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ESKELIN WEBER GRIENER
6. Moten Swing (Bennie Moten)
Ellery Eskelin (ts), Christian Weber (b), Michael Griener (d)
Systems Two Studios, Brooklyn, NY, 15. Februar 2016
von: Sensations of Tone (Intakt, CD, 2017)
Bennie Moten (19841–1935) war der Pianist und Bandleader, der in den frühen Dreissigern in Kansas City den Stil prägte, den der Pianist seiner Band Count Basie später perfektionieren sollte. Mit dem grossartigen Bassisten Walter Page und dem Trompeter Oran „Hot Lips“ Page war Basie 1929 zu Motens Band gestossen und hatte vom Leader den Platz am Klavier übernommen. Page sorgte mit seinem gleichmässigen Walking Bass (im Gegensatz zum 2/4-Feel der Tuba, wie sie damals noch üblich war) für ein völlig neues Zeitgefühl. Basie steuerte bereits damals sparsame Piano-Schnörkel voller Understatement bei. Moten verblutete 1935 bei einem Routine-Eingriff, Basie übernahm schliesslich die Band und formte daraus seine bahnbrechende Big Band, die ab 1936 für Furore sorgte – u.a. mittels Radio-Übertragungen, durch die der Produzent John Hammond auf die Band überhaupt erst aufmerksam geworden war.
Eskelin, Weber und Griener verneigen sich vor diesem alten Jazz, in dem sie ihn mit sicherem Gespür in die Gegenwart holen. Webers tiefe Wurzeln in der langen Tradition des Jazz-Basses wird hörbar (nachdem wir uns mal über Wellman Braud und andere frühe Jazz-Bassisten unterhielten, empfahl er mir die Autobiographie eines anderen Bassisten aus den Anfängen des Jazz, Pops Foster, sie liegt noch ungelesen auf dem Stapel), aber auch Eskelins sich scheinbar endlos schlängelnde Linien, sein behutsamer Umgang mit Schattierungen des Tones – ganz in der Tradition von Lester Young, doch zugleich ganz aus der Gegenwart.
Das Album ist übrigens auf 2017 datiert und erscheint offiziell auch erst in ein paar Wochen, aber am Intakt-Stand bei Konzerten ist es bereits seit Anfang November greifbar.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba