Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#10062047  | PERMALINK

soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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vorgarten

gypsy-tail-wind Heute Morgen beim Schlittern (inkl. Touchdown) ins Bureau … keine Frage, dass das grossartige Musik ist, die enorm viel bietet; aber es bleibt dabei, Henderson lässt mich wie immer nicht an sich heran, emotional bleibt da eine gewisse Distanz, die ich seit inzwischen über 20 Jahren recht erfolglos verschwinden zu lassen versuche. Will sagen: auch Kenny Dorham und Andrew Hill (die mir diesbezüglich einiges bieten), reichen nicht, um diese Distanz zu überbrücken. Und daher bleibt wohl auch bei mir das Debut-Album (hallo @vorgarten!) auf #1 von den fünfen, knapp vor diesem hier (und mit „Una Mas“ als „ringer“, denn ich mag den Groove im Titeltrack schon unglaublich gerne, ich mag auch diese langen, irgendwie ziellosen Tracks aus der Zeit, und dass auf diesem ausgerechnet Tony Williams mitspielt, finde ich irgendwie irre). Also alles tolle Alben, auch die zwei nicht genannten („In ’n‘ Out“ war mein erstes in den mittleren/späten 90ern), aber es bleibt – wie z.B. auch bei Clifford Jordan (den ich für seinen Sound ja ungemein bewundere) oder Jimmy Heath (den ich irgendwie etwas langweilig oder übermässig gepflegt finde) diese Distanz. Und doch kehre ich zu Henderson (ebenso wie zu Jordan und etwas weniger zu Heath) seit damals immer wieder zurück – was ja wiederum auch etwas aussagt (nicht nur über eine allfällige Zwanghaftigkeit meinerseits, hoffe ich doch).

dagegen ist wenig zu sagen, z.t. geht mir das ganz ähnlich. das vergnügen am spiel hendersons ist auch bei mir oft ein intellektuelles – oder ein körperliches (weil er rhythmisch einfach eine unglaublich knackige präsenz haben kann, gilmore ist ihm da recht nah, obwohl der sich halt nie so ernsthaft auf popformen eingelassen hat), aber emotional würde ich auch nicht als erstes attribut wählen. da liegt mir persönlich jordan viel näher. in der kategorie „toller ton, emotional distanziert“ wären bei mir eher george coleman und griffin, „etwas zu gepflegt“ finde ich heath auch, aber auch mobley, von dem ich schöne momente, aber niemals einen erdrutsch erwarte. ich weiß, dass die beiden letztgenannten hier große fans haben (es sind auch alles differenzierungen in einem feld von leuten, die alle eine eigene stimme gefunden haben, was ja erstmal das wichtigste ist). hendersons blue notes, angefangen bei OUR THING, haben bei mir damals defür gesorgt, mir den gesamten output von elastischem hardbop zu erschließen, der bei diesem label in der ersten hälfte der 60er herausgekommen ist. und dorham sorgt speziell in dieser band ja immer dafür, das emotionale vakuum zu füllen. aber INNER URGE finde ich schon auch überragend, ich habe dabei fast das gefühl, dass henderson sich ein bisschen öffnet. die milestone-box ist super, weil die settings etwas schillernder werden, POWER TO THE PEOPLE und ELEMENTS sind da für mich unverzichtbar. und die späteren sachen von henderson sind einfach respekteinflößend konsistent. ich erinnere mich auch daran, wie fasziniert ich mal bei einem konzert von henderson/holland/foster vor dem fernseher hängen geblieben bin, THE STANDARD JOE muss auch unbedingt mal her.

Mir war als bekennenden Bassfetischisten ja lange die Bewwunderung/Nachfrage von Rufus Reid unklar, diese Aufnahme hat das nachhaltig geändert ….

P.S  Hank Mobley hat sich IMO einige Male neu erfunden und gleichzeitig hat er immer wieder Aufnahmen in Formationen bzw mit Musikern unternommen, welche welchselseitig befruchtend waren …. bei Johnny Griffin – welchen ich auch einige Male live erlebt habe – war das für strukturell und in der Ausrichtung zusehends Monokultur, welche (bei mir) sukzessive Distanz ex ante geschaffen hat ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)