Tenor Giants – Das Tenorsaxophon im Jazz

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  • #12062437  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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    gypsy-tail-wind Ach was, Herbie Hancock hat bei Columbia viel schlechtere Musik herausbringen können (mit viel grösserem Budget) – und von all den Fusion-Leuten, die dann in den Smooth Jazz rüberrutschten oder einfach ihr Ding in immer formelhafterer Weise durchzogen (Corea, di Meola …) müssen wir gar nicht erst reden. Da hebt sich Rollins für meine Ohren schon weiterhin ab. Und ich find’s halt auch interessant als Gegenentwurf zu, sagen wir, um beim Instrument zu bleiben, einem Sonny Stitt oder einem Clifford Jordan ….

    Lieber @ „gypsy“, fair enough …. aber dass andere prominente Jazzer „noch schlechtere Musik“ gemacht haben rückt vieles von Sonny Rollins nicht in ein besseres Licht …. und jetzt nix gegen Hancock, Corea, di Meola, Stitt oder Jordan – aber „Herrgott“ Sonny Rollins war in seine  beste  Jahren in  ganz anderen Sphären und diesen Vergleich muss er sich – denn es ist seine Karriere – gefallen lassen …. ich bin halt in meiner Sicht rigoros(er), kann mit Teilerfolgen oder auch interessantem musikalischen Scheitern guad leben, aber dann und wann bei einem riesigen Output seine Klasse aufblitzen zu lassen ist (mir) zu wenig …. er konnte ja jederzeit aus einer Myriade von tollen Muskern auswählen (btw gerade die 80er hätten ja neben „jungen Löwen“ auch die Rennaissance „alter Helden“ geboten) aber wir kennen ja den Ausgang der Geschichte ….

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    #12062503  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ich glaub nicht, dass wir da weiter kommen werden – ich liebe Rollins‘ Musik und sein Spiel und verfolge es halt, ganz so, wie ich das bei anderen bewunderten Musiker*innen auch mache, auch da, wo es nicht auf den grössten Höhen ist. Und ich denke, das ist Dir nicht fremd.

    Wenn Du die Posts liest, sind da ja immer wieder konkrete Stücke oder Soli erwähnt, an denen ich festmache, warum die Aufnahmen für mich eben doch funktionieren und auch, warum Rollins eben doch immer noch liefert.

    Hier noch eins, das eben auch wieder zeigt … was zeigt es? Sowas konnte weder in den Siebzigern noch in den Achtzigern oder Neunzigern oder Nullern ausser Rollins sonst noch wer. Wenn das nicht genug ist, weiss ich halt auch nicht. Klar, das ist kein Wettbewerb hier, weder zwischen uns noch zwischen unseren „Favoriten“. Es geht doch letztlich um Liebe, und die sollte wenigstens Respekt einfordern dürfen. Aber bon, hier:

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    #12062545  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 67,045

    Um den Dreh herum gab’s übrigens auch ein paar historische Rollins-Veröffentlichungen: 1978 erschien „There Will Never Be Another You“ (ABC/Impulse!), 1981 „The Alternative Rollins“ (zwei LPs mit Outtakes und Alternate Takes von den RCA-Sessions), 1982 bei Elektra Musician „Pure Genius Vol. 1“ von der Roach/Brown-Band mit Rollins (leider folgte auf Vol. 1 nichts weiteres mehr) und 1983 bei Blue Note in Japan erstmals Vol. 2 und Vol. 3 mit Aufnahmen aus dem Village Vanguard von 1957. Fast alles Aufnahmen, die für die CD-Generation selbstverständlich schon immer dazugehörten (fast, weil „There Will Never Be Another You“ als Standalone-Reissue nur in Japan auf CD greifbar war, erst 2011 gab’s in der „2-on-1“-Reihe einen Twofer mit „On Impulse!“, was für mich auch die erste Gelegenheit war, den Konzertmitschnitt zu hören).

    Bei „No Problem“ (die Aufnahmezeit wurde eine ganze Woche in den Fantasy-Studios erhöht, 9.-.15. Dezember 1981) wird wieder eine Art All-Stars-Band aufgefahren – mit Bobby Hutcherson und Tony Williams. Bobby Broom ist der neue Gitarrist, Klavier gibt es keines mehr, Bob Cranshaw ist an der Bassgitarre zurück. Da gibt es keine Antics wie bei Coryell oder Clarke, aber im öffnenden Titelstück mit seinem kreisenden Groove einen recht distinguierten Bass-Sound, wie Cranshaw ihn in den frühen Siebzigern nicht einsetzte – und ich würde jetzt sagen: ein Bass-Sound, der seine Behauptung im Interview mit Iverson vom instrumentunabhängigen Spiel ziemlich widerlegt. Rollins ist in Form, und dass es auch im zweiten Stück wieder einen binären Groove mit Latin-Anklängen gibt, kommt ihm zupass.

    Nach einem recht klassischen „Jo Jo“ (Hutcherson) gibt’s zum Einstieg der einstigen Seite 2 ein Fade-In in einen Calypso-Groove, „Coconut Bread“ (Rollins) – hier dreht Williams etwas auf, spielt das recht gut, aber für meinen Geschmack einfach nicht federnd genug. Nach dem Intermezzo von Harris und dann Clarke am E-Bass wird mir aber im Lauf des Albums bewusst, dass Cranshaw seine Sache bei Rollins einfach gut macht (wobei Harris ja auch keine Antics bietet, aber Cranshaws Approach gefällt mir etwas besser … Harris kehrte ja ein paar Jahre später als Gitarrist in die Band zurück, aber da habe ich praktisch nichts, zumindest nichts offizielles). Brooms „Penny Saved“ funktioniert trotz Williams‘ langweiligen aber dominanten Beat recht gut, eine Art Two-Beat-Shuffle, von Cranshaw zusammengehalten – er ist wirklich der Kitt in all diesen Bands, vielleicht ist das die Qualität, die ihn halt doch irgendwie heraushebt – und mit einem Rollins-Solo, in dem er das sonst schon hie und da gehörte Falsett intensiver auskundschaftet als üblich. Hutcherson spielt dann ein ganz schönes Solo, das schön über dem Beat schwebt und sich doch irgendwie auch mit ihm verzahnt … die Changes sind süffig, Broom kriegt natürlich auch etwas Platz und spielt ein ganz ordentliches Solo. Dann Balladen-Zeit für den Leader in einem zweiminütigen „Illusions“ (Frederick Hollander), bevor das Album mit „Joyous Lake“ wieder mit einem Latin-Romp endet. Kurzweilig und unterhaltsam.

    Im CD-Booklet gibt neben dem Foto von Rollins (rechts), das auch auf der LP-Rückseite zu sehen ist, eins der drei Stars und je ein eigenes von den anderen beiden (eigentlich schon ein bisschen fies, dass Cranshaw nicht mit aufs Gruppenfoto durfte). Broom hat einen schöne etwas verschatteten Ton, aber seine Soli sind leider fast schon bemerkenswert unspektakulär. Dafür dreht Rollins ziemlich auf, ist jeden Moment bei der Sache und glänzt mit klarer Phrasierung (die fehlt mir in den Jahren davor manchmal ein wenig, da verwischt er mehr als sonst meist üblich). Williams finde ich auch hier höchstens halb gut, er spielt steife, unflexible Beats mit einem Rock-Sound. Hutcherson bleibt auch recht farblos … aber als Folie für den formidabel agierenden Leader funktioniert das für meine Ohren halt doch besser als die Vorgänger-Alben (auch wenn diese definitiv mehr Abwechslung bieten).

