Antwort auf: blindfoldtest #19 – vorgarten

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vorgarten

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udwIch bin doch tatsächlich noch dazu gekommen, ein paar Gedanken zum zweiten Teil zu notieren.

ich hoffe, ich habe jetzt nicht zu viel druck erzeugt ;-) im ernst, freut mich sehr.

udwTrack 09
Die Platte, deren Titelstück hier interpretiert wird, habe ich im letzten Jahr sehr sehr häufig gehört (hatte sie mir auch erst Anfang des Jahres als eine dieser BN-Jubiläums-Reissues gekauft). Ein wenig fehlt mir in dieser Version das wellenhafte auf- und abschwingen des Originals. Dennoch ein Track, der viel Spaß macht.

das verstehe ich gut. obwohl das original ja auch weniger elastisch ist als vergleichbares von hancock aus der zeit. der klaviervamp und die basslinie bleiben ja sehr konstant (obwohl, ich höre das gerade auch noch mal – toll sind ja genau die momente, wo hancock dann ins freie begleiten geht – und dass carter sich ja auch in solchen grundfiguren noch maximalen bewegungsfreiraum herausholt, ist ja auch klar. all das meinst du wahrscheinlich auch mit dem wellenhaften.) ich mag die gesangsversion aber auch sehr, vielleicht einfach, weil das plötzlich von einer frau gesungen wird, die sich das stück auch auf persönliche art zu eigen macht.

udwTrack 10
Schönes Bassintro, sehr catchy. Sehr gepflegt geht es dann weiter, die Bongos geben eine gehörige Portion Lounge-Feel mit rein. Mir gefällt die kraftvolle und stoische Art, in der hier der Groove voran getrieben wird. Der E-Pianist spielt dazu ein passendes Solo, das nicht zu viel will und dicht an der Songstruktur bleibt, mir aber in seiner unaufdringlichen Art sehr gefällt. Ist nicht unbedingt Bier trinken im Peppis, dafür aber Gin Tonic in Mitte. Auch das muss ja mal sein.

oje, ich glaube, sooo loungig ist das dann doch nicht gemeint. das klingt zwar alles sehr funktional, vor allem das e-piano, aber es sind dennoch keine leichtgewichte am werk. gerade der pianist (den ich selbst noch mal weiterverfolgen muss), ist sehr interessant – (angesichts der noch heute erfolgenden auflösung kann ich es ja schreiben) – weil er sich von der karibik aus in paris, mit dort lebenden us-amerikanern, in die klassische jazzgeschichte eingeschrieben hat. eigentlich ist er auch ziemlich puristisch unterwegs, soweit ich das beurteilen kann. aber speziell auf dieses album sind ungeplant (?) menschen aufmerksam geworden, die durchaus eher gin tonic in mitte trinken.

udwTrack 11
Herrlich, dieser verhallte Beginn mit der Gitarre im Hintergrund. Überhaupt ist hier der Gitarrist der Star, wechselt immer wieder in den Vordergrund und auch mal wieder zurück, gibt seine kurzen gespenstischen Blues-Kommentare ab und zieht sich dann, waidwund und kaputt wieder zurück. Je öfter ich den Track höre, umso mehr gefällt mir aber auch hier der Mann am E-Piano. Sehr unterstützend, dann aber auch wieder mit bizarren Einfällen brillierend.

ja, wer auch immer das ist, da am e-piano. dass wir das überhaupt hören können, hat man der archivarbeit der ehefrau des leaders zu verdanken, die alte tapes zur veröffentlichung freigegeben hat. allerdings sind die irgendwann im laufe eines kurzen, vagabundierenden lebens entstanden und sind wohl nicht mehr richtig datier- und anderweitig kontextualisierbar. was man aber vielleicht nochmal versuchen sollte. (ich höre gerade die „bizarren einfälle“ – das ist wirklich toll, was das e-piano hier einwirft).

udwTrack 12
Über den Chorus-Effekt werd ich mich jetzt nicht nochmal auslassen , (diesmal auf einem Bass, oder?); ich mag, wie der Track mich sofort in seine siruphafte Langsamkeit zieht und mit breitem Fuß auf den Sekundenzeiger tritt. Dazu Vogelimitate aus dem Synthesizer, und sich leise einschleichende Elektronik. Die Gitarrenlicks finde ich eher einfallslos, ansonsten ist es aber ein erstaunlich gelungener Track (erstaunlich für mich, da ich mit so ambienthaften Tönen meist nicht viel anfangen kann), der auch einfach immer weiter gehen könnte. So simpel und toll, wie die Ride dazu genommen wird, solch einfachen Aufbau finde ich ja immer wieder unschlagbar.

