Warum hat der schwarze Rock´n´Roll aufgehört oder ist das überhaupt so?

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  • #7042455  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    schussrichtungIch mache mal auf das „Fat Possum“ Record-Label aufmerksam. Auf der Webseite der geneigte Leser einen interessanten Text über die Entwicklung von schwarzen Rock’N’Roll in Nordamerika aus Sicht des Labels lesen.
    Kenne mich nicht so gut aus, der Text erscheint mir aber lesenswert.

    Könntest Du einen Link zu dem Text angeben? Ich finde ihn dort nirgends. Danke im Voraus!

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    #7042457  | PERMALINK

    herr-rossi
    Moderator
    -

    Registriert seit: 15.05.2005

    Beiträge: 87,241

    Whole Lotta Pete@Rossi: Ich muss gleich einwerfen – in keinster Weise hat meine Neugier im Thema dieses Threads irgendeinen Hintergrund darin, dass ich in den von schwarzen Musikern offenbar bevorzugten Musikbereichen eine Fehlentwicklung oder „unwürdige Erben“ sähe.

    Nein, war auch kein Vorwurf an Dich, ich hab nur versucht selbst zu rekonstruieren, warum ich das seinerzeit so formuliert habe. Ich erinnere mich undeutlich, dass der Thread aus einer Diskussion hervorgegangen ist, die Tendenzen in diese Richtung hatte.

    Die Grundfrage bleibt aber weiterhin selten bis gar nicht bearbeitet (warum eine Limitierung besteht).

    Das stimmt, ist wahrscheinlich auch schwierig zu beantworten. Hängt sicher mit der Tatsache zusammen, dass es bis heute eine „schwarze“ und eine „weiße“ Musik gibt, trotz aller wechselseitigen Einflüsse und trotz zahlreicher Künstler, die diese unsichtbare Grenze überschritten haben.

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    #7042459  | PERMALINK

    staggerlee

    Registriert seit: 04.02.2007

    Beiträge: 738

    Vielleicht könnte es sein, daß die Unterschiede in den jeweiligen Qualitätskrieterien, wie z.B. der Rythmik liegen. Mein Schlagzeuglehrer jedenfalls behauptet, er könne unterscheiden ob ein Schalgzeuger weiß oder schwarz sei (sicherlich auch ein nicht haltbares Klischee).

    Übertragen könnte man sagen, daß schwarze Tradition vor allem eine Tradition der Rythmik ist, die nun mal im härteren Rock nicht unbedingt im Vordergrund steht. Letzteres handwerklich perfekt und virtuos gespielt, sicherlich (mein Schlazeuglehrer, der alte Polemiker, würde sagen: Zu dick, geschwätzig, hölzern, Gebolze), aber nicht unbedingt funky- meist stehen auch die Gitarrenläufe im Vordergrund. War bei Bo Diddley oder James Brown hingegen- mit äußerster Disziplin- nicht alles der Rythmik untergeordnet? Vielleicht ist eben aus dieser Tradition heraus Heavyrock nicht sonderlich interessant. Oder anders gesagt: Die Qualitätskriterien und Bedeutungen sind aus dem jeweiligen Umfeld/Background andere (ohne es werten zu wollen)- z.B. „Togetherness“ und „Disziplin“ bei schwarzer Musik, individuelle Virtuosität bei „weißen“ Bands wie Led Zeppelin oder Van Halen.

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    #7042461  | PERMALINK

    genosse-schulz

    Registriert seit: 06.01.2009

    Beiträge: 5,321

    Neulich beim Stöbern nach Schnäppchen im Saturn-Markt entdeckt. Vinyl. Konnte daher leider nicht reinhören.

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    I hunt alone
    #7042463  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    genosse schulzNeulich beim Stöbern nach Schnäppchen im Saturn-Markt entdeckt. Vinyl. Konnte daher leider nicht reinhören.

