Antwort auf: Literarische Begegnungen (Lesungen)

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ford-prefect
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Philipp Winkler – Kurpfalztreff, Bobenheim-Roxheim, 30.1.2017

Im vergangenen Herbst stand der Roman Hool auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises, konnte die Auszeichnung jedoch nicht gewinnen. Hauptsächlich war dieser Titel für den Buchpreis nominiert wegen des bislang literarisch noch nicht erschlossenen Themas, nämlich die Kultur oder Unkultur der Holligans. Debütant Philipp Winkler lässt in seinem Erstling einen jungen Hooligang aus dem Umfeld von Hannover 96 auftreten, der sich regelmäßig mit seinen Kumpels mit anderen Hooligans, also Krawalltouristen, gegnerischer Fußballvereine prügelt. Eine Eiter speiende Geschichte voller Blut und Trostlosigkeit, die einige Kritiker von der Stimmung her mit Clemens Meyers „Als wir träumten“ vergleichen. Trifft. In Hannover gibt es das größte deutsche Clubheim der Hells Angels, das im Roman eine kurze Erwähnung erfährt. Selbst war Philipp Winkler, ebenfalls Anhänger von Hannover 96, noch nie ein Holligan gewesen.

Ohne sein Studium des Kreativen Schreibens an der Uni Hildesheim wäre dieser Roman, wie der 31-Jährige erzählte, nie entstanden. Ein Studienkollege brachte ihn auf dieses Thema, als es an der Uni darum ging, einen Roman zu verfassen. Anschließend führte Winkler damals zur Recherche mehrere Gespräche mit Ex-Hooligans und Sonder-Ermittlern. Nach seinem Bachelor-Abschluss habe der Autor, der eher zufällig zum Beruf des Schriftstellers fand, sechs Monate von Hartz IV gelebt. In dieser Zeit musste Winkler seiner Sachbearbeiterin in der örtlichen Arbeitsagentur wöchentlich zehn Bewerbungen vorlegen. Man schlug ihm Jobs als Gemüseschnippler und Tankwart vor, was Winkler alles ausschlug. Demnächst will der Autor seiner Sachbearbeiterin, wie Winkler amüsiert verriet, ein Exemplar von Hool vorbeibringen.

Nicht unbedingt eine dringende Empfehlung zur Lektüre, trotzdem stellt dieses authentische Buch, geschrieben in derb-schnodderiger Sprache mit einigen Hannoveraner Dialekt-Begriffen, ein wichtiges Dokument dar. Es gibt Einblick in ein Milieu, das auf den Großteil der deutschen Bevölkerung befremdlich wirken dürfte.

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