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#1
Bleibt mir etwas zu aufgeräumt, aber die Stimme gefällt mir immer besser. Und ja, der Woodblocks-Teil ist natürlich super, wie @brandstand3000 schon feststellte! Der Wechsel ins schnelle Tempo (die Rückkehr von der Beerdigung, jetzt geht’s ans Feiern … das passt schon und die Deutung von brandstand ist astrein) finde ich musikalisch etwas unmotiviert – sie lässt sich letzlich wohl nur über die Deutung erklären. Aber doch, das ist schon ein hübscher Track, auch wenn ich die Band nach wie vor nicht wahnsinnig spannend finde.
#2
Nochmal zu „Money Jungle“: das ist einfach nur der Flageolett-Bass im Intro und auch danach noch, über die getupften Schläge und Klaviertöne … ich weiss nicht, ob vor Mingus jemand sowas gemacht hat, dann der Griff in die Tiefe und gleich wieder hoch … dieses Lyrische und Spielerische gemischt mit dem Erdigen Boden … aber klar, für Leute wie diese hier dürfte Mingus sowieso ganz weit oben stehen bei den Vorbildern.
Das ist ein phantastischer Track, ich sollte mich dieser Dame endlich mal ausführlich widmen!
#3
vorgarten
ich unterschreibe alles, ich finde auch speziell den drummer ganz toll. die gitarre ist elektrisch und screaming jay hawkins ist alles andere als eine schlechte referenz…
Finde ich nach wie vor ein paar Nummern bessre als #1, aber am Ende ist es ja albern, überhaupt solche Vergleiche anzustellen – aber man tut es halt, wenn man sie so direkt nacheinander gestellt kriegt. Die Klarinette und die Gitarre hier – und auch der tolle Beat des Drummers – stellen aber die Band von #1 auch in den Schatten. Das hat einfach mehr Intensität, es brennt fast schon!
#4
vorgarten
ja, klanglich ist das grenzwertig, aber man kann schon gut hören, was jeder einzelne in dem trio macht. horace silver (mag ich natürlich sehr gerne!) und bud powell sind naheliegende vergleiche, powell ist natürlich viel präziser, aber hier passiert meines erachtens nochmal was anderes. dieses permanente umkippen in den blues, teilweise rein und wieder raus in einem lauf versteckt, wäre ihm nicht passiert, da ist alles schon sauberer voneinander abgetrennt.
<iframe src=“https://www.youtube.com/embed/hsazXxHNbx8?feature=oembed“ width=“500″ height=“375″ frameborder=“0″ allowfullscreen=“allowfullscreen“></iframe> zeitlich und örtlich liegst du falsch, aber auf ganz nachvollziehbare weise. nachtclub stimmt auf jeden fall.
Das klingt zwar total vertraut aber ich komme keinen Centimenter weiter und stochern im Dunkel ohne jegliche Ahnung nervt mich gerade nur (das mache ich sonst schon viel zu oft, richtig: in der Brüllaffenarena … aber die verlasse ich ja in drei Monaten – gestern kamen endlich die erwarteten Unterlagen, über mich wird ja jetzt verfügt, einen Vertrag gibt es nicht … und an sich sollte ich diese jetzt studieren statt wieder ein paar Stunden mit dem tollen BFT zu verbringen).
Aber Deine Beobachtung mit dem Kippen in und aus dem Blues stimmt schon, sowas hätte Powell nicht gemacht.
Der Track gefällt mir jedenfalls sehr gut und ich warte jetzt schon auf den Stirnklatscher, wenn ihn wer erkennt oder Du ihn am Ende auflöst (@redbeansandrice würde vielleicht hier draufkommen können?)
