Antwort auf: blindfoldtest #23 – gypsy tail wind

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wahr

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Ich bin noch die Tracks #7-13 schuldig und mach das mal eben, auch wenn längst alles aufgelöst ist. Da ich aber sowieso niemanden davon kenne, und ich finde, dass gypsy hier einen hervorragenden, wenn auch nicht immer leicht zu erschließenden, modernen bft zusammengestellt hat, war es mir ein Bedürfnis, die Kommentare der restlichen Tracks noch nachzureichen.

Track#7
Schöner Gegensatz von den getragenen Bläsern und dem nervösen Sax. Toll auch, wie dann alles anschwillt und immer enger und lauter zusammen kommt. Plötzlich dann nur noch Bass und Drums und E-Gitare unter dem Sax, das weiterhin frei flottiert. Der Hintergrund wird zickiger, muskulärer so ca. ab Minute 3. Das hat so ein Rock-Feeling, ohne Rock zu sein. Eigentlich auch enorm strukturiert, ohne sich darin zu verfangen. Klasse Track! Ab 5:20 dann ein anderer Part, als wäre er geschickt angeklebt. Spannung in der Schwebe dehnt sich aus, wieder eine schön angenervte E-Gitarre, es wird äh, noch maskuliner. Dann zum ende hin kommen die getragenen, etwas trauernden Bläser wieder. Rundum beeindruckend. Bisher vielleicht mein Lieblingstrack.

Track#8
Ein Schaben und Scheuern und Nervöstrommeln, aufgeregtes Sax, freies Piano. Ich kriege aber kaum Bezug dazu. Mir fehlt der Kontext. Als reine Musik überzeugt mich das nicht so richtig. Ich müsste nachlesen, was es mit dem Ridd Quartett auf sich hat. Der ruhige zweite Teil lässt mir dagegen wieder mehr Raum. Ich denke, wenn ich das noch ein paar mal höre, wird es mir als ganzes sehr gefallen können.

Track#9
Ich mag das Stakkato-Piano (?) nicht so. Auch beim Bass-Solo regt sich nichts. Ist nicht mein Fall.

Track#10
Toll, wie zu Anfang der Bass am gefühlvollen Sax zerrt und rüttelt. Da spielt sich was sehr schönes zurecht, auch oder gerade, weil sich nicht alle Teile anfangs gleich harmonisch einig sind. Zwar kommt das später im Track alles freundschaftlich zusammen, aber der Eindruck, dass Diskussionen jederzeit wieder entstehen können, hält die Spannung aufrecht.

Track#11
Solo-Sax. Schönes, kurzes Zwischending, das mir aber ansonsten nicht viel gibt.

Track#12
Hier finde ich das Klavier spannend. Die Trompete findet außergewöhnliche Töne, mir laufen aber die Assoziationen aus. Ich weiß das nicht recht zu beschreiben. Ist für mich jetzt kein Höhepunkt des bft.

Track#13
Wunderschönes, bewegendes Ende. Wieder ein Lieblingstrack. Kammermusik, traurig emotional, aber immer mit einem kleinen Sonnenstrahl im Gepäck. Sehr gutes Ende.

Moderner bft, der einige tolle Tracks enthält. Großer Dank dafür, gypsy! Auch einige, bei denen ich bestimmt noch mehr hören werde, wenn ich mich weiter mit ihnen beschäftigen würde. Was ich sicher tun werde. Auch zusammen mit dem Bonusteil, den ich mir auch noch erschließen möchte.

Extralob für das Diagramm! Ehrlich.

Bin echt immer wieder beeindruckt, welch Jazz-Kompetenz sich hier in den bft’s versammelt, von dem so RockPop-Fuzzis wie ich, die vielleicht gerade erst anfangen, sich etwas eingehender mit Jazz zu beschäftigen, enorm profitieren. Musikalisch für mich der Ort, wo der inspirierendste Wind in diesem Forum weht.

Ich hätte noch eine Frage, die mir unter dem Eindruck dieser relativ aktuellen Aufnahmen gekommen ist: Gibt es eigentlich Produzenten im aktuellen Jazz, die einen ganz eigenen Sound haben, die also nicht nur den Sound der einzelnen Instrumente exakt abzubilden versuchen, sondern mit wiedererkennbarer Handschrift arbeiten? So wie eben z.B. Teo Macero?