Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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ich höre das seit seit tagen immer wieder und kann nicht recht beschreiben, was das album so einzigartig macht. jd allens kurze phase, in der er nicht mit seinem regulären trio (gregg august, rudy royston, diverse aufnahmen auf savant) zusammen gearbeitet hat, sondern plötzlich im quartett mit dem wunderpianisten eldar djangirov unterwegs war, mag ich eigentlich am liebsten, aber die musik ist trotzdem nur geringfügig anders. ich kenne keinen (vergleichsweise) jungen jazzmusiker, der mit einer solchen tiefe spielt. auf ihn aufmerkam gemacht wurde ich von thomas borgmann, und ich glaube, es ist eher selten, dass ältere musiker einen jüngeren aus dem gleichen fach empfehlen.

GRACE ist eine suite in zwei bewegungen, auf der grundlage eines einzigen themas. die band twistet und verschiebt die motive in alle möglichen richtungen, die einzelnen stücke schließen sich nicht, setzen vielmehr immer neu an. jeder einzelne musiker ist fantastisch, stellt sich aber total in den dienst der kommunikation und motivarbeit, es scheint wie eine heilige messe um einzelnen bluesfragmente herum, aber die große geste liegt nur im ernst des zugangs, nicht im spiel, das ganz schlank, flexibel und einfach bleibt. der bassist (dezron douglas, ein jackie-mclean-schüler) hat einen großartigen ton, der schlagzeuger (jonathan barber, nie vorher was von ihm gehört) ist auch hundertprozentig wach und anwesenhend, und djangirovs spiel ist nochmal eine klasse für sich. das merkwürdige ist, dass nichts hier in irgendeiner weise „neu“ ist, alles klar auf eine tradition und darin am meisten auf coltrane bezogen bleibt, und trotzdem entsteht hier eine dringlichkeit und – eben – tiefe, die wirklich total besonders ist. vielleicht ist das auch nur auf diesem einen album so gelungen (alle anderen allen-aben, die ich kenne, sind auch gut, aber nicht in der gleichen umlaufaufbahn wie das hier). große empfehlung.

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