#5
vorgarten
gypsy-tail-wind… Die Trompete gefällt mir von den Solisten neben dem Piano am besten, die Gitarre geht irgendwie nirgendwohin (zu schnell in diese Stopp-Akkorde bei 2:09/10 und da kommt sie nicht mehr recht raus bzw. bleibt unspektakulär), die Harfe vertrödelt dann viel zuviel Zeit für das doofe süsse Zitat … und wird dann vom tollen erwähnten Zitat vom Vibraphon umgehend in den Senkel gestellt. …
oje, das harfensolo ist hier komplett überflüssig (übrigens keine der genannten), und ich hatte befürchtet, dass es das gesamte stück mit ihrem blöden zitat (was ist das eigentlich, tschaikovsky?) überschattet. und das klavier mag sich tatsächlich gut vorbereitet haben – das solo finde ich trotzdem toll. wirklich toll finde ich aber das schlagzeug, das auf ganz leichte weise, aus dem handgelenk (die snare!) diesen latinbeat zaubert. klavier, bass und schlagzeug waren auch länger im trio unterwegs. und gegen die gitarre will ich nichts hören, das ist einer der tollsten klassischen gitarrensounds, den ich kenne. ansonsten schlage ich morgen, halb fünf, irgendeinen acker zwischen zürich und berlin vor (the crickets sing day and night)!
Ja, das Piano ist super, keine Frage! Wollte keinen anderen Eindruck erwecken in meiner ersten Reaktion! Den Gitarren*sound* finde ich auch klasse, auch da keine Frage – bloss finde ich das jetzt kein astrein gelungenes Solo.
Ich dachte gerade in die Richtung John Lewis/Milt Jackson/Jim Hall … werde da aber nicht fündig. Na ja, wie gesagt: Stochern im Dunkel … aber das klingt schon wie Milt Jackson am Vibraphon.
#6
vorgarten
das ist ein original, nicht der alabama-song (den habe ich mir gerade vom jarrett-trio nochmal angehört). und: blockakkorde, ja, aber wie die hier sitzen! ich liebe dieses stück so sehr, dass ich dazu kaum was argumentieren kann. die geste ist natürlich musical, aber wie das thema immer wieder zum glänzen gebracht wird, finde ich fast schon trance-haft. ich interagiere damit eher als dass ich’s nur anhöre. das album ist gar nicht unbekannt, es werden aber meistens die schnelleren sachen herausgehoben (oder sie kommen auf sampler).
Faszinierend … vielleicht würde sich eine solche Wirkung bei mir im Albumkontext auch einstellen, wer weiss – bin ja wie inzwischen hinlänglich bekannt ist eh kein allzu grosser Compilations-Fan (so gesehen betrachte ich BFTs auch eher als Topf mit Fundstücken denn als ausgeklügelte Compilations, obwohl ich natürlich weiss, dass das auch anders geht, ich habe mich ja auch schon selbst daran versucht).
Wächst hier allmählich.
Das ist aus den frühen Sechzigern, tippe ich mal? Gerade noch vor die Beatlesmania dem Jazz den Garaus machte, oder sogar kurz danach (dann wären wir in der Mitte der Sechziger)?
#7
vorgarten
… was man tatsächlich nicht herausfindet, ist, wie die soloabfolge bei den posaunisten ist – da hatte ich auf deine expertise gehofft, weil du die spieler stilistisch besser einschätzen kannst als ich?
Hm, ich wollte es ja versuchen und verwarf es dann aber auch wieder – aber als Solistin kann ich vor allem Liston selbst überhaupt nicht greifen. Vermutung: #1 Cleveland, #2 Liston (das wäre dann stilistisch das konservativste), #3 Rehak. Aber komplett ohne Garantie, morgen würde ich vielleicht Rehak und Cleveland austauschen, aber #1 ist technisch am versiertesten und Cleveland ist ein irrer Musiker (der leider viel zu selten in guten kleinen Combos mitspielte … kann man bei Rehak aber alles auch sagen).
Übrigens gibt es hier Arranger-Credits, Liston/Hampton also:
http://www.jazzdiscography.com/Leaders/ListonMelba-ldr.php
#8
Das wäre noch ein Fall für @redbeansandrice … Milt Buckner an der Orgel?
