Antwort auf: Steve Coleman und M-Base

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steve coleman & five elements: resistance is futile. label bleu 2001 (rec. 12./13.7.2001 live in montpellier).

das erste von insgesamt vier (plus einer gratis-veröffentlichung) sehr interessanten coleman-alben auf dem französischen label bleu ist eine liveaufnahme der five-elements-band nach einem 2-wöchentlichen workshop in montpellier. das ist erstmal etwas komplett anderes als die high-concept-alben in großer besetzung zuvor. die band besteht aus der rhythm section andy milne (p), anthony tidd (e-b), sean rickman (dm) und jesús diaz (per), dazu kommen zwei 18-jährigen trompeter, die coleman in vorherigen workshops in der bay area in highschoolbands entdeckt und mit nach frankreich genommen hatte, beide sind heute selbst leader: jonathan finlayson und ambrose akinmusire.

das doppelalbum mit material von 2 konzerten, in denkbar lockerer atmosphäre (vor workshop-teilnehmern, etwas publikum, südfrankreich im sommer…) aufgenommen, funktioniert in seiner lässigen ambitioniertheit ziemlich gut. die musiker spielen sich durch ein ziemlich breites coleman-material, mit kompositionen aus den ersten jmt-jahren bis zum zuletzt veröffentlichten „urban“. das zwischendurch bebop-themen kommen (ah-leu-cha, straight no chaser, salt peanuts), ist kein wunder: das ganze konzept ist bebop-nah, mit rasend schnellen themen, achtelketten-improvisationen von coleman und finlayson, dem ganzen show-off virtuoser spielkunst. tidd spielt meistens walking bass zu einem abstrahierten funk-beat von rickman, der meistens auf 2 und 4 betont ist, so dass tatsächlich sowas wie swing entsteht. akinmusire (mit sehr viel dunklerem, vollerem ton) steht dabei etwas abseits, zitiert eher älteren jazz, als dass er ihn aktualisiert. milne ist für die harmonische modernisierung verantwortlich, sehr hancock-orientiert, aber sparsam, jeder akkord ein neues angebot. seine soli neigen dagegen zum dahinplätschern (eigentlich ist er oscar-poeterson-schüler), sind aber bei seinen beiden duos mit coleman über „easy living“ und „straight ahead“ wieder genau richtig. weitere abwechslungen bringen ein paar ruhige, statische nummern, gleich am anfang: „wheel of nature“, das etwas unter dem spannungsarmen solo von coleman leidet (dem akinmusire aber ein super strukturiertes anhängt), dann die tolle rubatoballade „beyond all we know“ (im original von cassandra wilson gesungen), in der coleman tolle schattierungen seines tons hinbekommt. und dann gibt es noch kurze snippets, die in m-base-funks überleiten, etwas popsong-ähnliches (ein publikumswunsch?), ein kurzer afrokubanischer gesang, ein absurder rhumba (im hidden track) und das merkwürdige „flint“ aus dem soundtrack zu einer james-bond-parodie von 1966 von jerry goldsmith. das alles, wie man sieht, ein fröhliches durcheinander, um den facettenreichtum des colemanschen konzepts herauszustellen.

am tollsten ist die einzige neue komposition der konzerte, das titelstück „resistance is futile“, das aus einer endlosmelodie heraus im gespannten midtempo belassen wird und zwei tolle, frische soli von coleman und milne präsentiert. hier hätte mich ein beitrag von akinmusire noch interessiert, aber er spielt eigentlich kaum mit. dass finlayson nach diesen aufnahmen bis heute festes mitglied der coleman-bands bleibt ist klar: er teilt den bebopansatz (sein wichtigster lehrer war robert porter), die schnelligkeit und melodische ungreifbarkeit, die nah an coleman ist, aber auch sowas wie eine don-cherry-bei-ornette-funktionalität hat: auf dem gleichen niveau, aus dem gleichen geist nochmal neu über das material gehen, ohne die maschine anzuhalten.

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