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Nur weil man selbst nie einen Bezug zu oder ein Interesse an Singles hatte, sollte man nicht daraus folgern, sie seien generell unwichtig. In der UK-Punkbewegung 1976/77 war die Single das vorrangige Veröffentlichungsformat, weil sie gerade neuen Künstlern die Möglichkeit bot, ihre Musik „schnell und schmutzig“ auf den Markt zu bringen und ihre Statements ohne Umwege „viral“ zu machen, im Zweifel binnen weniger Tage, während man im etablierten Rock monate- und jahrelang an Alben herumproduzierte. Im US-Punk sah das nach meinem Eindruck schon anders aus, da spielten Alben von Anfang an eine wesentlich größere Rolle.
Allerdings geht es dem Buch gar nicht darum, die Geschichte der Punkbewegung in ihrer Hochphase zu schreiben, sondern es geht um Rezeption und Fortschreibung. Das fasst der Titel „Damaged Goods – 150 Einträge in die Punkgeschichte“ eigentlich recht gut zusammen, man muss ihn nur beim Worte nehmen. Bei all denen, die Punk erst lange nach 1977 für sich entdeckten, waren es dann in der Regel eben doch Alben und nicht Singles. Das spiegelt sich im Inhalt, denn, soweit ich sehe, gab es keine Vorgaben der Herausgeber, welche Platten besprochen werden sollten. Eine Bewertung des Buchs fällt mir aber schwer. Um die 150 Beiträge von fast ebenso vielen Autoren ergeben auch in chronologischer Ordnung zwangsläufig ein äußerst heterogenes Bild nach Qualität und Herangehensweise. Am anregendsten finde ich die Beiträge, in denen die Autoren ihren ganz persönlichen Zugang und biographische Schlüsselerlebnisse mit dem jeweils betrachteten Album verbinden, auch wenn es ebenso gute historiographische Texte im Band gibt. Insgesamt bestärkt der Band aber meine Skepsis gegenüber kompilierten Büchern.
choosefruitaber nicht selten schwingt dann eine Hochnäsigkeit mit.
Die schwingt aber oft genug auch in Statements mit, die das, was anderen leidenschaftlich wichtig ist, zu Nerd-Kram, verkopftem Herangehen und ähnlichem herabwürdigt.
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