#9
Frau S also? Das würde perfekt passen, Du nanntest oben ja auch noch Bach … und ja, klar, herausgekriegt!
Ich habe von ihr auch schon lange nichts mehr angehört und griff wenn, dann eher zu späteren Sachen (die RCA-Box, deren Inhalt ich zu weiten Teilen noch kaum kenne). Ich nannte sie ja neulich auch schon, als es um Dinge ging, die ich spontan und oft hören mag und andere, und bei aller riesigen Wertschätzung fällt ihre Musik, ihre Stimme, da auch in die Kategorie „andere“.
Oben drein kenne ich gerade diese Über-Album viel schlechter als die beiden folgenden Werkgruppen, an denen ich schon viel länger dran bin. Hatte wohl immer noch gehofft, dass es dereinst ein anständiges CD-Reissue gibt, aber dann irgendwann doch den Piraten aus Spanien einen Zehner überlassen …
#10
vorgartenaber was hältst du denn vom gitarristen?
Der ist super – klingt ziemlich nach Grant Green? Und damit ist das aufgelöst … toll, auch wenn ich mit dem Gesang schon ein wenig Mühe bekunde. Das Arrangement und der Groove sind phantastisch!
Die CD liegt auf dem Stapel irgendwo, tief vergraben und noch nie angehört. Danke für die Anregung, das endlich mal zu ändern!
#11
Auch da mag ich jetzt nicht auf Org stochern gehen … aber der Track ist in der Tat eine Entdeckung.
Eine Frage nur: das ist nur ein Tenorsaxophonist, der zweimal darf? Im Thema höre ich nur einen, aber ich vermutete ja auch von Beginn an nur einen Solisten (den Leader bzw. primus inter pares, oder auch der jüngere Heisssporn, der die Sau rauslassen darf). Also zwei Bläser mit grosser Rhythmusgruppe – die zwei Bässe kann ich jetzt wo ich’s weiss knapp erahnen, die Congas klingen eher wie Bongos, aber das liegt dann wohl auch an der Aufnahme.
Ich dachte hier übrigens beim ersten Hören in diverse Richtungen, nach Roach zu Cherry oder auch (schnell verworfen) Alan Shorter mit Gato, beim Tenor auch mal an Pharoah, dann an Strata East … und dann landete ich bei der Loft-Szene, die Du ja inzwischen genannt hast. Da bin ich aber nicht sattelfest genug, um weiterzukommen – aber umso gespannter!
Die Frage, ob das auch „religiös“ ist, finde ich übrigens interessant … ich bin ja nicht gläubig, habe wenige Bezüge zu einer aktiv gelebten Religiosität in welchem Sinne auch immer. Aber für „spirituelle“ Musik bin ich seit je sehr empfänglich. Ob das nicht längst im Kreis geht, wenn wir jungen Langnasen, sowas hören und für „religiös“ halten mögen? (Also: Religion/Spiritualität > Coltrane-Hymnen > Post-Coltrane-Hymnen > wir … und wir halten das dann für religiös vom Ende her, verkehrt herum, einfach aus Prägung hinaus, aber ohne dass wir auch nur im entferntesten darüber urteilen können, ob das nun „religiös“ ist oder nur mit Versatzstücken bzw. der alten Tradition spielt, die halt *auch* solche Wurzeln hat, die man „religiös“ nennen kann oder muss? Keine Ahnung, vielleicht ist das auch nur Blödsinn, eine Rolle spielt es sowieso nicht, ging mir nur gerade durch den Kopf)
vorgarten
du nimmst mein spiritualistisches thema einfach nicht ernstaber schön, dass dir die band gefällt, das war nämlich nicht zu erwarten. steve coleman ist das nicht (da gibt es keine überschneidung). was ich tatsächlich selber nicht weiß, ist, wie die kommunikation zwischen den beiden ebenen abgelaufen ist, es gibt eine davon nämlich auch ohne die andere. ist das also ein dazu-spielen oder eine montage aus unabhängigen einheiten? die liner notes verraten es nicht. ich höre ja schon ein reagieren der band auf den gesang, aber vielleicht stellt sich das nur im kopf her.
