Antwort auf: Mikkos LP Faves

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mikko
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Game Theory – The Big Shot Chronicles (LP, Enigma Records, USA 1986)

Im Leserforum des Rolling Stone werden gerade mal wieder Lieblingslisten der Nutzer gepostet. Es geht dabei um die besten dritten Alben eines Künstlers, einer Band. Ich habe auch so eine Liste erstellt. Und unangefochten auf Platz Eins ist bei mir dieses Album. „The Big Shot Chronicles“ ist also das dritte Album der Band Game Theory aus Nordkalifornien. Ich lernte die Band Mitte der 1980er Jahre kennen im Zuge meines Interesses an der kalifornischen Paisley Pop Szene. Gegründet wurde die Band 1982 von Scott Miller in Davis, einem Vorort von Sacramento, Kalifornien. Die erste LP „Blaze Of Glory“ ließ bereits aufhorchen. Allerdings erreichte mich diese Platte aufgrund ihrer kleinen Auflage und des schlechten Vertriebs, von Promotion ganz zu schweigen, erst Jahre später. Die erste Platte der Band, die ich wahrnahm, war ein Sampler auf dem französischen Lolita Label mit dem Titel „Dead Center“, der mehr oder weniger zwei EPs aus den Jahren 1983/84 versammelte. 1985 erschien dann „Real Nighttime“, die zweite reguläre LP der Band und ihr erstes echtes Meisterwerk. Ein Jahr später dann „The Big Shot Chronicles“, das meiner bescheidenen Meinung nach ihr bestes Album ist und das beste Album der 1980er Jahre generell. So viel zur Vorgeschichte. Die Platte selbst enthält einfach nur großartige Songs. Jeder einzelne ein absolutes Meisterwerk! Das ist Power Pop, New Wave, Paisley Pop alles in Einem. Die Platte schickt mir noch immer wohlige Schauer über den Rücken und verursacht Gänsehaut, wenn ich sie höre. Im positiven Sinn wohlgemerkt. Produziert wurde die LP von Mitch Easter, der ja selbst eine Legende des US Power Pop der 70er und 80er Jahre ist. Scott Miller war inzwischen nach San Francisco umgezogen und außer ihm war keines der Gründungsmitglieder der Band mehr dabei. Aber Game Theory war sowieso immer vor allem sein Baby. Aufgenommen wurde in Mitch Easters Studio in Winston-Salem, North Carolina. Sowohl Easter wie Miller lobten die Zusammenarbeit später in den höchsten Tönen. Beide sind absolute Seventies Rock Spezialisten und Soundtüftler, was sich auf ihre Zusammenarbeit sehr förderlich auswirkte. Mit der neuen Bandbesetzung war Miller damals auch sehr zufrieden. Die Zusammenarbeit war wohl ausgesprochen produktiv und harmonisch. Und Millers Songwriting war quasi auf dem Höhepunkt. All das wirkt sich aus auf diese Platte, die eine solche positive Energie ausstrahlt, dass es eine wahre Freude ist. Die Platte wurde damals auch von der Kritik in den USA gut aufgenommen und erhielt reichlich positive Reviews in Zeitschriften von Spin bis Billboard. Auch im Radio wurde die Platte oft gespielt. Sie ist sicher eine der ersten und meistgespielten College Radio Platten in den USA. Für einen echten Charts Erfolg oder gar internationalen Durchbruch reichte das alles aber nicht. Zwei weitere LPs der Band Game Theory erschienen 1987 und 1988, beide auch sehr hörenswert. 1991 nach erneuten Umbesetzungen und deutlichen Änderungen im Sound entschied Miller, die Band künftig Loud Family zu nennen. Sieben Alben erschienen unter diesem Namen, ab 1996 leider nur noch als CD. Und über den Status eines Insider Tipps kam die Band leider auch nie hinaus. 2013 beschloss Miller dann, Game Theory wiederzubeleben und begann mit Aufnahmen für ein neues Album. Am 15. April 2013 jedoch nahm sich Scott Miller völlig unerwartet und überraschend selbst das Leben. Er war 53 Jahre alt. Über die Gründe seines Selbstmords ist wenig bekannt. Jedoch litt Miller wohl schon länger an Depressionen. „The Big Shot Chronicles“ wurde im letzten Jahr auch auf Vinyl wiederveröffentlicht. *****

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