Antwort auf: Thelonious Monk

#10095813  | PERMALINK

friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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vorgarten(…) aber offensichtlich gab es doch ein netzwerk von familie, kollegen und freund_innen, die monk abgeschirmt haben, ihm die möglichkeiten verschafft haben, bis zuletzt produktiv zu bleiben und zu tun, was er am liebsten tat. darüber hinaus kenne ich keine aussagen aus der musikerszene über ihn, die nicht von großem respekt geprägt waren. und wiederum aussagen von ihm, die als expertisen galten und oft einen neuen blick auf die musik anderer ermöglichten (seine bemerkung, dass sun ra swinge, seine korrektur an abbey lincolns stil, die sie immer wieder als entscheidend für sich hervorgehoben hat, usw.). das heißt: wie haben es hier mit einem gut integrierten menschen zu tun, und das spricht für die integrationskraft und druchlässigkeit der szene, die sich mit solchen floskelkonstruktionen à la „genie und wahnsinn“ wohl kaum aufeghalten hat.

Ja, das stimmt wohl. Monk konnte sich glücklich schätzen, dass er so, wie er war, akzeptiert wurde. Und auch wir können uns glücklich schätzen, dass es so war, sonst hätten wir seine Musik nicht. Es war für mich wohl etwas erschreckend, die andere Seite des so hippen Idols zu sehen. The dark side of the moon, sozusagen. (Fast hätte ich geschrieben the dark side of the Monk, aber das ist zu albern ;-) ) Gleichzeitig faszinieren mich diese Brüche und Widersprüche in den Charakteren und Biografien auch. Der glatten Oberfläche traue ich sowieso nicht.

Dass Genie und Wahnsinn eine Floskel ist, sagte ich ja selbst.

PS.: Natürlich swingt Sun Ra! Überirdisch!

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)