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coltrane
gypsy-tail-wind
In Sachen „explorativ“ mag ich ja bekanntlich die ganzen 1965er-Aufnahmen mit der klassischen Besetzung unheimlich gerne. „Sun Ship“ ist für mich vielleicht die Quintessenz bzw. Kombination der Perfektion mit dem Explorativen. Aber auch die ganzen Studio-Sessions aus der ersten Jahreshälfte, die erst vor ein paar Jahren erschienenen Live-Aufnahmen „One Down, One Up“ oder die Live-Aufführung von „A Love Supreme“ auf Antibes … Dein Urteil zu „Stellar Regions“ kann ich nachvollziehen, aber mich packt das Album halt leider einfach nicht so recht, ich fand es seit seinem Erscheinen relativ schwach und ein ganzes Stück zu zahm.
aber CRESCENT kann man ja eben auch zahm finden angesichts einiger sachen von davor. irgendjemand hat mal gesagt, dass in den allerletzten sessions von coltrane nochmal eine tür aufgeht in etwas, das danach nochmal eine völlig neue musik hätte sein können. aber das sind so spekulationen. wahrscheinlich hätte er was mit streichern gemacht, aber auch das hätte anders geklungen als die sachen von alice (die war da ja schon eigenständig woanders unterwegs). ich höre jedenfalls da tatsächlich etwas neues, das ich mir nicht recht herleiten kann. und in bestimmter hinsicht ist das auf jeden fall zahmer als SUN SHIP oder auch die aufnahmen der japan-tour.
gypsy-tail-windDer Satz stimmte mich nachdenklich – ich weiss nämlich nicht, was ich im Jazz suche oder vor allem suche. Diese Frage habe ich mir nie gestellt bzw. es geht um dermassen existentielle Fragen, dass sie sich mir einfach nie stellte. Ohne ginge nicht. Aber alles in allem – vielleicht abgesehen von der Eleganz, da habe ich meine Fragezeichen, Eleganz ist mir nicht so wichtig oder ich würde das anders umschreiben – finde ich mich in Deiner Beschreibung durchaus wieder. Zur Verzweiflung müsste aber noch die nicht unterdrückbare positive Kraft rein, die Lebensfreude oder -bejahung, die immer wieder transportiert wird … und die natürlich ganz essentiell mit dem zu tun hat, was man „Swing“ nennt, selbstverständlich in all seinen bis heute entwickelten Varianten, frei und weniger frei, klassisch ternär oder binär oder einfach nur bekloppt wie bei manchen Europäern – und die Vielheit der Möglichkeiten, die ja nicht nur das Rhythmische betrifft, ist natürlich auch ganz zentral.
das hat mich jetzt wieder sehr nachdenklich gemacht. lebensfreude suche ich in der musik nie, jedenfalls nicht als formel (höchstens als trotz). aber natürlich ist mir auch swing sehr wichtig (und den zusammenhang gibt es). aus diesem grund z.b. höre ich immer auf billy higgins, der manchmal (für mich) den tollsten swing überhaupt hinbekommt.
und eleganz – das ist wahrscheinlich der grund, warum du mit mcfarland bisher nichts anfangen konntest ;)
gypsy-tail-wind
Das Album mit Byrd mag ich auch unheimlich gerne – ich würde es wohl noch vor „Getz/Gilberto“ einreihen, aber da kommen wir von anderen Ausgangspunkten. Aber, weil ich von Gitarre wenig Ahnung habe: sagst Du, dass weder Bonfá (da ist das ja egal, er macht die Songs!) noch Almeide (das würd mich eher überraschen) als Gitarristen Gilberto das Wasser reichen können? Oder ist das einfach eher eine Vorliebe Deinerseits? (Und übrigens höre ich da dann gerade auch keine McFarland-Sternstunde.)
getz mit mcfarland ist schon ok (höre ich lieber als JAZZ SAMBA ENCORE), aber keinesternstunde für irgend jemanden. für mcfarland war das wohl zu festgelegt, nicht spannend und nicht gaga genug. und die gitarristen… da lehne ich mich bestimmt zu weit aus dem fenster, natürlich war almeida ein virtuose und bonfa eher komponist. aber bei gilberto ist das halt magie, vor allem die rhythmischen verschiebungen, die kommunikation mit der stimme (nicht nur der eigenen), das ergibt etwas, das bisher kein mensch kopieren konnte (veloso hat es sehr ernsthaft versucht). aber so, wie bonfa und almeida gitarre bei getz einsetzen, ist das nicht annähernd so spannend wie gilberto. und byrd, auf seine weise.
gypsy-tail-wind Lobo und Coleman merke ich mir auch mal, Veloso wohl her nicht (ich mag die Beatles, aber ich mag fast nie, wenn andere Beatles spielen), zu Denis und den Tindersticks kome ich irgendwann einmal …
nur, damit kein misverständnis aufkommt – veloso singt nichts von den beatles. TRANSA rekapituliert seine londoner exilzeit, er singt auf englisch, nimmt bezug auf die musik, die damals dort entstanden ist- aber biegt dann schnell ab in ein übliches tropikalisches allesfresser-material, bei dem am ende 100% veloso herauskommt.
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