    Sieht interessant aus! Wenn der Sampler 1949 beginnt, kann man ja auch schön die Entwicklung der schwarzen Rock’n’Roll(-artigen) Musik in der Dekade beobachten, vorausgesetzt es sind die richtigen Sachen drauf.

    Ich selbst habe mir vor ca. 3/4 Jahr einen Sampler mit nur weiblichem Rock’n’Roll gekauft. Gab es zwar nur als hmm…. mp3-Album, konnte der Versuchung aber nicht widerstehen, da er günstig war, 100 Titel bietet und die Auswahl auch nicht schlecht erschien. In der Tat war es ein guter Griff! Neben einigen – wohl unvermeidlichen – sehr bekannten Sachen, die zum Glück aber nicht im Übermaß vorhanden sind, bietet der Sampler auch viele gute Tracks wenig bekannter Künstlerinnen (Barbara Pittman, Wynona Carr, Laura Lee Perkins u.v.a.), bzw. auch bekannteren, die man aber eher nicht mit R’n’R in Verbindung bringt (z. B. Etta James, Marie Knight). Das führte dazu, dass ich mich mit einigen davon mitterweile näher befasst habe. Der Prozentsatz der Tracks, die nichts mit R’n’R zu tun haben (für mich seit über 30 Jahren ein Ärgernis bei Rock’n’Roll-Samplern! :roll:) ist auch nicht besonders hoch. Dafür, dass der Titel schlampig hingeworfen erschien „100 Femal Rock’n’Roll Girls“ (?!) ist der Inhalt sehr gut!
    Einziger Kritikpunkt ist, dass frühe Sachen fehlen (Schwerpunkt 1955-58, also der Hochphase des R’n’R). Also nichts mit z. B. schnellem Jump Blues aus den späten 40ern/frühen 50ern, bei dem auch Frauen durchaus erfolgreich waren und bei dem sich vieles schon zumindest wie Rock’n’Roll anhört. Der früheste Track ist ein ruhiges Stück von Little Esther aus dem Jahre 1952, das nun wirklich kein Rock’n’Roll ist und wohl nur aufgrund des Titels („I’m A Bad, Bad Girl“) ausgewählt wurde.

    Nur wegen dieses Threads – ist wirklich war! :-) – habe ich mir vor einiger Zeit auch das Debut der Kinks gekauft, da es hier mehrmals angesprochen wurde. Vorab soviel: dass es sich um ein „R&B-Album“ handelt, wie oben beschrieben, empfinde ich größtenteils auch, besteht es doch hauptsächlich aus Covern von Blues- R&B-. und Rock’n’Roll-Klassikern. Um so größer wirkt auf mich der Bruch zu „You Really Got Me“. Kommt irgendwie aus dem Nichts – so mein Empfinden, wenn ich das Album höre. Womit mein Eindruck verstärkt wird, dass damals eine ganz andere Musikrichtung (natürlich in unterschiedlichen Facetten) den Vormarsch antrat.

    [Quote]@Herr Rossi und Mikko: Vielen Dank für die Ausführungen! Ich antworte noch (wollte ich schon gestern) muss aber erst noch ein paar Gedanken bzw. eventuelle Nachfragen sortieren.

    Ich nehme in ein paar Tagen bestimmt(!) auch dazu endlich Stellung! Tut mir leid, dass ich eine Reaktion so lange schuldig blieb, aber ich war in den letzten Monaten nur wenig in diesem Forum aktiv und will bei einem für mich so schwierigen Thema jetzt auch nicht unbedachten Mist schreiben, der mir dann – zurecht! – um die Ohren gehauen wird.

