Antwort auf: blindfoldtest #24 – vorgarten

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vorgarten

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Beiträge: 12,716

brandstand3000die arbeit hat mich doch fester im griff als erwartet. das und der verregnete sommer ruinieren meine laune. so kann ich deinem bft nicht ganz mit der verdienten begeisterung begegnen. alles gefällt mir gut, ich weiß aber nicht so viel zu sagen. da ich aber lesen will, muss ich erst mal schreiben. vielleicht fällt mir später mehr ein.

vielen dank, ich bin sehr glücklich über deine kommentare und finde sie überhaupt nicht zu wenig. hier und da hat man den eindruck, dass du deine eindrücke positiver schilderst als empfunden, aber das ist ok, ich kann verstehen, wenn man das duell scheut ;-)

brandstand3000#1
das mädchen gibt seine bisquitrolle nicht her. von einer tollen, erfahrenen stimme gesungen, mit viel augenzwinkern und seele im vortrag. schöne new-orleans-kollektivimprovisation. besonders mag ich den steptanz der trommelstöcke auf dem woodblock. am ende ist es dann auch egal, was die mutter versprach bevor sie abgehauen ist, die musik wird schnell, wie nach der beerdigung. hier wohl die beerdigung der unschuld des bisquitröllchens.
das älteste stück ist aus den 50ern? ist das hier schon revival?

schön beschrieben. das ist weniger revival (wie z.t. #3) als vielmehr konservierung. und dass hier das bisquitröllchen beerdigt wird, finde ich eine treffende interpretation. da hat gott wohl mal kurz den garten verlassen. oder hinterher alle daraus vertrieben.

brandstand3000#2
erinnerungsarbeit. das mädchen wollte barfuß gehen. plantagenerinnerungen. „until my mother spoke of soles tied to my feet“ versteh ich nicht ganz. impressionistisch begleitet. der bass ist toll. song und stimme auch. bisschen arty. aber auch witzig (melodica). ich meine die stimme auch zu kennen, aber komme natürlich nicht drauf. kann es zeitlich auch nicht zuordnen. vielleicht erst ein paar jahre alt. könnte aber auch 90er oder älter sein :)

ist ein bisschen älter und ich glaube nicht, dass du das kennst. die erinnerungen gehen wohl nicht ganz bis zu den plantagen, aber die dame ist in einem kaff in arkansas aufgewachsen, sehr ländlich. sie wollte barfuß laufen, die mutter ihr sohlen anbinden. so richtig verstehe ich’s auch auch nicht. später, mit schuhen, hat sie allerdings einen ziemlichen eindruck in der jazzszene chicagos hinterlassen, da kommt dann das „arty“ dazu.

brandstand3000#3
jetzt wird es spiritual. tolle sängerin. klingt schön nach speakeasy oder getdown nach der kirche, unten im schuppen am fluss.

das war tatsächlich auf einem europäischen festival, aber es gibt auch tolle videos, wo sie sich an irgendein ländliches bahngleis stellt und ihre sehnsucht herausbrüllt. elvis war übrigens ein großer fan (des spirituals und der interpretin).

brandstand3000#4
hyperaktives pianotrio im schrottsound. da muss ich an die band in tati’s playtime denken. die hier würden es wahrscheinlich auch nicht merken, wenn man den laden zerlegt. viel spielfreude; macht spaß.

wieder erwarten ging es hier sehr kultiviert zu. und es musste wohl schnell gehen. für viel mehr reichten aber auch die ideen nicht, wenn man mal auf die wiederholungen im klaviersolo achtet… ich könnte das aber in dauerschleife hören und ihm die arbeit abnehmen, zu entscheiden, ob es hyperaktiv oder hypnotisch sein will…

brandstand3000#5
elegant und quirky. fake latin. gefällt mir sehr gut. toll, das schlagzeug allein, erst der quirky beat, dann als würde es vorspulen zum swing teil. schöne soli, oh, sogar eine harfe. das thema, das die harfe am anfang spielt, kennt man doch auch. ich komm jetzt aber nur auf „die affen rasen durch den wald“. das vibraphon spielt bei 2:53 „it ani’t necessarily so“.

ja, niemand erkennt das harfenzitat, ich auch nicht, ich weiß auch nicht, wie man sowas googelt. schön, dass dir auch das schlagzeug gefällt. aber du bist ja auch vom fach ;-)

brandstand3000#6
hach, wie schwelgerisch. was für schöne akkorde. was für ein perlendes klavierspiel. toll.

ja. so ist das. und ich hoffe, das ist ernst gemeint. B-)

brandstand3000#7
wieder ein ganz bekanntes thema, dessen namen ich nicht kenne. sehr schön auf der tuba. die restlichen bläser im modernen satz. interessant. wieder ein perlendes klavier. alles sehr schön leicht und aufgeräumt. die bläser soli beginnen so angenehm tief, ich kann gar nicht unterscheiden, was posaune, flügelhorn oder was auch immer ist. heiterer, intellektueller und origineller swing.

