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Eine Reise in die Vergangenheit:
Die Partei – La Freiheit des Geistes (1981)
Im Zuge der Umfrage nach den besten Debüt-Alben aller Zeiten hatte ich meinen Plattenschrank durchwühlt und war auf diese Kuriosität aus dem Jahr 1981 (mehr als 35 Jahre alt!) gestoßen. Die bildenden Künstler Tom Dokoupil und Walter Dahn nahmen damals an nur einem einzigen Wochenende dieses Album auf. Im Jahr 1981 rutschte das als etwas abseitige Produktion der ursprünglichen Neuen Deutschen Welle mit durch, wurde aber vermutlich mit Ausnahme der Leser von Sounds und SPEX völlig überhört. Aus heutiger Sicht verblüffend und beeindruckend, was für tolle, innovative und experimentelle Musik damals gemacht wurde, die aber wenig später von Hubert Kah, der Spider Murphy Gang und diesem anderen Gesocks rechts überholt wurde und verstummte. Aus heutiger Sicht wirkt La Freiheit des Geistes auf mich wie ein Klassiker.
Mit Dokoupil und Dahn zeigt sich hier auch schön die Vermischung von Punk und Pop und Kunst, die es wohl vor allem im Umfeld des Ratinger Hofs in Düsseldorf gab, der von Carmen Knoebel, der Ehefrau des Malers Imi Knoebel, geführt wurde und Treffpunkt von sowohl Punks als auch Künstlern war. Das Cover von La Freiheit, ein Ausschnitt eines Reliefs von Arno Breker, hat damals sicher ebenso jeden braven Bürger wie jeden Alt-Hippie vor den Kopf gestoßen – wenn er es denn gesehen hätte.
Da fällt mir auf: Die Partei kam gar nicht aus Düsseldorf, sondern aus Köln.
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„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)