    „Reel Life“ ist das nächste Album – das habe ich erst kürzlich mal bei einer Discogs-Bestellung dazugenommen und es läuft zum ersten Mal. Die weniger steifen und auch knackigeren Drum-Beats stammen hier von Jack DeJohnette, Cranshaw und Broom sind wieder dabei, zudem auf allen ausser einem Stück auch Yoshiaki Masuo – und abgesehen von den zwei Gitarren würde der Opener, das Titelstück des vom 17.-22. August in den Fantasy-Studios aufgenommenen Albums bestens auf den Vorgänger passen. Broom und Yasuo spielen je zwei Soli – das erste von Broom gleich im Opener klingt ziemlich gut, während Yasuo dahinter (so klingt das für mich Laien zumindest) offene Saiten schrammelt. Rollins ist wieder in guter Form … und der zusätzliche Biss von DeJohnette hilft tatsächlich, damit das ganze besser klingt. Die Musik ist ähnlich: viele gut gelaunte Latin-Grooves, ein formidabel aufgelegter Leader – und eine richtig gute Band, dank Jack DeJohnette. Highlight: „Rosita’s Best Friend“, eine Rollins-Kontrafakt auf „La Rosita“ (von „Coleman Hawkins Encounters Ben Webster“ bekannt), nach dem Leader ist hier Masuo an der akustischen Gitarre zu hören, DeJohnette spielt Congas und Maracas, Masuo, Broom und Lucille Rollins, die nach „No Problem“ zum zweiten als Co-Produzentin neben Rollins als Produzenten wirkt (war Keepnews raus?) spielen Claves, Cabasa und Cowbells – da wurden wohl auch ein paar Overdubs ergänzt. Partymusik, die mir aber wirklich das Herz aufgehen lässt. Masuos Beitrag „Sonny Side Up“ folgt direkt und hier spielt er dann ein Solo an der elektrischen Gitarre – ziemlich brav, aber mit wunderbarem Ton immerhin. Strayhorns „My Litle Brown Book“ bietet das epische Rollins’sche Balladenkino – mit merklich anderem Aufnahme- bzw. Saxophonklang, fast so kantig wie in den besten Tagen, und dennoch weich und an den Ecken irgendwie rund. „Best Wishes“ ist noch so ein gut gelaunter Halftime-Romp – und auch hier fällt der Kontrast von Williams zu DeJohnette auf… letzterer weiss wirklich mehr damit anzufangen, streut nach gutdünken und wohldosiert Rolls und Fills ein, wirkt aber generell frischer, direkter. Und Broom spielt ein zweites kurzes Solo hier, bevor Rollins und DeJohnette sich ein paar Mal abwechseln und DeJohnette dann ein ausgewachsenes Solo spielt (eine Seltenheit auf diesen Alben). Danach beschliesst der Leader mit „Solo Reprise (Sonny)“, einer zweiminütigen Solo-Improvisation das Album.

    Das nächste neue Album folgte zwei Jahre später, „Sunny Days, Starry Nights“. Ich kenne erst das übernächste wieder, „The Solo Album“, auf das der Ausklang von „Reel Life“ schon vorausweist – aber darauf habe ich gerade eher wenig Lust, hole ich vielleicht später mal nach. 1986 kam „Contemporary Alternate Takes“ heraus, ein Album mit Alternate Takes von „Way Out West“ und „Contemporary Leaders“.

    Und „Road Shows Vol. 1“ öffnet mit „Best Wishes“ – dem letzten Band-Track von „Reel Life“, knapp vier Jahre später im Mai 1986 in Tokyo aufgenommen. Die Road Band war auch hier eine andere: Mark Soskin, Bobby Broom, Jerome Harris und Al Foster, zudem Rollins Neffe Clifton Anderson an der Posaune, der schon ab 1983 häufig mit Rollins tourte und hie und da auch im Studio dabei war. „Best Wishes“ dauert fast zehn Minuten in dieser Version, Harris/Foster sind natürlich längst eingespielt, grad der Drummer braucht sich hinter DeJohnette nicht zu verstecken und spielt sich hier in einen halben Rausch. Nach den klavierlosen Studio-Aufnahmen bin ich mit Soskin aber weniger glücklich – erst recht, weil er und Broom hinter Rollins auch beide spielen. Der Leader legt allerdings ein Solo hin, das den problematischen Sound (Soundboard würde ich vermuten, wirkt alles sehr eng und loudness-war-mässig laut) – solche Tour-de-Force-Performances sind es für mich, die auch den mittleren und späten Rollins immer wieder richtig lohnend machen. Ich höre mich jetzt mal durch die Alben und streue die Stücke aus den „Road Shows“ an passender Stelle ein – auch wenn das diesen vier Alben nicht gerecht wird, denn die haben schon den Anspruch, mehr als reine Dokumente zu sein.

    Das nächste Album läuft bei mir als „G-Man“, aber eigentlich heisst es wohl „Sonny Rollins Plays G-Man and Other Music for the Soundtrack of the Robert Mugge Film ‚Saxophone Colossus'“ – aufgenommen wurde es live im „Opus 30“ in Saugerties, NY, aufgenommen, am 16. August 1986, im April 1987 wurden noch Sax-Overdubs beigefügt. Der Film sagt mir nichts, klingt aber nicht uninteressant, und enthält neben diesem Konzertmitschnitt noch weitere Live-Musik, wie einer bei Amazon zu findenden Beschreibung einer VHS-Ausgabe zu entnehmen ist:

    „Robert Mugge has already done fine cinematic profiles of Al Green, Ruben Blades and Sun Ra, and though this is primarily a performance documentary, it brilliantly captures one of the great saxophonists of jazz – and probably its most revered living improviser – during one of his most intensely creative periods. There are some interview segments with the modest musician, his wife and three prominent jazz critics who shed some light on Rollins‘ development and career. It also includes a few historical clips, but the film focuses on two startling performances. The first is by Rollins‘ quintet in concert at a rock quarry concert site near his home in Upstate New York (which inspires an expansive and thrilling ‚G-Man,‘ as well as one of Rollins‘ classic unaccompanied solo flights, during which he broke his heel), and the world premiere of his ‚Concerto for Saxophone and Orchestra‘ in Japan. His music is always revealing; so is this loving portrait.“ – Richard Harrington, The Washington Post.

    G-Man ist wirklich ein Trip, 15 Minuten und Rollins einmal mehr in Form. Mit dabei sind Clifton Anderson, Mark Soskin, Bob Cranshaw und – Überraschung: Marvin „Smitty“ Smith. Ich glaube, auch diese Aufnahme lief hier noch gar nie. Dass es keine Gitarre gibt hilft natürlich – und Smith hilft ebenfalls, er befeuert Rollins mit permanenten Trommel- und Becken-Kaskaden. Die zwei folgenden Stücke sind nicht ganz so mitreissend, „Kim“ ist recht kurz (knapp 6 Minuten), „Don’t Stop the Carnival“ beginnt mit einem schnellen Einblender, riffendem Rollins – und dann die Überraschung: eine kurze hart funkende Bass-Passage von Cranshaw, der mit halben Slap-Tönen einsteigt und in der tiefe grummelt. Smith bedient die Cowbell und übernimmt dann – das macht Spass, klingt aber auch alles ein wenig nach Koordinationsproblemen … war jetzt ein Bass-Solo vorgesehen und Cranshaw hatte dann doch keine Lust? Jedenfalls wird’s ein punktuell vom Bass begleitetes Schlagzeugsolo, das in Steve Colemans Musik besser passen würde als zu Rollins – doch der macht derweil eh Pause … und Smith gehen irgendwann ein wenig die Ideen aus und das Groove-Spiel macht allein dann doch nicht so viel Spass, wie wenn er die kleinen Verschiebungen und Verlagerungen mit einer Band spielen könnte. Nach nicht ganz vier Minuten steigt die Band wieder ein, doch ab da gibt es den klassischen Half-Time Bass und den Calypso-Rollins mit seinen Riffs, Tonbiegungen, kleinen Growls – und dann den ausbrechenden Linien, aus denen schliesslich halsbrecherische Läufe werden. Das macht Spass, aber das grosse Kino hier ist das Titelstück, das auf der LP die erste Seite für sich allein hatte. Auf der CD gibt’s als Bonustrack noch eine 12minütige Version von „Tenor Madness“, jenem Stück, das Rollins 1956 mit der Rhythmusgruppe von Miles Davis und dessen Saxophonisten John Coltrane eingespielt hat. Clifton Anderson bleibt auf dem Album Statist – er rifft in „Carnival“ etwas mit … fast könnte man sagen, er übernimmt den Part von Bobby Broom, aber auf „Tenor Madness“ tritt er dann in den Vordergrund, kriegt gleich das erste Solo und fängt gut an, verliert sich aber schnell in Riffs und übergibt dann auch an gleich an Soskin. Auch den kriegt man auf all diesen Alben irgendwie kaum so richtig zu fassen – und die „Road Shows“, die natürlich auf Rollins selbst fokussieren, sind wohl auch nicht beste Ort. Um seine Rolle in der Band zu beurteilen, müsste man ganze Live-Mitschnitte anhören, denke ich (gibt bestimmt viele, die im Umlauf sind, aber ich gucke jetzt gar nicht, sonst wird aus diesem Durchlauf nur ein weiteres frühzeitig abgebrochenes bzw. lange Jahre unterbrochenes Hörprojekt). Jedenfalls verliert Soskin sich nicht, übergibt dann an Cranshaw, den ich jetzt echt lieber im Funk-Duet mit Smith gehört hätte als hier, wo er eine Art punktiertes Walking-Solo spielt, das zudem sehr lang ist. Erst nach über sieben Minuten steigt Rollins ein – und klar: er hievt die Performance sofort auf ein anderes Level, zuerst in Fours mit Smith

    Eine letzte Runde aus den Achtzigern noch: „Falling in Love with Jazz“, drei Bands, drei Sessions: 3. Juni 1989 mit Branford Marsalis am zweiten Tenorsax, Tommy Flanagan am Klavier, Harris am Bass und Drummer Jeff „Tain“ Watts („For All We Know“ und „I Should Care“), 5. August 1989 mit Soskin, Harris (jetzt an der Gitarre), Cranshaw und DeJohnette („Tennessee Waltz“, „Little Girl Blue“ – DeJohnette setzt auf letzterem aus) und 9. September 1989 mit denselben plus Anderson („Falling in Love with Love“ und „Sister“ sowie der CD-Bonustrack „Amanda“). Dazwischen gab’s 1987 noch „Dancing in the Dark“ (Anderson, Soskin, Harris am Bass, Smitty Smith) – das hatte ich eigentlich mal noch auf dem Zettel, aber es ergab sich dann doch nie.

    Los geht es mit dem jungen Sidekick und dem Stargast am Klavier (der auf meinem nächsten Studio-Album von Rollins auch wieder auftaucht, „+3“ von 1996) und „For All We Know“ – und damit sind wir wirklich im Klassizismus angekommen, trotz der Bassgitarre. Das Duett mit Marsalis ist zumindest im Thema klasse: der junge Musiker folgt dem Boss, spielt eine Art Echo auf jede Phrase von Rollins, persifliert diesen manchmal ein wenig (dieser Triller im letzten A-Teil des Themas). Marsalis hat den schlankeren Ton (Coltrane/Henderson/Shorter oder so? Oder doch exklusiv alles nur von Pete Yellin abgeguckt?). Für die erste Improvisation ist dann Tommy Flanagan zuständig – und spielt ein wunderbar aufgeräumtes Solo. Der Leader folgt mit einer kristallinen Klarheit, wie es sie bis in die frühen Sechziger oft gab, aber wie ich sie seit 1972 in den letzten Wochen nur selten gefunden habe (ich denke als erstes an Japan 1973 – sonst ist meist sein Ton schon auf eine Weise anders, die diese grosse Klarheit nicht so ganz aufkommen lässt). Harris spielt den Bass hinter Flanagan so tief und zurückhaltend, dass es echt kaum einen Unterschied macht, ob das jetzt eine Bassgitarre oder ein Kontrabass ist. Bei Marsalis folgendem Solo könnte man tatsächlich auch mal an Joe Henderson denken – oder man kann es auch so beschreiben: „Unfortunately Marsalis makes the fatal error of trying to imitate Rollins (instead of playing in his own musical personality) and he gets slaughtered“ (Scott Yanow auf Allmusic) – in der Tendenz hier nicht falsch, dünkt mich, aber so fatal finde ich das Resultat glaub ich nicht. Aber wie Rollins nachlegt ist schon so, dass jedem anderen Saxophonisten, der da mitspielt, das Blut in den Adern gefriert. Vielleicht widerfährt Marsalis hier etwas ähnliches, wie es Rollins mit Coleman Hawkins erfahren hat, der sich 1962 auch noch nicht aufs Altenteil begeben mochte.

    „Tennessee Waltz“ ist dann ein schamloser Tearjerker – ein Stück, das ich wider jede Vernunft hemmungslos liebe, sei es als Klaviersolo von Art Hodes oder in allerlei Pop-Versionen … und natürlich auch hier mit Rollins. Soskin spielt hier auch Synthesizer („Korg M-1“ steht auf dem Cover). Harris spielt ein Gitarrensolo, das Broom sofort vergessen lässt – auch wenn sein Ton eher dünn und etwas quietschig ist. Hinter Rollins spielt er dann semi-hawaii-semi-bluegrass-slide Zeugs … passt jedenfalls, bis auf das Piano von Soskin, dessen Begleitung stets lauter ist als das Solo. In „Little Girl Blue“ setzt dann DeJohnette aus, es gibt also Rollins, glänzend, rhapsodisch (und da und dort mit leichten Coltrane-Anklängen, finde ich tatsächlich – diese etwas gequetschen hohen Töne in Läufen, die aus der Tiefe oder der mittleren Lage nach oben gehen). Das Nebeneinander von Harris und Soskin funktioniert hier etwas besser, finde ich – und Harris‘ Solo fügt sich wunderbar ein. Und wenn Rollins im Titelstück loslegt (Anderson ist hier als Statist mit dabei), dann bewegt sich das auf den Höhen, die er in den Fünfzigern und Sechzigern regelmässig erklommen hat: die Klarheit der Phrasierung, der Flow der Ideen – umwerfend! Harris folgt wieder mit einem überaus ansprechenden Solo, und Soskin ist dabei wieder zu laut – ist halt einfach der Mix, für den Sonny, Lucille und der Toningenieur (Glen Kolotkin, bei beiden Sessions mit Soskin/Harris, alle drei sind in den Clinton Recording Studios in New York entstanden).

    In der Mitte der einstigen B-Seite steht dann das zweite Stück mit Branford Marsalis und Tommy Flanagan, „I Should Care“. Rollins legt wieder vor, Marsalis steigt erst nach ein paar Takten ein, klingt verschatteter als beim ersten Auftritt. Im Solo scheint er sich auch hier wirklich recht deutlich an Rollins zu orientieren (Henderson kann ich da weniger bis gar nicht mehr hören). Das klingt schon ziemlich souverän, finde ich – Hut ab jedenfalls! Meine Lieblingspassage ist die nach der kurzen Pause bei 4:16 – das ist ein Coltrane-Beinah-Zitat, oder? Ich denke an „Ballads“, aber müsste das nachhören … dann ist Flanagan an der Reihe – erneut wunderbar, und hinter ihm wird auch deutlich, wie gut Harris und Watts (mit Besen) agieren. Das ganze Album mit Flanagan gab’s ja glaub ich nicht mehr – aber fast. Das ist dann meine nächste Runde. Rollins kehrt dann für die Themenrekapitulation zurück, wieder sekundiert von Marsalis. Und der ist hier wirklich überzeugend. Der Closer des Originalalbums ist dann „Sister“, eine Funk-Nummer mit schnarrendem Bass von Cranshaw (er konnte ja Funk, wenn er denn wollte!), eher lahmen Piano-Riffs (warum kann man das nicht einfach der Gitarre überlassen?) und Clifton Anderson als Klangverstärker im sanglichen Thema (unisono mit Rollins), bei der eine swingende Passage, die schön fliesst, zwischengeschaltet ist. Rollins überlässt das Stück der Band, ist selbst nur im Thema dabei. Anderson ist zuerst dran und spielt ein gutes Solo, in dem er den Funk und den Flow schön zusammenbringt. Das Thema ist von der Sorte, dass sich eine Rekapitulation zwischen den Soli anbietet – womit auch Rollins zwischendurch wieder zu hören ist. Soskin spielt ein ganz gutes Solo, Harris findet Wege zu einer interessanten, nicht störenden Begleitung (was umgekehrt ja leider nicht der Fall ist), aber sein Solo finde ich hier nicht sehr spannend. Dann gibt’s noch einen CD-Bonustrack wieder mit der grossen Besetzung (also inkl. Anderson), eine dieser typsichen Rollins-Nummern mit etwas Stop-and-Go, Latin-Beats und einer fröhlichen Grundstimmung. Das fühlt sich mit seinem Solo-Reigen fast wie eine Alternative zu „Sister“ an, die Soli sind aber kürzer, das Stück als ganzes auch, das Tempo dafür schneller. Soskin soliert am Klavier – und ist wie im Stück davor zugleich als Vokalist zu hören (ungefähr in der korrekten Tonlage mitsummend), ein paar kurze Ensemble-Passagen gibt es zwischendurch auch … das ist die typische Rollins-Musik, wie er sie seit inzwischen über 15 Jahren spielt.

