Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › Thelonious Monk › Antwort auf: Thelonious Monk
friedrich
Ach, da haben doch durchaus noch ein paar andere Hörer engagiert gelauscht. Mir hat es Freude bereitet.
Die Monk-Greatest Hits habe ich leider nicht mehr. Schade eigentlich, so habe ich auch diese Solo-Aufnahme von Round Midnight nicht mehr. Aber ich habe noch eine andere von 1957.
Klar, es gibt ja diverse Versionen des Stückes – und die auf „Round About Midnight“ von Miles Davis zählt definitiv zu den schönsten (und das tolle Arrangement ist eben von Monk, nicht von Gil Evans, wie man lange dachte).
friedrich
Ich habe ja auch große Vorbehalte gegen Anzüge. Aber man kann Columbia in dieser Zeit eigentlich nicht vorwerfen, dass sie nichts gewagt und sich nicht auf Experimente eingelassen haben. Mit Miles und Herbie haben sie es getan! Bei Monk war es umgekehrt: Da hat sich der Künstler nicht mehr von der Stelle bewegt und dadurch die Partnerschaft scheitern lassen.
Die Columbia-Aufnahmen werden manchmal etwas schlechter gemacht, als sie sind, finde ich. Du erwähntest es: Die ersten beiden Alben, Monk’s Dream und Criss Cross sind eigentlich ausgezeichnet, die späteren eigentlich auch nicht schlecht, aber eben vorhersehbar. Criss Cross mag ich sehr, vor allem wegen des Titelstücks und der schönen Version von Crepuscule with Nellie. Von MD fällt mir als erstes der Bolivar Blues ein. Muss mir beide Alben aber erst mal wieder anhören. Die Big Band & Quartet In Concert hatte ich auch mal als Doppel-CD. Eigentlich auch gut, wenngleich mich da irgendwann der immer gleiche Ablauf der Stücke im Quartett (Thema, Piano-Solo, Sax-Solo, Bass-Solo, Drum-Solo, Thema … gääähn …) so gelangweilt hat, dass ich es nicht mehr hören konnte.
Meine Vorbehalte sind im Verlauf der Jahre immer kleiner geworden. Sie sind noch da, aber gewiss nicht mehr gross. Von „Monk’s Dream“ spielte ich ja den Titeltrack, ich finde den überragend. Von „Criss Cross“ bleibt meine Referenz die Blue Note-Einspielung, und das Album steht bei mir seit allen Zeiten ein klein wenig im Schatten von „Monk’s Dream“, ohne dass ich das genau erklären könnte (so, wie ich „Misterioso“ etwas lieber mag als „Thelonious in Action“, aber dort kann ich es wohl eher erklären).
friedrich
Deine nächste Sendung hat Monk & Coltrane zum Thema? Ich kenne die Studio-Aufnahmen mit Coltrane (und Coleman Hawkins) von 1957 und die erst 2005 veröffentlichten Live-Aufnahmen aus dem gleichen Jahr. Auch sehr schön. Gibt’s da etwa noch weiteres? Hoffentlich gibt mein Zeitbudget es her, Deine Sendung zu hören.
Du budgetierst Deine Zeit? Das ist ja sehr unberlinerisch
Im ernst, es gibt das Septett-Album („Monk’s Music“), von dem ein paar Alternate Takes überliefert sind – in der „Complete Riverside Recordings“-Box oder jüngst auf dem Monk/Coltrane Complete Riverside 1957 2-CD-Set, ein paar davon landeten (neben einem Take von der „Thelonious Himself“, wo Coltrane und Wilbur Ware für „Monk’s Mood“ schon beigezogen wurden) nebst der tollen kurzen, einzigen Quartett-Session des original Monk-Quartetts von Sommer 1957 (Monk, Coltrane, Ware, Shadow Wilson) auf „Thelonious Monk with John Coltrane“ (Jazzland). Die entstand ein paar Monate nach „Monk’s Dream“ und man hört schon, wie Coltrane viel tiefer in der Musik Monks steckt. Das nächste ist dann das Konzert aus der Carnegie Hall, das Du erwähnst (bereits mit Ahmed Abdul-Malik, dem Nachfolger Wares) – das ist schlichtweg brilliant und lässt die Güde der Studio-Session (drei Tracks, die Hälfte der LP) etwas schrumpfen, weil in diesem Konzert, das am Ende der Monate mitgeschnitten wurde, die Coltrane mit Monk verbrachte, wirklich klar wird, dass Coltrane auch in Sachen Monk der beste war – wie er sich da in die Musik Monks einfügt, ist wirklich faszinierend. Im Jahr danach entstand dann noch eine Amateur-Aufnahme (Naima stellte den Tape-Recorder unters Klavier oder so) im Five Spot, als Coltrane einsprang und an einem Abend Johnny Griffin ersetzte. Lange hielt man die Aufnahme, die in falscher Geschwindigkeit auf der CD „Discovery! Thelonious Monk Quartet Featuring John Coltrane Live at the Five Spot“ (Blue Note) erschien, für einen Mitschnitt von 1957. Aber die korrekten Angaben (und korrekte Geschwindigkeit) wurden dann in der 4-CD-Box „The Complete Blue Note Recordings“ nachgereicht – in der Zwischenzeit konnte ein Datum festgelegt werden (11. September 1958) und dann ist auch klar, dass man am Schlagzeug Roy Haynes hört (wie man den mit Shadow Wilson verwechseln konnte ist eher rätselhaft, aber die Aufnahmequalität ist nicht gerade hilfreich).
So gesehen gibt es doch einiges, aber nichts reicht an das Carnegie Hall-Konzert heran, „Monk’s Music“ bleibt ja irgendwie enttäuschend und die Quartett-Session auf Jazzland ist die Zusammenarbeit mit Coltrane halt doch noch nicht völlig realisiert – aber das konnte man ja nicht abschliessend wissen, weil man keine anderen Aufnahmen kannte. Der Auftritt von 1958 ist so gesehen anders, Coltrane hat ja 1957 eine wahnsinnig Entwicklung hingelegt (die auf unzähligen Aufnahmen dokumentiert ist) – und daran hatte Monk eben mit Sicherheit einen nicht geringen Anteil.
--
"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #158 – Piano Jazz 2024 - 19.12.2024 – 20:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba