Antwort auf: Thelonious Monk

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friedrich

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Ich hatte in meinem obigen Post das Wort Zweifel nachträglich durch Entsetzen ersetzt. Insofern beziehen sich Eure späteren Posts sozusagen auf unterschiedliche Aussagen von mir. Faszination und Entsetzen steht da jetzt. Glücklich bin ich mit der Formulierung aber immer noch nicht.

Ich bin ja Monk-Fan und ich habe am künstlerischen Wert seiner Musik nie gezweifelt. Aber ich habe ihn auch erst kennengelernt, als er schon das Zeitliche gesegnet hatte und ich war damals eigentlich auch kein Jazzhörer. Insofern hatte ich wohl andere Beurteilungskriterien, als das Publikum, das vor allem in Monks früher Zeit an dessen Fähigkeiten zweifelte.

Lange habe ich Monk nur als genialen, etwas schrulligen aber auch unendlich hippen Musiker gesehen. Auf deutsch war nur wenig Literatur verfügbar: Thomas Fitterlings aus heutiger Sicht etwas staubig wirkendes Buch, später das DU-Heft. Wiederum später habe ich die Doku Straight No Chaser gesehen aber erst beim wiederholten Sehen fiel mir auf, was für ein Mensch dort porträtiert wurde: Genialisch, vorsichtig gesagt etwas kauzig, faszinierend, irgendwie sogar sympathisch, andererseits aber auch ein außerhalb seiner Musik oft völlig hilflos wirkender Mensch, der offenbar psychische Probleme hat, und der seinen Mitmenschen dadurch sehr viel abverlangt. Es gibt da so eine Szene, in der Nellie am Flughafen (oder so) hektisch alles organisiert, während sich Monk völlig geistesabwesend buchstäblich nur um seine eigene Achse dreht. Oder sein Sohn Thelonious Jr., der davon berichtet, wie sein Vater ihn im zunehmenden Alter nicht mehr erkannte. Und dann sind da die Klinikaufenthalte des wohl unter einer bipolaren Störung leidenden Monk, die ja weder bei Fitterling noch bei DU erwähnt werden – was nicht wundern sollte, denn sowohl Familie Monk als auch sein Management haben die wohl geheim gehalten, da das sonst möglicherweise Monks Karriereende bedeutet hätte. Da war ich doch etwas entsetzt. Genie und Wahnsinn, wenn man es klischeehaft ausdrücken will.

Aber darüber hatten wir früher schon mal geredet.

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„Für mich ist Rock’n’Roll nach wie vor das beste Mittel, um Freundschaften zu schließen.“ (Greil Marcus)