Das „spiritualistische Thema“ hatte ich nicht einmal bemerkt (siehe Klammer direkt darüber – hängt doch alles zusammen), und brandstand bemerkte ja auch richtigerweise die Totheit.
Aber den Track finde ich toll, die aufgepfropften Vocals passen ziemlich toll mit dem Hintergrund zusammen … an Coleman dachte ich natürlich wegen Jen Shyu, aber das war auch nur eine längst als solche erkannte Sackgasse. Dass die Band gefällt ist auch kein natürlicher Match – aber ich höre halt manchmal gut hin … das ist aus den Neunzigern (ev. Nullern), ja?
#13
vorgarten
das album, woraus das ist, ist sehr toll, aber die anderen sachen wären zu leicht gewesen. das stück hier ist dort etwas versteckt, und das gleiche schicksal wird ihm auch hier widerfahren…
Klassisches BFT-Dilemma … aber ja, schön ist das schon, gar keine Frage! Aber ich habe weiterhin keine Ahnung. Handelt es sich ev. um einen flötenden Saxophonisten und keinen reinen Flötisten? Ist das noch Sechziger oder – eher! – Siebziger? Der Pianist hat definitiv viel Bell Evans gehört, aber wer hat das nicht (kein Vorwurf!) … der Bass-Sound (der Aufnahme-Sound, that is) ist es, der mich auf Siebziger schliessen lässt. Drums sind toll!
#14
vorgarten
eine harfe ist das hier nicht, es kommt aus einem anderen kulturkreis. aber klar, du weißt ja, wer das ist, und was da normalerweise gespielt wird. die bekloppt verzerrte gitarre ist tatsächlich nur eine bekloppt verzerrte gitarre. aber das arrangement ist schon hohe kunst, genauso wie das zwei stücke weiter…
Keine Harfe, klar … aber um solche Feinheiten mochte ich mich dann nicht auch noch kümmern, als ich dem Track endlich auf die Schliche gekommen war! Sehr toll!
#15
Ich zitiere mal: „the joke must be broke“
Nein, im ernst, und mit Entschuldigung für den Sparflammenhumor: ich finde solche Sachen schon toll, aber sie fallen wieder in die Kategorie „höre ich spontan praktisch nie“. Was mich jetzt natürlich wundernimmt ist, wer von den Mitwirkenden denn die besagte Person ist … die (sonst meist) Leaderin oder irgendeiner der sonst eher verschütteten?
#16
Okay, aufgrund Deiner Rückmeldung dazu denke ich, kommt das wie #15 aus einer Ecke, die nicht natürlicherwiese auch die meine ist … das am Schluss ist also einfach eine Trompete, ja? Kommt mir jetzt gerade völlig klar vor … unwichtig. Aber ja, der Track ist schön!
#17
Okay, da ist wieder der Bass … und klar kommt das von Jaco – ziemlich direkt sogar, da ist Miller nicht nötig für. Mit W und C komme ich nicht weiter, für mich klingt das irgendwie einfach etwas zu generisch, da hilft der gute Gesang (mit dem nervenden Text, den man nie wirklich versteht) auch nicht viel weiter, pardon. Das ist eine durchaus schöne, weich gebettete Klangkulisse, keiner macht was falsch, Klavier, Bass, Gesang und alles … aber es packt mich wirklich nicht, daher bleibe ich wohl an der Oberfläche. (Wer W und C sind, weiss ich nicht bzw. komme nicht drauf – da seid Ihr wohl mal wieder ein paar entscheidende Jahre älter als ich.)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba