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steve coleman & five elements: THE ASCENSION TO LIGHT. bmg/ rca victor 2001 (rec. 1999).
colemans letzte veröffentlichung auf dem major-label ließ zwei jahre nach den aufnahmen auf sich warten. ich weiß nichts darüber, wie es zum bruch kam, allerdings kann man sich leicht vorstellen, dass diese hochkomplexe musik, die sich mittlerweile weit von funkpatterns entfernt hatte und gewiss nicht billig zu produzieren war, nicht unbedingt das war, was man als frisches neues jazzkonzept an ein gros der verbliebenen jazzhörerschaft verkaufen konnte.
auch der schwanengesang ASCENSION TO LIGHT ist eine ambitionierte produktion. die five-elements-rumpfband (coleman, gilmore, iyer, tidd, rickman) wird von diversen gastmusiker_innen unterstützt, außerdem steht diesmal ein holzbläserensemble (imani winds) mit im studio. das spektrum der beteiligten stimmen ist groß: neben zwei trompetern (alessi & endsley) gibt es ein wiederhören mit dem knarzigen tenorsax von gary thomas, aber auch mundharmonika (grégoire maret), das chinesische saitenintrument pipa (min xiao-fen), cassandra wilson summt ein wenig mit, kemetische texte werden deklamiert, deren vermittler, der philosoph thomas goodwin, bekommt auch einen credit.
ich habe colemans musik ja früher vor allem über die rhythmische ebene wahrgenommen, was irgendwann ein wenig langweilig wurde, jetzt staune ich gerade über die disparaten klangfarben, die ziemlich toll mit dem fluiden rhythmus verzahnt sind. die pipa ist hier ein funkinstrument, die mundharmonika ein atemgerät, das eine physische verletzlichkeit mit einbringt, die holzbläser sorgen für dunkle klangwolken, brechen aber immer wieder auch einzelnd improvisatorisch aus, die beats kommen manchmal sehr spät, manchmal nur wie ein herzschlag, dann wieder leicht und flink (passenderweise in „urban“). der ausbrecher diesmal ist ein frei & kollektiv improvisiertes bläser-quartett (coleman, thomas, endsley & alessi), das immer wieder in eine vorgefertigte phrase findet. „polarity and equilibrium in a fluid“ heißt das vorletzte stück, aber darum geht es allgemein, auch wenn einzelne momente nicht so gut funktionieren (in „obscurity“ nerven die ziellosen improvisationen über einem nicht sehr spannenden groove, das wirkt nicht wirklich ausgearbeitet; der neue groove zu „cüd ba-rith“, das coleman schon mit doug hammond spielte, überzeugt auch nur bedingt).
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