    Ich höre hier insgesamt eine wiedergewonnene Klarheit – und dazu passt natürlich das Cover von Henri Matisse („The Heart“, Nr. 7 aus „Jazz“, Schablonendruck von 1947) perfekt. Für mich klingt Rollins hier jedenfalls souverän. Das tut er auch in den Jahren davor immer wieder, aber hier passt für meine Ohren alles in allem auch der Rahmen wieder hervorragend (bis auf den nicht optimalen Einsatz von Klavier und Gitarre zugleich, der dann durch den Mix auch nicht besser wird).

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    #12062549  | PERMALINK

    soulpope
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    Nein, kein Wettbewerb …. es gibt ja nix zu gewinnen …. ich schreibe meine Gedanken, warat in einem Forum eigentlich der Sinn der Einrichtung …. btw uns trennt nicht Menge/Mangel an Liebe zu Sonny Rollins ….

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    #12062555  | PERMALINK

    vorgarten

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    soulpopeNein, kein Wettbewerb …. es gibt ja nix zu gewinnen …. ich schreibe meine Gedanken, warat in einem Forum eigentlich der Sinn der Einrichtung ….

    ja, aber einmal reicht ja vielleicht auch, wir haben das ja alle verstanden. und das ist ja eigentlich auch nicht der rollins-thread. insofern fand ich gerade die beschreibung des zusammenspiels mit branford m. sehr interessant.

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    #12062569  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ja, hatte mir auch überlegt, dass meine letzten Posts eigentlich im Rollins-Thread besser aufgehoben wären … aber ergab sich halt aus der Diskussion über Henderson usw.

    Ich glaub, was für mich das Forum am Ende weiterhin wertvoll macht ist – neben Empfehlungen und Hinweisen auf Dinge, die mir noch nicht begegnet sind oder denen ich noch zu wenig Aufmerksamkeit schenkte – auch das Hinterfragen von … quasi den persönlichen Sitten und Gebräuchen, das Re-evaluieren von Aufnahmen, zu denen ich eine 10 oder 20 (manche sind bald 30! :wacko: ) alte Meinung habe … Anstösse von hier plus das Aufeinanderprallen des zwischenzeitlich selbst gewonnen Wissenszuwachses führen oft zu interessanten Entwicklungen. Vor 25 Jahren hätten mich z.B. diese ganzen Rollins-Aufnahmen auch nicht interessiert (da war der konkrete Anlass nicht nur die eine oder andere auf Organissimo aufgeschnappte Bemerkung sondern auch der schriftliche Austausch mit einem Musiker, der auf Dime sehr aktiv ist und Rollins überaus schätzt). Nach dem Beschnuppern (und darüber sind wir ja im allgemeinen hinaus, auch wenn es überraschenderweise immer wieder Punkte gibt, wo das eben doch noch nicht der Fall ist) ist das doch der Punkt, hier überhaupt Zeit zu verbringen und sich auszutauschen. Gut, es gibt auch die solitären Unterfangen, bei denen ich weniger auf still Mitlesende hoffe als dass ich sie für mich selbst unternehme – aber als Angebot für später sind die ja hier und können wieder aufgegriffen werden … und dann gibt’s die semi-solitären Unterfangen, z.B. das, wenn ich 2028 doch endlich mal systematisch Adams/Pullen hören werde ;-)

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    #12062619  | PERMALINK

    soulpope
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    vorgarten

    soulpopeNein, kein Wettbewerb …. es gibt ja nix zu gewinnen …. ich schreibe meine Gedanken, warat in einem Forum eigentlich der Sinn der Einrichtung ….

    ja, aber einmal reicht ja vielleicht auch, wir haben das ja alle verstanden ….

    Auch weniger ist mehr …. und aus einmal kann schließlich „keinmal“ werden …. so können auch apologetische Blogs geboren werden ….

