Antwort auf: Steven Wilson

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alberto

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Ansonsten finde ich aber schon, dass es Wilsons Naturell gut zu Gesicht steht, wenn er ein paar erdende Begleitmusiker um sich hat.

Er hat ja während der Promotion zu HCE überraschend deutlich erklärt, warum es vermutlich kein PT-Album mehr geben wird. Nämlich weil seine Mitstreiter dort mit aller Berechtigung nicht als Auftragsmusiker zur Verfügung stehen würden, sondern auch gestalten wollen. Wilson müsste Kontrolle abgeben und um seine Vorstellungen kämpfen. Sich damit auch wirtschaftlichen Zwängen unterwerfen. Das will er nicht, jedenfalls nicht in seiner aktuellen Karrierephase. Und ich, der ich HCE nun mal als stärkstes Werk dieses Jahrtausends bewerte, bin dafür absolut dankbar. Allerdings ist der Grad schmal. Mit seiner willkürlichen Zusammenstellung unter dem Namen 4 1/2 konnte ich nicht viel anfangen. Wilson flashed mich dann, wenn er wirklich ein großes Konzept bis in die kleinsten Details allein vertritt. Wenn er sogar noch auf private Rechnung die kostspieligsten Elemente modernster Bühnentechnik auffährt, weil er eben der Meinung ist, dass es das Gesamtpaket irgendwie noch eine ganz kleine Idee ausgefeilter präsentieren kann. Und das Gespür dafür hat er. Und den Überblick auch. Deshalb kann er inzwischen auch ertragen, dass andere Musiker auf ihrem Gebiet besser sind als er selbst, statt so ein „Ich mache jetzt alles selbst“-Soloalbum aufzunehmen, was auch einem Mastermind wie John Mitchell grad wieder schwer misslungen ist. Nee nee, der soll mal schön so weitermachen. Widerspruch verträgt er auf dem inzwischen erreichten Level vermutlich sowieso nicht mehr. Bei den Aufnahmen zu den drei von Alan Parsons produzierten Blackfield-Songs soll es ja gewaltig gekracht haben.

Ich sehe seine Solokarriere auch als positive Weiterentwicklung, ausgehend von Porcupine Tree. Man hat natürlich keinen Vergleich, weil man nicht weiß, wo Porcupine Tree heute stünde, aber kontinuierliche Volltreffer wie Steven Wilson solo haben Porcupine Tree nicht hingekriegt.

4½ ist für mich eine Resteverwertung auf hohem Niveau. „Vermillioncore“ und die Duett-Version von „Don’t Hate Me“ sind für die Ewigkeit und rechtfertigen schon für sich allein das ganze Zwischenalbum.

Ihn persönlich zu beurteilen, ist aus der Ferne schwierig. Er erweckt den Eindruck, genau zu wissen, was er tut, erklärt sich aber auch öfters. Das deutet auf einen reflektierenden Menschen hin. Ein Urteil, ob er auf die Meinung anderer was gibt, könnte ich nicht fällen.

Um sein „Verhältnis“ zu Parsons beurteilen zu können, müsste man wissen, wie Parsons sonst ist.

zuletzt geändert von alberto

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