Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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gypsy-tail-wind
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gruenschnabel

gypsy-tail-wind… weil er dann nicht mehr als „billiger Einfall“ erkannt wird?

Ich kann nicht für Gielen sprechen… gleich danach äußert er sich dann zu Brahms: „man muß ja doch das Thema der Passacaglia so erfinden, daß das alles möglich wird, wie in der c-moll-Passacaglia von Bach (…). Die Erfindungen sind schon danach, auch wenn es natürlich Dreiklänge und Skalen sind. Aber was ist denn nicht Dreiklang und Skala in der klassischen Musik? (…) es ist ein Wechselspiel zwischen der Materie, in der er sich bewegt und dem, was er daraus macht.“
Letzteres kommt mir persönlich vollends überzeugend vor. Es scheint mir irgendwie sinnlos, über die Ästhetik nur der ersten vier Takte von Beethovens Fünfter zu urteilen. Für sich genommen ist das sicherlich nichts Bewegendes, aber ein Gedanke bewahrheitet sich eben grundsätzlich nur im Kontext. Und auch Bachs Fugenthemen führen ja der Reihe nach vor, dass ihr „Gelungensein“ sich erst in der Verarbeitung wirklich zeigt.
Was mir dabei wichtig wäre: Beethovens obiges Anpochen ist ja auch überhaupt nichts „Anstößiges“ im Sinne von ‚plakativ‘ oder ‚banal‘. Damit ist ja im Gegensatz zum Finalthema von Tschaikowski Fünf nichts versaut, sondern nur erst angelegt und angeregt.

Danke auch von meiner Seite, finde es ja interessant, überhaupt solche Gedankengänge zu lesen. Oder auch mal selbst anzustellen versuchen, aber da bin ich in der Klassik noch nicht sehr weit, mein Verständnis davon, was nun Kompositionstechnik genau ist, wie man das anstellt, wie das in der Umsetzung genau klingt, ist äusserst rudimentär (will sagen, ich verstehe das Orchester als Klangkörper nicht, komme da ja schon bei einer Jazz-Big-Band an die Grenzen, wo ich kleine Combos noch begreife oder das wenigstens denke).

Aber gut, die obligate Folgefrage: Was ist denn beim Finale von Tschaikowskis Fünfter daneben gegangen? Ich habe bewusst noch nie Symphonien von Tschaikovsky gehört, aber – wie inzwischen üblich, wenigstens beim weiteren Kernrepertoire – liegen natürlich einige Aufnahmen bereit für den Tag, an dem es mich dahin treibt (komplette Zyklen von Dorati, Bernstein, Karajan und Abbado, dazu diverse einzelne Einspielungen, 1-3 mit Pletnev, 4-6 mit Mravinsky und Böhm …), aber da bin ich wirklich noch nirgendwo, kenne eigentlich nur das Violinkonzert und halbwegs die Klavierkonzerte bzw. v.a. das erste.

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