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steve coleman & five elements: on the rising of the 64 paths
label bleu 2002 (aufgenommen am 31.3. und live am 1.4.2002 in amiens)
die zweite offizielle label-bleu-veröffentlichung ist vergleichbar entspannt wie das live-doppelalbum. die band ist auf as, tp (finlayson), e-b (tidd), ac-b (washington), dm (rickman) reduziert, es gibt diesmal keinen percussionisten. neu ist malik mezzadri, ein französischer flötist und sänger, auch „magic malik“ genannt, geboren in der elfenbeinküste, klassisch ausgebildet, ein label-bleu-stammspieler. in der coleman-band ist er keine klangfarbe, sondern steht sehr prominent im line-up. das dritte stück lebt von seiner hellen, verzierungsfähigen stimme, die im rubato-anfang in ein quasi-duett mit den drums ausbricht, bevor die band in einen trägen groove übergeht. „the movement in self“ ist dagegen ein tatsächliches duett, eigentlich ein langes coleman-solo mit ritualhafter, freier percussionbegleitung durch rickman, ein ziemlich fantastisches, ruhiges, spannungsreiches stück, ziemlich einzigartig im coleman-katalog. die 2 m-base-funknummern sind ziemlich klassisch aufgebaut aus verschiedenen figuren der einzelnen instrumente, tidd spielt eine gitarristische akkordbegleitung, washington walking bass. schöne, abwechslungsreiche soli, flexible drumbegleitung von rickman, der – ohne weitere percussion – eher funk- als latin-signale setzt.
es gibt zwei takes von gillespies „dizzy atmosphere“, das bis dato selbstbewussteste und klarste in-beziehung-setzen zum klassischen bebop-line-up parker/gillespie in der coleman-diskographie. die aktualisierung ergibt sich vor allem durch die abstrakte funkbegleitung von rickman, coleman und finlayson spielen dagegen ziemlich eng an den vorbildern.
zuletzt gibt es einen ausschnitt aus einem live-konzert, eigentlich nur einen moment: der m-base gassenhauer „fire revisited“ geht durch eine abwärtslinie colemans, die nach und nach alle aufgreifen, in etwas völlig neues über, der effekt der befreiung vom bekannten überträgt sich sofort in einen freien groove. kurz nach einer weiteren entwicklung wird ausgeblendet. dann kommt noch ein hidden track: coleman improvisiert im duo mit washington informiert und klischeefrei über „‚round midnight“. auch das ist nur ein kurzer moment, ein beiläufiges anspielen der tradition.
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