    @Whole Lotta Pete: Beim nochmaligen Lesen fast des gesamten Threads vorhin, habe ich bemerkt, dass mir damals Dein Hinweis auf Hendrix entgangen ist. Den habe ich nie als typischen Rock- aber auch nicht als typischen Vertreter der schwarzen Musik angesehen, sondern am ehesten als eigenständiges Phänomen. Rock von Schwarzen kann man vielleicht am ehesten bei Ike & Tina Turner finden. „The Hunter“ von 1969 ist für mich durchaus in Teilen ein Blues Rock-Album; „Feel Good“ von 1972 ist zu einem gewichtigem Teil Rock bzw. zumindest stark von der Rockmusik beeinflusst, wobei hier wohl hauptsächlich Tina Pate stand. Cover von Rocksongs gibt es ja durchaus einige („Acid Queen“ von Tina Turner, die eine Vorliebe für Rockmusik hat(te), enthält fast nur Rock-Cover (leider auch eines von Led Zeppelin ;-))), doch waren farbige Künstler offenbar nicht als Rock-Songwriter aktiv, bzw. scheinen in der Tat auch sonst nicht die Rockmusik vorangebracht zu haben. Mir jedenfalls fällt da niemand ein.

    --

    #7042465  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
    Biomasse

    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    Hab eben den ganzen Thread nachgelesen – interessantes Thema! (Leider mit viel Müll dazwischen, aber was soll’s, hab auch einige Male gelacht, z.B. beim stringenten Beweis der Überlegenheit von „Dance-Pop with Female Vocals“ ;-) )

    Weshalb ich mich hier überhaupt kurz zu Wort melde ist, weil mir im Zusammenhang mit den letzten Sätzen Deines Posts, minos, das letztes Jahr erschienene Album von Bettye LaVette in den Sinn kam, das mir ziemlich gut gefällt (obwohl ich als Rock-Novize manche Original-Versionen der Songs noch nicht kenne):

    Interpretations: The British Rock Songbook

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #7042467  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Blitzkrieg BettinaIch vermute dass den Schwarzen es suspekt war, dass ihre Kultur von Weissen usurpiert wurde, sie mussten immer was neues erfinden, wass noch nicht „eingeweisst“ wurde, als die Weißen den Blues für sich entdeckten, kam der Soul, als auch dieser im Mainstream ankam gab es Rap undsoweiter……

    Nur mal sone Überlegung von mir.

    Kleine Anmerkung zu dieser Theorie: Vor einiger Zeit las ich „WILL YOU STILL LOVE ME TOMORROW“ von Charlotte Greig, es geht in diesem Buch um die Entwicklung von Mädchenbands von den Fünfzigern bis in die frühen Achtziger, dort wurde anschaulich geschildert wie verschiedenen Motown-Künstlerinnen im England der Sechziger damit für Verwirrung sorgten das sie sich nicht im geringsten für gemeinhin als schwarz geltende Musikrichtungen wie Blues oder Gospel interessierten, sondern stattdessen den Doo Wop – ein Genre das ja ausserhalb der USA nie wirklich bekannt wurde – als wichtigen Einfluss nannten, schon damals galt Blues eher als Musik der älteren.

    Kann bei Gelegenheit mal die entsprechenden Stellen raussuchen, habe das Buch nicht hier.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7042469  | PERMALINK

    ferry

    Registriert seit: 31.10.2010

    Beiträge: 2,379

    Eine Antwort auf die Eingangsfrage könnte auch sein:

    Rock’n’Roll bzw. Rockmusik ist originär gar nicht schwarz, sondern weiss !

    Da der Rock’n’Roll eine Verschmelzung von schwarzen und weissen Elementen ist, kamen wichtige Impulse zur Geburt des Rock’n’Roll von schwarzen, im R&B verwurzelten Künstlern.

    Schwarze Künstler wie Chuck Berry oder Jimi Hendrix, die massgeblich die weisse Rockmusik beeinflusst haben, waren aber wahrscheinlich eher Rand- bzw. Ausnahmeerscheinungen in der schwarzen Musikkultur.

