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Das Buch Ä – Stefan Üblacker, Schlachthof, Wiesbaden, 5.6.2017
Inzwischen lebt Roman Stoyloff, einst Sänger der Berliner Punk-Urformation Soilent Grün, in der selbsternannten Popmetropole Mannheim und arbeitet dort als Karate-Trainer. Aus Soilent Grün, die lediglich eine einzige EP namens „Fleisch“ auf den Markt brachten, gingen hinterher Die Ärzte hervor. Dem Gesang frönt Stoyloff nur noch hobbymäßig in kleinen Rockbands. Und hängt nicht gerne an die große Glocke, 1982 ein Weggefährte von Bela B. und Farin Urlaub gewesen zu sein. Und wird auch nicht gerne darauf angesprochen. „Er scheint die Ärzte als Verräter des Punk anzusehen“, mutmaßte Autor Stefan Üblacker auf meine Frage während einer Pause am Merch-Stand, wo der Bonner Jungjournalist seine autorisierte Biografie „Das Buch Ä“ über das Berliner Punk-Rock-Trio signierte, seiner Wiesbadener Lesung in der großen Halle im Schlachthof. Eine Erkenntnis aus Üblackers Recherchen. Das typische Pete-Best-Syndrom also.
Im Jahre 2000 durfte Schreiberling Stefan Üblacker seine Lieblingsband erstmals persönlich treffen. In den folgenden Jahren fanden immer wieder Interviews zwischen ihm und den Ärzten statt. Im vergangenen November veröffentlichte Üblacker schließlich diesen dicken Wälzer von Band-Werdegang. „Ich habe es niedergeschrieben, in zwei Tagen, dieses kleine Reclam-Heftchen“, behauptete Autor Stefan Üblacker, der denselben anarchischen Humor besitzt wie BelaFarinRod. Für Üblacker war der Berliner Dreier die (O-Ton) Popeinstiegsdroge. Denn noch mehr als ihre Musik an sich faszinierten ihn Die Ärzte vielmehr durch ihre ausgeprägten Persönlichkeiten: Den intelligenten Humor des ungestümen Punk-Dreigespanns vergleicht der Schriftsteller mit Monty Python, Loriot und Heinz Erhardt. Wer die Witze von DÄ in aller Tiefe verstehen will, müsse über eine große Allgemeinbildung verfügen. Bis heute entwirft der Künstler und Grafiker Schwarwel das Artwork für fast alle Publikationen von DÄ (siehe unten die Leinwand).
Zwischendurch stimmte das anwesende Akustik-Duo Reis against the Spülmachine zur Veranschaulichung verschiedene Ärzte-Songs an wie „Monsterparty“, „Schrei nach Liebe“, den „Schunder-Song“ oder „Anneliese Schmidt“. Wozu Autor Stefan Üblacker nicht selten Bela-like das Stehschlagzeug trommelte. Über drei Stunden ging die musikalische Lesung. Tolles Buch, mit vielen Fotos und Geschichten.
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Wayne's World, Wayne's World, party time, excellent!