Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#10081191  | PERMALINK

soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

Registriert seit: 02.12.2013

Beiträge: 56,509

gypsy-tail-wind

soulpope

gypsy-tail-windIch wollte ja neulich schon gegen „spät“ protestieren … wenn es nur „früh“ und „spät“ gibt, okay, aber dann muss man um 1951 oder so eine Linie ziehen und das finde ich irgendwie unpassend. Ich finde aber leider Art Taylor auch heute wieder zweckdienlich und nichts mehr. Aber Duvivier reisst das schon etwas raus. Und Powell hat hoffnungslose Verhedderungsmomente aber auch klare und gute, aber super beeindruckende höre ich selten, das ist für mich alles eher so matter-of-factly, irgendwie. Und das zweite Album leider klanglich bescheiden … auf CD habe ich die in derselben (glaub ich zumindest) Japan-Reihe, beim Übergang musste ich aber sofort leiser stellen damit das Trommelfell keine Schaden nimmt … mal daheim verhleichen und allenfalls neue MP3 erstellen.

Ich kann Dir hier natürlich nur eine höchst subjektive Trennlinie anbieten, aber „spät“ im Sinne von „sehr spät“ beginnt für mich tatsächlich mit 1957, den Aufnahmen im Birdland und dann schon diese Session für RCA – das Facinosum (für mich) liegt eben in diesem unerwarteten Vexieren der klaren und dunklen Momente (was ich aber nicht synonym mit gut und schlecht taxiere) ….. Duvivier ist hier – wie so oft – schlichtweg superb und Art Taylor bestimmt den Rhythmus, welcher sonst mit Powell aufgrund des Vorgesgten nicht möglich wäre …. der Sound meiner japanischen LP`s ist exzellent und auf CD ist „Strictly Powell“ in der neuen Sony Edition klanglich sehr, sehr gut …. ich habe jedenfalls bereits „Swinging With Powell“ bestellt ….

Das macht dann eben noch viel weniger Sinn für mich, wenn fast die zweite Karrierehälfte eines viel zu früh verstorbenen Musikers als „sehr spät“ bezeichnet wird … solche Einteilungen sind ja in den meisten Fällen eh nachträglich, aber bei Powell vielleicht nicht unbedingt, man kann da schon irgendwie Perioden festlegen, aber ich finde dann sollte man genauer sein (womit ich Dir nicht unterstellen will, dies nicht zu tun/sein, wir haben das ja noch gar nicht ausführlicher diskutiert). Bei mir sähe dann wohl die „gute“ Zeit sehr kurz aus, 1947-49 oder so, die Jahre davor und die danach (bis 1953) als zweitbeste Phasen, alles ab 1954 schwankend, aber ich glaube die wirklich späte Zeit würde ich erst in den Sechzigern ansetzen, denn ab 1954 entstanden ja doch noch sehr viele Aufnahmen und es scheint mir einfach nicht so sinnvoll, das alles in den Topf „spät“ zu werfen.

Ich habe dies nicht wissenschaftlich aufbereitet, sondern eine subjektive Grenze schemenhaft gezogen ab welcher meine beschriebenen Präferenzen zum Tragen kommen …. ich hatte diese ja als Spätphase bezeichnet, nach Deinem Monieren als „sehr“ spät taxiert …. natürlich macht eine genauere Betrachtung Sinn, nichtsdestotrotz bleiben persönliche Eindrücke bleiben davon unbenommen …. und zu den Abgrenzungen bei Bud Powell allgemein fällt mir der „Invisible Cage“ ein …..

--

  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)