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friedrichIch gehe davon aus, dass beide Alben auch ein Versuch waren, mit dieser Welle ein wenig Geld zu verdienen. Da waren die beiden aber auch nicht die einzigen. Ob das verwerflich ist oder nicht, entscheide ich nicht.
Fast schon paradoxerweise kommt für mich dabei schon wieder interessante Musik heraus. Alles andere als lupenrein, bei Gene Ammons sogar ein recht bunter und starker Cocktail – wenn man es drastisch ausdrücken wollte: ein Bastard! Aber gerade das macht ja den Reiz dabei aus. Ein bisschen Hören mit tongue-in-cheek ist bei diesen fakes ganz hilfreich.
hierauf wollte ich eigentlich hinaus: bei @friedrich klang das ein bisschen so, als ob für solche alben mehr oder weniger wahllos und schnell ein paar sachen zusammengewürfelt werden, die sich unter dem gerade angesagten latin-label gut verkaufen lassen (anfang der 60er war es halt „bossa“). da das dann aber gar kein „lupenreiner“ bossa ist, entstehen merkwürdige „bastarde“, die ihrerseits wieder toll funktionieren können. vielleicht stimmt das so. vielleicht könnte man dann noch das missverständnis einbringen, dass man latin-musik oberflächlich als „heiß“ und „emotional“ versteht und dann eher auf hawkins, rouse, ammons kommt als auf tristano – aber jobim, gilberto usw. haben ja mit blues und r&b überhaupt nichts zu tun, die haben eher ein melancholisches stirnrunzeln oder (später) politische zornesfalten, als dass sie mal ins tanzen oder schwitzen kämen, trotzdem gibt es ein vergleichbares element, das hawkins & quebec mit der bossa zusammenführt, nämlich die eleganz – aber ob man damals so weit gedacht hat?
auch bei der materialauswahl: schnell zusammengewürfeltes irgendwie-latin oder intensive recherche? keine ahnung. toll ist es jedenfalls, wie diese songs auf reisen gehen, immer neue verbindungen eingehen, einverleibt und nach regionalen oder globalen moden transformiert wieder ausgespuckt werden. passt sehr gut zu brasilien, da saßen ja sowieso die musikalischen allesfresser, denen kultureller „purismus“ völlig egal war (auch mit liszt- und dvorak-adaptionen hätte man da niemanden schockiert).
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