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Pere Ubu – The Modern Dance
Pere Ubu – Dub Housing
Beide Alben gehört im Zuge der Debüt-Sause an anderer Stelle, und in Vorbereitung der „Second Album“-Bonanza, die allerdings in diesm Forum erst noch erfunden werden muss. Jedes einzelne Mal, wenn ich die ersten Ubus höre – und ich höre sie beide meist hintereinander am Stück durch – stellt sich mir das euphorische Gefühl ein, die Rockmusik wäre an einem Punkt angelangt, von wo aus es völlig offen ist, in welche Richtung es weiter geht. So sehr scheint miir Pere Ubu das Format aufgebrochen zu haben, kantige Teile eingefügt, Nervgeräusche ebenbürtig neben Rock’N’Roll gestellt, selbst vielleicht gar nicht immer wissend, was in der nächsten Sekunde passieren wird, aber hart daran arbeitend in ihren Alltagsklamotten, mit ihrem Arbeiterpublikum damals in Cleveland, als Cleveland genauso wenig schön gewesen sein kann wie heute. Wenn ich die frühen Ubu höre, bekomme ich Sehnsucht nach diesem hässlichen Ort, wissend, dass das reine Romatik ist, eine Romantik, die die Musik von „The Modern Dance“ auch zu keiner Sekunde unterstützt. Hinter dem sechsminütigen „Sentimental Journey“ steckt beispielsweise die denkbar unsentimentalste, schroffeste, strukturloseste Musik. Auf „Dub Housing“ wird die „Real World“ namens Cleveland langsam abgelöst von einem übergeordneten surrealen Tablaeu: Geisterhafte Shanty-Chöre, das Kabinett des Dr. Caligari, auf Kreidewänden kratzende Synthesizer, seltsame Trinkgelage in verruchten Gassen Nantuckets. Die imponierenden Stahlbauten Clevelands weichen langsam allgemeingültigeren, das Innere versinnbildliche Horror-Kulissen. Pere Ubu waren auf dem Weg zur großen, US-Amerika abbildenden Band. Ich glaube, in Cleveland lebt heute niemand mehr von ihnen, weder die ehemaligen, noch die aktuellen Mitglieder der Band.