Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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clasjazJa, wenn S. Richter mit Bach, dann dieses WTK … Hier zuletzt immer wieder das späte Mendelssohn-Quartett in f-moll, op. 80 von 1847:Nicht, dass ich den großartigen Überblick über Einspielungen hätte, aber das Melos Quartett überrascht mich nach vielen Jahren immer noch – bei Schubert und eben Mendelssohn, bei ihm noch überzeugender, vielleicht, weil sie selbst da überzeugter waren – mit dem Gestus „So-ist-hier-das-Feuer-zu-bereiten“. Die Einspielung hier stammt vom Juni 1980, Stuttgarter Liederhalle. Zumal der erste Satz befriedigt meinen privaten Mendelssohn-Tic: Ich höre ständig ein Schubert-Lied aus der „Winterreise“, nur einen melodischen Abschwung, ich höre sogar Text, obwohl es den weder bei Mendelssohn gibt noch in der „Winterreise“. Daher wohl ein Tic. Die gleiche Besessenheit und die gleiche Schubert-Remineszenz im ersten Satz des zweiten Klaviertrios. Wenn ich die Zeit damals etwas rotieren lasse, scheint mir von den Bekannten doch Mendelssohn der Verrückteste gewesen zu sein. Beethoven hat sie auf die schiefe Bahn gebracht, Brahms hat trotzdem mehr oder weniger ruhig an seinen Sachen gehäkelt, Schumann lief übers Eis, Mendelssohn konnte sich die „gute“ Erziehung leisten, mit einigen Fehltritten hinüber zu Schubert, die seine festesten Tritte sind.

Schön wieder von Dir zu lesen ….

Die Mendelssohnquartette – welche wahrlich zahlreiche Schubertsche Klangmetaphern in sich bergen – sind bei mir in festen Händen. Einerseits beim Bartholdy Quartett (Joshua Epstein 1. Violine + Max Speermann 2. Violine + Jörg-Wolfgang Jahn Viola + Annemarie Dengler Violoncello) mit Aufnahmen aus den Jahren 1973/74 auf Acanta

welche die Wehmut bzw teils fast schon liedhafte Fragilität zelebrieren ….famos aufgenommen ist das auch und seit ein paar Jahren als 4CD Box von Membran auch in diesem Format  + für sehr kleines Geld – vorliegend.

Andrerseits das Gewandhaus Quartett mit dieser Gesamtaufnahmen

welche diametral zu dem Interpretationsverständnisz des Bartholdy Quartetts steht – unheimlich direkt und vom ersten Einsatz an fast körperlich spürbare Spannug verfügend …. trefflich beschrieben in dieser Rezension der Zeit :

http://www.ncamusic.com/rezensionen-popup.php?lang=de&current=179_60205%2B-%2BKlassik%2BGrell%252C%2Beisig

Gibts auch als 4CD Boc von NCA/Membran (letztere scheinen fast ein Mendelsohn Streichquartett Monopol zu haben  ;-) ) kostet aber 4mal Bartholdy ….

Für beide Interpretationen meinerseits uneingeschränkte Empfehlung aka unverzichtbar ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)