Re: Van Dyke Parks

#1005071  | PERMALINK

nail75

Registriert seit: 16.10.2006

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Ich weiß nicht, wie viele Brüder Van Dyke Parks hatte, aber wenn er nicht gelogen hat, dann kann es sich natürlich nicht um Carson Parks handeln. Schließlich hat er die Geschichte nicht nur im Konzert erzählt, sondern das Konzert seinem Bruder gewidmet. Es kann natürlich sein, dass es alles nur Show war, das wäre aber sehr befremdlich und würde den gesamten Auftritt in ein schlechtes Licht rücken. Die Geschichte hat er aber auch dem Tagesspiegel erzählt.

Wenn sich das nicht klären lässt, dann schreibe ich ihm einfach eine Email und frage nach.

http://www.tagesspiegel.de/kultur/Van-Dyke-Parks;art772,2948390

Das Album gilt als früher Höhepunkt der psychedelischen Ära.
Ich sehe es nicht so. Mit Drogen und Bewusstseinserweiterung hatte ich nichts im Sinn. „Song Cycle“ war von Warhols Suppendosen inspiriert, niemand würde eine Suppendose psychedelisch finden. Offenbar habe ich viele Leute verstört mit etwas, das eine erfrischende Bestätigung des amerikanischen Individualismus sein sollte, dem zufolge der Einzelne hervorstehen darf, ohne als überstehender Nagel eingeschlagen zu werden. Wegen der assoziativen Texte wurde das Album als „Joyce light“ bezeichnet. Das war fair. Ich wollte tatsächlich literarische Bezüge frei zueinander anordnen. Aber vielleicht hätte ich vorher mal daran denken sollen, dass sich das auch jemand anhören muss. Nun, ja, ich war 24, das Album war das Resultat eines verwirrten Geistes. Kurz zuvor war mein Bruder nach Frankfurt am Main versetzt worden. Er war ein Doppelagent. Wir haben nie herausgefunden, wie er starb.

Sie meinen, er wurde umgebracht?

Mein Bruder sprach als leitender Angestellter im auswärtigen Dienst fließend Russisch. Wir haben nur erfahren, dass er einen Monat vor seinem Tod in die russische Botschaft in Washington gegangen war, um Papiere über Chruschtschow zu übergeben, nachdem der in einem legendären Wutanfall bei der UNO-Vollversammlung mit seinem Schuh auf das Rednerpult geschlagen hatte. Ich sah meinen Bruder vor seinem Abflug nach Deutschland noch einmal. Er las mir ein Schiller-Gedicht vor – „Elegie auf den Tod eines Jünglings“. Für mich stellte mein Bruder eine Art Löwe auf dem Müllberg dar. Ich stand unter Schock, dachte aber, niemand würde das herausfinden. Es stellte sich heraus, dass es meine Songs als die durchsichtigen Fenster zur Seele, die Songs nun einmal sind, jedem verrieten.

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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.