    --

    life is a dream[/SIZE]
    #7042471  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    gypsy tail wind

    Weshalb ich mich hier überhaupt kurz zu Wort melde ist, weil mir im Zusammenhang mit den letzten Sätzen Deines Posts, minos, das letztes Jahr erschienene Album von Bettye LaVette in den Sinn kam, das mir ziemlich gut gefällt (obwohl ich als Rock-Novize manche Original-Versionen der Songs noch nicht kenne):

    Ich wußte gar nicht dass Bettye LaVette noch aktiv ist. Wobei ich mich mit ihr auch kaum auskenne. Ich nehme aber an, dass sie durch ihr Album – auch wenn es sehr gelungen ist – der Rockmusik keine neuen Impulse gibt?!

    [Quote]Hab eben den ganzen Thread nachgelesen – interessantes Thema! (Leider mit viel Müll dazwischen, aber was soll’s, hab auch einige Male gelacht, z.B. beim stringenten Beweis der Überlegenheit von „Dance-Pop with Female Vocals“ ;-) )

    Als ich vor einiger Zeit diesen Thread fand, war ich zunächst auch verwirrt, auch weil in mehreren separaten Strängen diskutiert wurde. ;-) Mir wird auch Rock und Rock’n’Roll zu sehr zusammengeworfen. Ich sehe zwar Berührungspunkte, trenne aber beides strikt.

    Kern des Threads scheint zu sein, warum Schwarze, die maßgeblich an der Entstehung des Rock’n’Roll beteiligt waren, mit diesem aufhörten – von Urgesteinen wie Chuck Berry oder Little Richard abgesehen, die ihren Stil aber auch nicht weiterentwickelten -, und sich Schwarze auch nicht an der Entwicklung der Rockmusik der 60er/70er… Jahre beteiligten, außer dass sie Rocksongs coverten oder gewisse Elemente der Rockmusik in ihre Musik integrierten.

    Mir ist die Tage aufgefallen, dass ich auch gar keinen halbwegs aktuellen schwarzen Künster (bzw. Band) kenne, der im Neo-Rock’n’Roll/Rockabilly aktiv ist. Weiße Künstler/Bands in diesem Bereich gibt es dagegen reichlich. Eventuell kennt jemand anderes eine schwarze Band, die Rock’n’Roll im Stil der 50er spielt?

    @Blitzkrieg Bettina: Von der These, dass Schwarze vorsätzlich mit dem Soul eine neue Musikrichtung „erfanden“, die es den „bösen Weißen“ möglichst schwer machte, sie zu kopieren, halte ich nichts. Sowas wird zwar oft geschrieben, auch in einem Parallelthread, aber dabei bleibt u.a. unberücksichtigt, dass es eine lange Entwicklung hin zum Soul der 60er gab. Oft wird ja schon Faye Adams „Shake A Hand“ als frühe(ste)r Soul-Song bezeichnet. Guralnick erwähnt das auch, geht aber nicht näher darauf ein, sondern beschreibt ausführlich Gruppen/Künstler aus dem Gospel (vor allem Sam Cooke), die ebenfalls schon früh in den 50ern begannen, mit ihren Mitteln weltliche Musik zu machen. Damals („Shake A Hand“ erschien 1953) gab es aber noch nicht so viele weiße Musiker, die schnellen schwarzen R&B/R’n’R coverten, und wenn, hatten sie damit noch keinen durchschlagenden Erfolg.

    Was Du zu den Girlgroups und der Eroberung des Englischen Markts ausführst, entspricht ziemlich gut dem, was Martha Reeves schreibt (ich mag eigendlich keine Autobiographien, habe mir das Buch nur gekauft, um mehr über die damalige Zeit bzw. über Motown von einer Zeitzeugin zu lesen): um 1960 gab es in Detroit zahllose Girlgroups, teils auch gemischte Gruppen, die an jeder Ecke übten und aktuelle Hits oder Klassiker mit ihren Mitteln (meist am (männlichen) Doo Wop orientiert) sangen. Zwar wurden nur die wenigesten bekannter oder bekamen gar einen Vertrag bei einer Plattenfirma, aber offenbar waren sehr viele Jugendliche in einer Art musikalischer Aufbruchstimmung.
    Bei der England-Tournee 1964 hatten Martha und die anderen Motown-Künstler das Gefühl, den umgekehrten Weg der britischen Bands zu einzuschlagen: Sie revancierten sich mit einer „Invasion“ in England, um dort die schwarze amerikanische Musik (bzw. den Motown-Sound) populär zu machen.

    @ferry: die These halte ich zumindest für sehr gewagt! Bevor ich viel zum frühen Rock’n’Roll schreibe, eine Zwischenfrage: wann bzw. mit welchem Track setzt Du den Beginn des Rock’n’Roll an?

    Übrigens war Chuck Berry längst nicht der einzige farbige Künstler, der in der Hochphase des Rock’n’Roll (bzw. als dieser beim weißen Publikum sehr populär war) aktiv war. Viel Erfolg hatte ja auch Little Richard, der einen ganz eigenen Stil einbrachte. Daneben gab es z. B. noch Esquerita! oder Jackie Wilson sowie Rock’n’Roll-Tracks von Künstlern, die zwar auch viel R&B machten, aber in der Phase auch eindeutige R’n’R-Tracks veröffentlichten (Fats Domino, Ruth Brown, Big Joe Turner, Smiley Lewis, LaVern Baker). Nicht zu vergessen einige Künstler/innen, die – teils vorher in ganz anderen Musikstilen, wie Gospel, aktiv – ca. Mitte der 50er versuchten, im Pop-Sektor fußzufassen und dabei auch einige harte Rock’N’Roller veröffentlichten, z. B. [COLOR=“Blue“]sowas.

    EDIT: Mir fällt in diesem Zusammenhang ein, dass ich mir in letzter Zeit sowieso die Frage gestellt habe, warum schwarze Künstler (wieder) Rock’n’Roll machten. Teils hat wohl die Aussicht auf kommerzielle Erfolge dazu geführt? Andererseits haben Chuck Berry und Little Richard seitdem fast nur Rock’n’Roll gemacht. Würde Berry noch mal ein Album rausbringen, wäre es sehr wahrscheinlch im selben Stil wie seine über 50 Jahre alten Alben. Gleiches gilt für Ltlle Richard, der zwar auch mal kurze Ausflüge in den Gospel und Funk gemacht hat, aber ansonsten immer ein Rock’n’Roller war. :-)

    --

    #7042473  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Minos
    Mir ist die Tage aufgefallen, dass ich gar keinen halbwegs aktuellen schwarzen Künster bzw. Band kenne, die im Neo-Rock’n’Roll/Rockabilly aktiv ist. Weiße Künstler/Bands in diesem Bereich gibt es dagegen reichlich. Eventuell kennt jemand anderes eine schwarze Band, die Rock’n’Roll im Stil der 50er spielt?

    Sollten sich in diesem Bereich tatsächlich keine Schwarzen hervortun, hat das sicher damit zu tun das – wie bereits anderweitig angemerkt – der Retrogedanken bei Schwarzen weniger ausgeprägt ist. Nachdem der schwarze Blues in den weissen Rock mündete wurde der Blues ja, jedenfalls in den USA, nie wieder für Schwarze interessant. Während der weisse Rock – eigentlich ja ein Kind der Sechziger – in fast jedem Jahrzehnt ein Revival erlebte.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7042475  | PERMALINK

    minos

    Registriert seit: 02.06.2008

    Beiträge: 10,745

    Blitzkrieg BettinaSollten sich in diesem Bereich tatsächlich keine Schwarzen hervortun, hat das sicher damit zu tun das – wie bereits anderweitig angemerkt – der Retrogedanken bei Schwarzen weniger ausgeprägt ist.Nachdem der schwarze Blues in den weissen Rock mündete wurde der Blues ja, jedenfalls in den USA, nie wieder für Schwarze interessant. Während der weisse Rock – eigentlich ja ein Kind der Sechziger – in fast jedem Jahrzehnt ein Revival erlebte.

    Blues wurde und wird immer (auch) von Schwarzen gespielt (werden)! :-) Was ist z. B. mit Taj Mahal, dessen Karriere m.W. erst in der zweiten Hälfte der 60er begann? Vor kurzem wurde ich auch auf George „Harmonica“ Smith aufmerksam, der in den 60ern/70er (ich habe noch nicht rausfinden können, auf welchem seiner Alben das erschien) sogar SUN-Rockabilly-Tracks in Blues-Manier coverte: [COLOR=“Blue“]Klick (hier die Version von Malcolm Yelvington: [COLOR=“Blue“]Klick; ziemlich sicher auch nur Cover eines älteren Songs, aber einer meiner liebsten SUN-Tracks!). Davon abgesehen, pflegen natülich auch noch einige Altmeister/innen weiterhin die Tradition des Blues! :-)

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    #7042477  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Okay, okay, du bist der viel grössere Musikexperte als ich. Das der Blues in Rock überging war ja auch ein Prozess der sich über längere Zeit hinzog, Aber Blues in seiner Reinform fand ja so gut wie nicht (meine Aussage oben möchte ich etwas revidieren, sie ist wohl etwas zu allumfassend) mehr unter jüngeren Afroamerikanern statt, diese fanden neue Ausdrucksformen wie Funk, Rap, House und legten ältere Musikformen schneller ad acta als dies bei Weissen der Fall war. (Allerdings soll der Blues ja in Afrika – also quasi dort wo er seine Wurzeln hat – gewinnbringend aufgegriffen worden sein, hatte allerdings noch nicht die Gelegenheit mich damit zu beschäftigen. ) Cassavetes meinte in diesem Thread einmal der schwarze Rock hätte sich weiterentwickelt und wäre daher nicht mehr als solcher zu erkennen, ich denke das trifft es ganz gut.

    @ferry: Hendrix war aber auch für viele schwarze Musiker wichtig, allerdings weniger aus dem Rock-Bereich, ob Chuck Berry für die weitere schwarze Musik wichtig war, keine Ahnung, der andere grosse schwarze Rock´n´Roller ist ja Little Richard, der dürfte mindestens genauso viele schwarze wie weisse Musiker beeinflusst haben.

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    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7042479  | PERMALINK

    blitzkrieg-bettina

    Registriert seit: 27.01.2009

    Beiträge: 11,779

    Doppelpost gelöscht.

    --

    Man hatte uns als Kindern das Ende der Welt versprochen, und dann bekamen wir es nicht.
    #7042481  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
    Moderator
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    MinosIch wußte gar nicht dass Bettye LaVette noch aktiv ist. Wobei ich mich mit ihr auch kaum auskenne. Ich nehme aber an, dass sie durch ihr Album – auch wenn es sehr gelungen ist – der Rockmusik keine neuen Impulse gibt?!

    Nein, das ist ein Soul- oder R&B-Album mit Rocksongs… so ähnlich (aber weniger soulig) als Solomon Burkes „Don’t Give Up on Me“ wohl. LaVettes „I’ve Got My Own Hell to Raise“ (LINK) gefällt mir aber einiges besser, das find ich richtig, richtig gut. Hat aber mit dem Thema hier wenig zu tun.

    MinosAls ich vor einiger Zeit diesen Thread fand, war ich zunächst auch verwirrt, auch weil in mehreren separaten Strängen diskutiert wurde. ;-)

    Kann jemand den Weg zur ausgegliederten Country-Diskussion weisen? Vielleicht gibt’s oben irgendwo einen Link, aber die sind ja momentan unsichtbar und ich mag nicht stundenlang suchen!

