Antwort auf: blindfoldtest #23 – gypsy tail wind

#10206443  | PERMALINK

vorgarten

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und direkt hinterher…

**bonusteil**

#1
das ist eigentlich nur ein klaviertrio, oder? diese dunklen fanfaren kommen vom schlagzeug, schätze ich. ziemlich toll, wie die instrumente bearbeitet werden und wie düster das dräut. es klingt wie ein happening, hält aber auch musikalisch die spannung bzw. baut sie immer mehr auf. das stück bleibt großartig, es gibt ständig neue impulse, bis sich das am ende in dieser kaputten-spieluhr-figur verschraubt. ist ziemlich genau mein ding, energetisch. finde alle drei musiker super. habe kurz überlegt, ob das sophie agnel mit edwards & noble ist, aber die kenne ich eigentlich gar nicht gut. bin sehr gespannt auf die auflösung.

#2
akustische gitarre, bass, percussion, ein tenorsax. hier kommt alles viel mehr aus der stille und verknüpft sich zaghaft in kleinen gesprächen. die erste verdichtung kommt durch das schlagzeug, in das bass und sax einsteigen, während die gitarre rätselhafterweise still bleibt. nein, in minute 8 kommt sie dazu, diesmal elektrisch, da gibt es auch sowas wie ein thema, scheint mir. das sax ist kommunikativ, mir gefällt es aber trotzdem nicht besonders. die gitarre wirkt manchmal arg tastend und orientierungslos, versucht das aber als qualität zu verkaufen. am ende geht mir das auch zu sehr seinen gewollten gang. hier bin ich kein großer fan. hätte jetzt auf so leute wie rainey, laubrock, halvorson getippt, aber da singt jemand mit beim gitarrespielen, und die stimme passt nicht zum bild, das ich von halvorson habe ;)

#3
das klingt nach mindestens zwei präparierten klavieren. es gibt so eine art grundpuls, um den herum einiges soundmäßig überraschendes stattfindet. so richtig von der stelle kommt die improvisation dabei nicht, die länge stört mich ein bisschen. ab ungefähr der hälfte klingt es mal so, als ob etwas neues passieren würde, aber es ist nur eine kleine verdichtung. aber doch, je mehr „natürliche“ klaviersounds kommen, je mehr die geräusche perkussiv werden, desto intensiver wird es. ich finde es interessant, aber es packt mich über die länge nicht wirklich.

#4
wow, fast 15 minuten sopransax solo. ein schöner, klischeefreier stream of ideas, sehr melodisch gedacht, der ton ist natürlich auch ganz schön. aber es wandert und schreitet so dahin, in relativ gleichen atemintervallen, das ich es recht ereignisarm finde. ein richtiger drang ist nicht dahinter. aber dann intensiviert es sich doch auch, die linien werden länger, die atmung gerät aus der gleichmäßigkeit heraus, der ton wird schärfer. zwischendurch höre ich barockphrasen heraus, kann mich aber auch täuschen. wenn es aber ab der 11. minute wirklich heiß wird, kommt schon etwas jazz durch.
naheliegenderweise musste ich an evan parker denken, den ich ja auch nicht allzu gut kenne, aber das hektische einatmen klingt eher weiblich…? höhepunkt und coda lassen mich dann doch etwas kalt, wie eigentlich das gesamte stück.

#5
jetzt der 21-minuten-brocken. wieder präparierte(s) klavier(e). schönes, ideenreiches schlagzeug dazu, dann noch ein bass, alle spielen in anderen zeitmaßen. was sind das für komische luftgeräusche? dem klavier wird schwindelig. toll, wie das schlagzeug plötzlich in einen groove fällt. darin wird es aber ziemlich allein gelassen. als effekt finde ich das ein paar minuten spannend, aber ich bin jetzt auf der hälfte und frage mich, was da jetzt noch kommt. ah, der schlagzeuger hört erst mal wieder auf. um dann sehr viel schneller wieder einzusteigen. wieder interessiert es die anderen kaum. fullstop nach 16 minuten, punktgenau zusammen, als hätten sich die gegeneinanderlaufenden metren tatsächlich in einem einigen moment getroffen. pause & hidden track? nachdenkliches klavier-solo, mit schön von der begleitung emanzipierten melodielinien. die atmosphäre ist eigenwillig, eine etwas kratzige melancholie, das scheint alles frei gespielt zu sein. zunehmend fließt das alles dann doch in gelernte muster, wird die begleitung fast zum stride. sehr hübsch.

interessanter bonus, etwas schwierig, sowas in einem bft zu hören, weil man sich oft schon nicht mehr an den anfang erinnern kann, wenn man durch ist. protokollieren ist aber auch blöd, weil man dann den blick für den langen bogen verliert. toll fand ich jedenfalls #1, und bei #5 will ich den schlagzeuger wissen.

vielen dank!

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