Antwort auf: Lesefrüchte

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opd2

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Peter Breuer:

Die Mehrzahl aktueller Fernsehspiele und Komödien richtet sich an ein Publikum aus Babyboomern und Best-Agern. Entsprechend sind die Hauptrollen mit populären Schauspielern aus dieser Altersgruppe besetzt. Oft geht es um Beziehungskrisen nach dem Auszug der Kinder, eine Phase der Neuorientierung oder die Lebensnahtstelle zwischen Interrail und Seniorenpass. Ein sehr beliebtes Topos ist dabei das Blättern in alten Fotoalben oder das melancholische Paar, das auf dem Dachboden bei einem Glas Wein den Diaprojektor reaktiviert und auf einem provisorisch aufgehängten Bettlaken den Italien-Urlaub 1985 Revue passieren lässt. Die historischen Fotos verstärken dabei die Illusion, das Schauspielerpaar habe tatsächlich große Teile seines Lebens gemeinsam verbracht.
„Das ist doch alles Photoshop!“, krähen medienerfahrende junge Menschen und schalten vorschnell zu einem billigen Reality-Format auf einem der Privatsender um. Was sie nicht wissen können: 1985 war Photoshop noch nicht erfunden und Bildmontagen teuer und aufwändig. Deshalb veranstalteten Filmproduktionen und Castingagenturen bis in die frühen 90er Jahre regelmäßige Sommercamps an beliebten Reisezielen und produzierten mit den rund einhundert vielversprechendsten Schauspielern falsche Urlaubsfotos für die kommenden Jahrzehnte. Martina Gedeck, Corinna Harfouch, Katja Flint, Senta Berger und Gudrun Landgrebe zum Beispiel stiegen damals im Sekundentakt in eine venezianische Gondel, in der Uwe Ochsenknecht saß und nacheinander gegen Walter Sittler, Hannes Jaenicke und Heinz Hoenig ausgetauscht wurde. So entstand ein geheimes Kompendium aus Millionen scheinbar authentischer Familienfotos in unzähligen Personen-Konstellationen. Ein Schatz, der in einem Tresor auf dem Bavaria-Gelände lagert und aus dem bis heute geschöpft werden kann.

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