    Minos

    Kern des Threads scheint zu sein, warum Schwarze, die maßgeblich an der Entstehung des Rock’n’Roll beteiligt waren, mit diesem aufhörten – von Urgesteinen wie Chuck Berry oder Little Richard abgesehen, die ihren Stil aber auch nicht weiterentwickelten -, und sich Schwarze auch nicht an der Entwicklung der Rockmusik der 60er/70er… Jahre beteiligten, außer dass sie Rocksongs coverten oder gewisse Elemente der Rockmusik in ihre Musik integrierten.

    Vielleicht weil die schwarze Musik sich stets weiterentwickelt hat? Weil’s weiter aus dem R&B in den Soul und Funk lief, dann zum Hip Hop? Rock quasi als Sackgasse oder wenigstens Einbahnstrasse, die aus dem „Strom“ abgezweigt ist? (Während Rock’n’Roll wohl eher noch im Haupt-Ast drin steht.)

    Ich kann das nicht weiter belegen oder so, ist nur eine (gewagte) These.

    MinosMir ist die Tage aufgefallen, dass ich auch gar keinen halbwegs aktuellen schwarzen Künster (bzw. Band) kenne, der im Neo-Rock’n’Roll/Rockabilly aktiv ist. Weiße Künstler/Bands in diesem Bereich gibt es dagegen reichlich. Eventuell kennt jemand anderes eine schwarze Band, die Rock’n’Roll im Stil der 50er spielt?

    Da könnte man auch wieder, wie oben hie und da mit und ohne Augenzwinkern geschehen, sagen: das spricht nicht gegen die schwarzen ;-)
    Das pflegen musealer Musik ist sowas von irrelevant (das trifft auch auf das Swing-Revival, dieses Lindy Hop Zeugs, zu – und dort scheinen auch v.a. weisse Bands am Werk zu sein).
    Im Neo-Soul gibt’s natürlich auch schwarze, aber da geht die Linie mit einigen etwas älteren Leuten auch noch ziemlich direkt zurück glaube ich, und ob man da schon in allen Fällen von „Neo“ sprechen soll, weiss ich nicht.

    --

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    #7042483  | PERMALINK

    ferry

    Registriert seit: 31.10.2010

    Beiträge: 2,379

    @minos: zunächst möchte ich anmerken, dass ich weit davon entfernt bin ein Experte in dieser Frage zu sein. Habe zwar schon einiges dazu gelesen, aber bisher nur z.T. auch nachvollzogen. Daher möchte ich Dir auch keinen Track nennen, weil das dann nur ein „Plagiat“ wäre.
    Ich wollte ja auch nicht anzweifeln, dass der R’n’R ursprünglich von schwarzen gespielt worden ist. Es handelte sich aber eher um Rockin’ Rhythm & Blues. Der Begriff Rock’n’Roll war zu dieser Zeit nur ein Synonym für eine Spielart des R&B !
    1954/55 rückte dann mit Bill Haley und Elvis der Rock’n’Roll schlagartig in’s Licht der amerikanischen Öffentlichkeit, mit der Folge dass man ab diesem Zeitpunkt mit R’n’R auch richtig Geld verdienen konnte. Das könnte natürlich auch ein Grund sein, warum schwarze Künstler damals verstärkt auf R’n’R Singles gesetzt haben.
    Mit dem Rockabilly kam zur gleichen Zeit auch die erste, nur von weissen gespielte Form des R’n’R auf.

    Man darf auch nicht vergessen, dass mit dem R’n’R auch ein Lebensgefühl bzw. ein Lifestyle einherging, und dieser Lifestyle war eindeutig weiss und nicht schwarz!

    @bb: Ja richtig, Little Richard hat auch sehr viele schwarze Musiker beeinflusst, aber das waren doch alles die Soulmusiker der 60er Jahre. Ist mir auch noch schleierhaft, warum er keinen echten Nachfolger gefunden hat (was aber für die Ausnahmefall- Theorie spricht).

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