also, ich glaube, das zwitschern und die vogelimitate sind alle live erzeugt. genauso wie die elektronik. über chorus-effekte werden wir uns nicht einig – und die gitarrenlicks finde ich zwar total generisch, aber auch ganz toll. ich finde, der track hat eine wahnsinnsatmosphäre. und dann die soundwand am ende mit der dezenten drum-steigerung, die du angesprochen hast… die auflösung wird lustig, so viel kann ich jetzt schon sagen ;)

udwTrack 13
Kirchenorgel, großartig! Überhaupt ist diese Aufnahme ein großes Highlight in diesem bft. Ich kenne den Track zwar nicht, vermeine aber die Gruppe erraten zu haben. Insbesondere der Bass erinnert mich doch sehr stark an jene Band aus Down Under, deren Stücke zumeist eine Stunde lang sind (zumindest auf den Liveplatten, die ich kenne; Studioaufnahmen der Band besitze ich noch keine). Interessant, das Trio hier mal mit Orgel zu hören und in dieser ungewohnten Kürze. Ist die ganze Platte so empfehlenswert?

die gruppe hast du erraten, aber aus einem album ist das nicht. es ist die b-seite einer 7“, insofern total a-typisch. es gibt zwar ein studioalbum mit kürzeren sachen, NEXT, und einen frühen soundtrack, THE BOYS, aber so richtig gut funktionieren die nicht, finde ich. aber für einen bft war das natürlich toll, was kürzeres zu haben – und irgendwie ist das ding auch in sich spannend. verrückt, dass man die band trotzdem erraten kann.

udwTrack 14
Ein knackiger Track zum Aufwachen für all jene, denen die Orgel zu mäandernd war. Nicht Drum&Bass, sondern Drum& Guitar. Gefällt mir in der Kürze und an dieser Stelle in deiner Auswahl sehr gut, ob ich aber mehr davon hören wollen würde, weiß ich nicht so genau.

GUITAR, DRUMS ‚N‘ BASS, um genau zu sein, so heißt das album. mehr davon zu hören, ist mir auch immer schwer gefallen. aber das kurze ding hier höre ich seit ewigkeiten immer wieder, ist sozusagen in eine ewige playlist gewandert, bevor es itunes und spotify gab.

udwTrack 15
Ein kurzes und hübsches Interlude, bei dem ich jetzt schon gespannt bin, warum Du es ausgesucht hast. Beim letzten Mal hattest Du ja diesen kurzen John Lurie Schnipsel mit eingestreut. Ich vermute auch hier wieder eine Stimme, die Du einfach sehr gerne noch in diesem letzten Blindfoldtest des Jahres drin haben wolltest.

das ist exkat der grund, es hier aufzunehmen. es sollte eigentlich ganz am ende stehen, es heißt auch „end“, aber dann habe ich gemerkt, dass es eine schöne überleitung zu #16 bildet. john lurie hatte ich damals mit dem schnipsel ziemlich unrecht getan.

udwTrack 16
Ein besinnlicher und minimalistischer Ausklang. Ich mag, wie die Musiker hier einander Raum lassen und das einander zuhören fast plastisch werden lassen. Der langsame Aufbau von Bass und Drums/Percussion erinnert fast wieder an die Band aus #13, das Piano passt aber nicht ganz.
Ein ganz feiner Abschlusstrack.

schön, freut mich. wenn man genau hinhört, merkt man ja, dass die percussion und auch die beiden bässe sehr ungewöhnliche sounds erzeugen (diese gleichmäßige rassel kommt vom drummer). und das wiederum mäandernde thema, in dem das klavier und der andere bass landen, finde ich auch ganz toll. und vorher und nachher gibt es eine art ein- und ausatmen. das ist eigentlich sehr schön gebaut in seinem minimalismus.

udw
Vielen Dank für die spannende Zusammenstellung, vorgarten!
Hier tauchten diverse Sachen auf, die ich gerne weiter verfolgen möchte.

freut mich sehr. vielen dank fürs mitmachen. hat großen spaß gemacht, zu lesen, wie leute mit ganz unterschiedlichen musikalischen vorlieben auf den mix reagieren.

auflösung dann im laufe des tages.

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