Startseite › Foren › Das Radio-Forum › StoneFM › 27.06.2017 "Swooping Eagle #2 Teil 1" & "KopfKino" & "Swooping Eagle #2 Teil 2" › Antwort auf: 27.06.2017 "Swooping Eagle #2 Teil 1" & "KopfKino" & "Swooping Eagle #2 Teil 2"
Für den long track den long text, aber es gibt nach vierundzwanzig Jahren Apples-Funkstille ja auch einiges zu berichten.
Felix Mendelssohn Bartholdy – Ouvertüre aus ‚Ein Sommernachtstraum‘
1. Die Ouvertüre war von Mendelssohn 1826 im zarten Alter von 17 Jahren komponiert worden, die weiteren zehn Sätze folgten erst 1842, auf ausdrücklichen Wunsch des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV
2. Neue Silver Apples-Alben? Hatte sich das Duo, bevor es getrennte Wege ging, nicht konsequent geschworen, nach dem bösen Ende, dass ihre Karriere Ende der Sechziger genommen hatte, nie wieder auch nur einen musikalischen Ton von sich geben, geschweige denn irgendetwas mit dem Business zu tun zu haben wollen. Mmmmhnja… im Prinzip schon. Nur stieß Simeon anno 1994 auf etwas ganz erstaunliches. Eine befreundete, bildende Künstlerin fragte bei ihm an, ob sie seine Musik auf ihrer nächsten Vernissage auflegen könnte.
„And I said, well sure, good luck if you can find it.“
Zu seiner Verblüffung kam die Antwort: „Oh, it’s everywhere, it’s all over the place. You can just go into any record store and buy it.“
Und er: „What are you talking about?“
Und sie: „Well, your new releases.“
What?
Nun, das deutsche Label TRC hatte 1994 die beiden Silver Apples-Alben als Doppel-CD neu aufgelegt. Unter der Hand, oder… direkter gesagt: illegal.
„So I went into a large record store in New York and I said, do you have any stuff by Silver Apples and they said yeah, they took me over to it and there it was, a whole bin full of stuff. And I said holy criminally, where did you get that stuff? And they named distribution and they said why? And I said well, that’s my music. And they said, you’re the long-lost missing-in-action Simeon? And I said, yeah. And they said, would you mind signing some of these? So I sat there and had a record signing afternoon in that store, signing my bootlegs.(…) …and I’m sort of in a state of shock, so I’m just doing anything anybody tells me. Is this what you do, you sit down and sign your bootlegs? I mean, I didn’t realise the significance of that until later, I thought, what a damn fool I was! But yeah, I was a naïve, uneducated person at that point in terms of the music. I had to get re-oriented.“
Auftritt: Xian Hawking (rechts).
„He was almost a musicologist, you’d call him, I mean he really had the whole thing nailed. And he educated me back, schooled me.”
Da war in diesem Jahr ja außerdem noch die Tribute-EP „Electronic Evocations“ auf dem Enraptured-Label erschienen.
Da waren mittlerweile überhaupt jede Menge acts, die voller Wertschätzung für das Duo waren, von Spaceman 3, Suicide, Stereolab, Aphex Twin, Portishead etc… hin zu Laika, die ihr gleichfalls 1994 erschienenes Debüt-Album „Silver Apples Of The Moon“ genannt hatten.
Und dann galt es natürlich durchaus ganz wirtschaftlich zu denken und der TRC-Veröffentlichung, von denen er keinen einzigen Cent bekam, das Wasser abzugraben und die Zügel bezüglich des backing cataloges wieder selbst in die Hand zu nehmen.
…und, unter uns, wenn wir schon dabei sind, warum nicht mal wieder in ein Tonstudio gehen?
1996 erklang mit der Veröffentlichung der 7″ „Fractal Flow“ das erste genuine, musikalische Lebenszeichen der Silver Apples nach 26 Jahren Funkstille, in einer Trio-Besetzung mit Simeon, Xian Hawkins und, an den Drums, Michael Lerner, da es auch nach ausgiebiger Suche nicht gelungen war, Danny Taylor ausfindig zu machen.
Ein Jahr später schließlich folgte „Beacon“,
im Jahr darauf bereits das Free-Jazz-Avantgarde-Experiment „Decatur“, das aus genau einem 42 minütigen Track besteht, dem Titeltrack eben.
„It was a transitional time, a learning time.“
Sein Instrument war nun ein etwas anderes. Einige Teile, die er damals noch aus Max’s Kansas City retten konnte, gingen 1979 bei einer Überflutung in seinem neuen Zuhause in Alabama verloren und treiben jetzt wahrscheinlich im Golf von Mexico umher. Was übrig blieb, fand natürlich noch seinen Weg in die Aufnahmen, wenn auch digitalisiert… denn
“As pretty as the sound can be, I find dealing with analog gear is like pushing a wheelbarrow full of bricks.”
Die allgemeinen Reaktionen auf das Comeback pendelten sich schnell auf ein euphorisches „Welcome Back“ ein. Simeon gibt Interviews in Magazinen und Radios a gogo. Nur eine Sache muss noch dringend geklärt werden und daher beendet er jedes dieser Interviews mit den Worten:
„If you happen to know where Danny Taylor is, let me know!“
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Gewöhnlich glaubt der Mensch - wenn er nur Worte hört - es müsse sich dabei doch auch was denken lassen.