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friedrich
Ich hatte schon befürchtet, dass ich mit meinem schnippischen Kommentar ins Fettnäpfchen getreten habe.
Ja, die alte E- vs. U-Geschichte, die ich schon lange nicht mehr hören kann und deren Keil gelegentlich sogar mitten durch die Populärkultur getrieben wird. Ich neige ja dazu, gerade die Heiligsprechung des Profanen im Pop (im weitesten Sinne) ernst zu nehmen und in diesem Sinne könnte man Satchmo, Dizzy und Roland Rahsaan Kirk als heilige Narren sehen. Nur so ein Gedanke und sicher auch etwas unscharf. Dass die alle auch mal ins Alberne umkippen konnten ist nicht zu bestreiten. Oder zu Klischees ihrer selbst verkamen. Umgekehrt stürzten sie sich aber auch mal in die tiefsten menschlichen Abgründe. Gehört alles mit dazu. Sun Ra ist da sicher noch mal ein Sonderfall, aber eine Show hat auch der abgezogen. Und wie!
Hatten wir schon öfter drüber geredet, oder?
Vielleicht ist Dizzy wirklich zu spät gestorben. Hätte er wie Bird vorzeitig das Zeitliche gesegnet, wäre er heute eine Kultfigur. Dizzy’s Aufnahmen der 50er und 60er Jahre sind aber in jedem Fall sehr gut. Sicher nicht mehr so innovativ, aber immerhin hat er das Niveau konstanter gehalten als so manche alternde Rockband. Der hat seinen eigenen Klassizismus geschaffen.
Ja, schon öfter drüber geredet und auch wenn ich mich schon ein paar Male über verknappte Statements von Dir geärgert habe, deren Richtung mir falsch schien: Alles gut, ich glaube wir müssen darüber wirklich nicht mehr streiten!
Der Gedanke mit dem „zu spät gestorben“ liess mir ja selbst einen Moment den Atem stocken, so zynisch ist er. Aber in der Popkultur spielt das ja leider alles eine Rolle, manchmal eine entscheidende (bei anderen ist es einfach nur bekloppt oder jammerschade, aber auch das ist wiederum vermintes Gebiet).
Gillespie hat tatsächlich eine Art eigenen Klassizismus geschaffen, die Begrifflichkeit gefällt mir. Denn Hard Bop ist seine Musik auch der späten Fünfziger und der Sechziger nie geworden, mit dem eher vom Swing geprägten Mainstream hat sie eher die Eleganz gemein als stilistische Elemente (wenigstens damals noch, das verschmolz in den Siebzigern dann in den Achtzigern mit dem Möchtegern-Entertainer-aber-Antithese-des-heiligen-Clowns Wynetone M. und spätestens in den Neunzigern mit der Eleganz der zweiten Welle der jungen Löwen – Mehldau, Redman usw. – war der Bebop endgültig domestiziert und in den Mainstream eingestampft, vorgarten und ich hörten das ja jüngst am Jazzfest im Duo der gerade genannten). Und ja, das Niveau der vielen Verve-, Limelight- und Philips-Alben Gillespies in den Dutzend Jahren oder so ab 1954 ist wirklich verblüffend. Und man vergisst zu gerne, was für ein genialer Trompeter und Solist er auch in der Zeit (und später ebenfalls) weiterhin war.
@soulpope: danke, ich suche dann wohl gelegentlich danach … und zu Blake melde ich mich zu gegebener Zeit dann auch, ich schlief gestern nach zwei Dritteln oder so ein, aber was ich hörte, gefiel. Blake’sche Noir-Musik halt, mag ich ja bekanntlich unglaublich gerne.
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