Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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gypsy-tail-wind

Noch eine 2016er Veröffentlichung, die bisher viel zu kurz kam – ziemlich verdammt grossartiger Mitschnitt zweier Auftritte des Anthony Braxton Quartet am Jazz na fábrica Festival in São Paulo (2. und 8. August 201) – Taylor Ho Bynum (t, cor, bass t), Anthony Braxton (as, ss, sopranino, elec), Ingrid Laubrock (ts, ss), Mary Halvorson (g). Am besten kriegt man die CDs über Discogs (von LocomotivaBR zum Spottpreis), die anderen beiden sind von Roscoe Mitchell (solo) und – die habe ich nicht – William Parker Quartet. Das erste Konzert dauert 64 Minuten, gefolgt von einer kurzen Zugabe, das zweite 75 Minuten (jeweils am Stück gespielt, wie auch beim Auftritt derselben Gruppe in Zürich, wenn mich nicht alles täuscht.)

Davon jetzt CD 2 – exzellenter Stoff, bin wirklich begeistert, das dürfte das Heisseste sein, was ich vom Braxton der letzten 10 oder 15 Jahre gehört habe (was zugegeben nicht sehr aussagekräftig ist, denn soooo viel habe ich nicht gehört und es gibt unendlich viel Material, gerade wenn man Quellen wie Dime auch berücksichtigt). Aber verdammt, diese Doppel-CD ist wirklich exzellent. Taylor Ho Bynum ist sowieso ein phantastischer Musiker, aber auch Halvorson und Laubrock, die beide bei mir warm/kalt-Fälle sind, sind hervorragend aufgelegt, Halvorson setzt Attacken und Laubröck lässt sich von den anderen anstecken und legt noch die letzte Unze des „Akademischen“ ab, das bei ihren eigenen Sachen manchmal mein Vergnügen etwas trübt. Der Grund weshalb Halvorson mich auch nicht immer gleichermassen packt, geht in dieselbe Richtung, obwohl ich nicht da unbedingt „akademisch“ sagen würde, eher sowas wie „zu lange nachgedacht und dann war der Moment schon vorbei und die Idee kam auch nicht mehr und was stattdessen kam, passte dann ganz nett rein, aber das war’s auch schon“. Aber nichts davon hier, wie gesagt!

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