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THELONIOUS MONK QUARTET
8. Evidence (Thelonious Monk)
9. Misterioso (Thelonious Monk)
Milt Jackson (vib), Thelonious Monk (p), John Simmons (b), Shadow Wilson (d)
Apex Studios, New York, NY, 2. Juli 1948
von: Blue Note 549 & 560 (Blue Note; CD: Milt Jackson – Wizard of the Vibes; Rudy Van Gelder Edition, 2001)
Die vierte Session seit Oktober 1947 fand im Juli des Folgejahres statt und war Monks letzte für Blue Note für eine längere Zeit. Sie zählt fraglos zu den schönsten aus seinem ganzen Werk. Wir hören ihn mit einer swinglastigen Rhythmusgruppe (John Simmons hatte seine Wurzeln wie Gene Ramey in frühen Jazzepochen, Shadow Wilson trommelte in den frühen Vierzigern mit Count Basies Big Band) und dem grossartigen Milt Jackson am Vibraphon. „Evidence“ wurde später – unter dem Titel „Justice“ – zur Erkennungsmelodie von Art Blakeys Jazz Messengers. Hier deutet Monk das Thema nur in seinem kuren Intro an, dann steigt Milt Jackson mit der Rhythmusgruppe ein und startet direkt in sein Solo, von Simmons/Wilson effektiv begleitet, während Monk in seiner Begleitung die Akkorde des Themas fast schon hämmert. Monks Solo ist dann bewegter, stapelt rollende Figuren, verbindet sie mit absteigenden Läufen oder auch gehaltenen Tönen, dann steigt Jackson begleitend ein, während Monks Solo zum Thema findet, das aber wieder nicht wirklich ausgespielt wird. Die Basis des Stückes ist übrigens der Klassiker „Just You, Just Me“, zum Titel gelangte Monk via „Just Us“ und „Justice“.
„Misterioso“ (ursprünglich „Mysterioso“ geschrieben) ist eine von Monks allerschönsten Kompositionen. Und eine seiner einfachsten und verblüffendsten. Gunther Schuller nannte es „a summation of Monk’s work up to that time, and, in both composition and solo, a wondrous example of his artistic maturity and his awareness of the challenge of discipline and economy“. Das Thema besteht aus parallelen Sexten, die auf- und absteigend durch die Blues-Changes geschoben werden, den Abschluss macht dann aber eine Septime – ein Cry, der noch verstärkt wird durch das halbe Tempo, in dem die Soli folgen. Die schliessende Septime des Themas bildet das Fundament der Piano-Begleitung von Jacksons Solo – notabene einem seiner besten Blues-Soli, und das will bei diesem Blues-Spezialisten etwas heissen! Monk spielt dann selbst ein grossartiges Solo. Noch sparsamer als sonst, mit wenigen Läufen und tollem Bass von Simmons, während Wilson Akzente setzt.
Hier noch das Cover einer späteren LP-Wiederveröffentlichung von Monk/Jackson-Aufnahmen.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba