, ist das schon grandios… das stück endet so unschuldig hymnisch, wie es gedacht ist: als coltrane-verbeugung, natürlich.

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