das thema ist nicht bekannt, glaube ich. das klavier hat eine gewisse eleganz, ja. (ich habe in meiner jugend mal für eine lokalzeitung musikkritiken geschrieben und hatte eine konkurrentin, die in jeder kritik was von „perlenden läufen“ schrieb, das ist für mich deshalb vergiftet). interessant, dass du das arrangement intellektuell findest, das stimmt natürlich.

brandstand3000#8
zum teufel mit der eleganz. hier tanzt das gangsterliebchen auf dem tisch. cooler dreckiger blues. alsphaltdschungel.

genau!

brandstand3000#9
und noch ein fantastisches pianotrio. jetzt mit mehr biss. großartig, diese harten rhythmischen, sehr ökonomischen klavierfiguren. dann die ganz große geste. katharsis. ist das frau s.?

well…

brandstand3000#10
totaler höhepunkt. ein crooner gottes. so macht worship spaß. ich will auch bekennen! tolles arrangement mit der klarinette.
(musste ich shazamen. mann, lag ich falsch.)

shazam einzusetzen sollte eigentlich ein bft-disqualifizierungs-grund sein. das ist nicht satisfaktionsfähig. aber toll, dass endlich mal einer dieses stück so gut findet wie ich! und du bist uns jetzt eine antwort auf die frage schuldig, auf was du vor dem shazammen getippt hattest…

brandstand3000#11
und die extase geht weiter. 9 minuten auf 180. müsste ich auch kennen, habe aber keine ahnung. sehr groß. religiös & voll körperlich.

ich glaube, das kennst du nicht. und sehr interessant, dass du das auch religiös findest. trance geht halt auch in free.

brandstand3000#12
hast du die beiden stücke übereinander gelegt? :) setzt #10 und #11 natürlich perfekt fort. funktioniert auch. ist aber auch gimmickhaft.

nein, ich bin an dieser montage unschuldig. es ist auch eher ein experiment, als wohlüberlegt. es gibt zwei alben mit material aus dieser session und zwei versionen dieses stücks. auf das erste album kam die duoversion (gesang & klavier). auf das resteverwertungsalbum diese version hier. also hat man sich zunächst dagegen, dann wieder dafür entschieden. es macht sich angreifbar und möchte geliebt werden!

brandstand3000#13
hier würde aufs cover schön ein segelschiff passen. sehr luftig. die bridge zum ende der durchgänge ist etwas zickig. aber gefällt mir gut. klassischer modern jazz.

ja, die zickige bridge, ich hatte „kratzbürstig“ gesagt. die luftigkeit kommt nicht nur von der flöte, auch von den besen des schlagzeugers und vom 70er-jahre-klavier. querflöte hat es übrigens in diesem forum immer schwer, das werde ich nie kapieren.

brandstand3000#14
toller gesangsanfang und -abschluss. abgehangener funk dazwischen. exotische instrumente. cooler streicherbreak. viel delay auf dem saxofon. das daumenklavier ist toll.

ja, das gesangsintro ist super, oder? wie komplex der akkord durch die overdubs wird! und die streicher sind auch toll. der arrangeur und produzent könnte was für dich sein, ich kenne aber auch nicht allzu viel von ihm (interessant ist, dass er mal bei einer verrückten band bassist war, die du kürzlich gesehen hast).

brandstand3000#15
lustige nummer. hätte ich nicht von dir erwartet. unterhaltsam, leichte tendenz zu nervig. ulkig steril gespielt. keine ahnung, wo das herkommt.

sowas hätte ich auch nicht von mir erwartet. vielleicht eine kohlenmonoxidvergiftung.

brandstand3000#16
einkehr. runterkommen. wieder hochschrauben. ECM. schön gespielt. dass die klavierfigur vom anfang fast die ganze zeit durchgeht, nervt mich etwas. was sonst passiert, gefällt mir alles gut. schöner sound.

eine solche produktion hätte bei ecm nicht das studio verlassen dürfen, danach müsste eicher erst mal wieder drei stunden arvo pärt hören. die klavierfigur ist natürlich der boden, auf dem das alles wächst. ich bin für sie auch sehr dankbar. es braucht ja etwas monotonie für die trance.

brandstand3000#17
schöner schlusssong. im sound etwas dated. der bass-sound und die splash-becken. bin ich kein fan. obwohl mir das arrangement und die spielweise trotzdem gefallen. die bridge mit dem gesangsoverdub find ich toll. sind das frau w. und herr c.?

bingo und verabredung morgen um halb fünf, kannst du da? den sound werdet ihr alle in 5 jahren wieder lieben. aber es stimmt natürlich, dass man so gerade nicht mehr spielt & klingt. damals hätte ich wahnsinnig gerne so einen bass-sound hinbekommen. hätte ich bass gespielt.

vielen dank nochmal! es ist echt verrückt, wie unterschiedlich die sachen gehört werden. und dass gott den vorgarten besucht, war am anfang gar nicht geplant, es hat sich durch das eigentlich thema des bft’s so ergeben. und was das wiederum heißt, müssen wir irgendwann mal diskutieren. so viel kryptisches zum abschluss. „jesus was a crossmaker“ (judee sill).

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