Antwort auf: Thelonious Monk

#10130927  | PERMALINK

friedrich

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Die ersten Aufnahmen von Thelonious Monk habe ich als letzte kennengelernt, fand sie damals gewöhnungsbedürftig, schätze sie aber heute ganz besonders. Kurz, knapp, holzschnittartig, schon aufgrund des Schellllackklangs wenig nuanciert, aber dafür umso klarer akzentuiert. Dennoch hatte ich bislang nur eine Best Of dieser Aufnahmen. In einem Anfall von Komplettierungssucht zog es mich aber neulich in einen Plattenladen, wo mir völlig überraschend eine mir bis dato unbekannte Zusammenstellung von Monks von 1947-52 für Blue Note aufgenommenen Singles in die Hände fiel. Schon 2014 anlässlich des 75 Jubiläums von Blue Note veröffentlicht, aber damals unbemerkt an mir vorbeigegangen.

Insgesamt 47 ausgezeichnet restaurierte Tracks auf 2 CDs, darunter alle Stücke, die auch auf Genius Of Modern Music Vol. 1 + 2 enthalten sind, die Aufnahmen unter der leadership von Milt Jackson, zwei obskure Gesangsaufnahmen mit einem Kenny „Pancho“ Hagood, hinten drangehängt ein paar bonus tracks und 17 alternate takes. Soweit ich das sehe also der komplette Monk auf Blue Note von 1947-52. Das alles steckt in einer grafisch sehr schön gestalteten Hülle in Buchform mit 32-seitigen Booklet mit liner notes, diskographischen Angaben und Abbildungen. Die beiden Genius-Alben (die ja eigentlich auch nachträglich zusammengestellte Compilations sind) sind damit obsolet. Wer also diese frühe Phase von Thelonious Monk haben und hören will ist hier genau richtig.

Der einzige Nachteil daran scheint mir die Fülle des Materials auf engem Raum zu sei: Die 25 Stücke alleine auf CD 1 sind eine solche Reizüberflutung, dass das am Stück kaum zu ertragen ist. Man muss sich dabei vielleicht auch vor Ohren führen, dass diese Aufnahmen ursprünglich als Singles veröffentlicht wurden, also einzeln zu hören waren. Vielleicht hätte es mir ein bisschen besser gefallen, wenn man auf die alternate takes verzichtet und die verbleibenden 30 Tracks auf 2 CDs aufgeteilt hätte. Vermutlich ist es aber besser zu vermarkten, wenn man beide CDs randvoll bespielt. Aber das ist Klagen auf höchstem Niveau und man kann ja auch die Programmierfunktion des Players benutzen.

Ich finde, in dieser Form ergibt eine Re-Issue auf CD schon wieder Sinn, wo ansonsten Musik immer mehr aus dem Netz gezogen wird. Mit so einer Ausgabe hat man wirklich was in der Hand und das Gefühl etwas Kostbares zu besitzen. Denn das ist es ja auch, denn diese Musik ist großartig. Prädikat: Besonders wertvoll!

@sam

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)