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    #12062679  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Guten Morgen. Das finde ich jetzt schon hart an der Respektlosigkeit mir gegenüber. Mein Eindruck bleibt, wie gestern, der: Wenn nicht nur vom Balkon schnippisch Kommentare hinab gerufen würden, könnte daraus auch ein Gespräch werden. So aber wird das nichts. Es gibt hier halt noch drei, vier weitere Nullnummern, aber dann bin ich durch, man möge es mir nachsehen.

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    #12062701  | PERMALINK

    soulpope
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    Beiträge: 56,379

    gypsy-tail-windGuten Morgen. Das finde ich jetzt schon hart an der Respektlosigkeit mir gegenüber. Mein Eindruck bleibt, wie gestern, der: Wenn nicht nur vom Balkon schnippisch Kommentare hinab gerufen würden, könnte daraus auch ein Gespräch werden. So aber wird das nichts. Es gibt hier halt noch drei, vier weitere Nullnummern, aber dann bin ich durch, man möge es mir nachsehen.

    Guten Morgen „gypsy“, nun verbleibe ich etwas ratlos wegen der „Respektlosigkeit“ …. mir wurde seitens „vorgarten“ ausgerichtet, dass (m)eine Wortmeldung zu einem Thema eh „allen alles klarmacht“(so nach dem Motto „und jetzt halts zsamm ….), daraufhin meine vorstehende Replik …. mein Feedback mit „nur schnippische Kommetare vom Balkon“ zu labeln ist halt auch ein Zugang …. ich schätze Deinen Enthusiasmus und Detailfreude sehr – und äußere mich dann und wann hiezu …. die überwiegende Anzahl der Leser Deiner Beiträge sagt …. gar nix …. besser ? Manchmal – siehe auch mein zeitweiliges Zerwürfnis mit „vorgarten“ zum Thema „Jazz in den 90ern“ vor einem Jahr – scheint es fast so …. und der Respekt ? Sicherlich ein schützenswertes Pflänzchen von/gegenüber jedem von uns ….

    --

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    #12062705  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

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    soulpope mir wurde seitens „vorgarten“ ausgerichtet, dass (m)eine Wortmeldung zu einem Thema eh „allen alles klarmacht“(so nach dem Motto „und jetzt halts zsamm ….), daraufhin meine vorstehende Replik ….

    das hast du falsch verstanden. ich habe zu bedenken gegeben, dass man im tenorsax-thread (in dem wir das thema rollins ja zu anderen geöffnet haben, ich zumindest habe daraus viel gelernt über einflüsse, epigonen, tenorsaxschulen etc.) ja nicht fünfmal schreiben muss (wie vorher auch schon mehrfach), dass sonny rollins ab den 70ern nur noch als „marke mit schlechten begleitbands“funktioniert hat und man sich das zeug ansonsten nicht anhören muss – bzw. dass du die ausdauer bewunderst, es zu tun. mir hattest du vor kurzem geschrieben, dass es dich interessiert, wie ich rollins alterswerk höre – ist das interesse also erloschen?

    --

    #12062713  | PERMALINK

    soulpope
    "Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

    Registriert seit: 02.12.2013

    Beiträge: 56,379

    vorgarten

    soulpope mir wurde seitens „vorgarten“ ausgerichtet, dass (m)eine Wortmeldung zu einem Thema eh „allen alles klarmacht“(so nach dem Motto „und jetzt halts zsamm ….), daraufhin meine vorstehende Replik ….

    das hast du falsch verstanden. ich habe zu bedenken gegeben, dass man im tenorsax-thread (in dem wir das thema rollins ja zu anderen geöffnet haben, ich zumindest habe daraus viel gelernt über einflüsse, epigonen, tenorsaxschulen etc.) ja nicht fünfmal schreiben muss (wie vorher auch schon mehrfach), dass sonny rollins ab den 70ern nur noch als „marke mit schlechten begleitbands“funktioniert hat und man sich das zeug ansonsten nicht anhören muss – bzw. dass du die ausdauer bewunderst, es zu tun. mir hattest du vor kurzem geschrieben, dass es dich interessiert, wie ich rollins alterswerk höre – ist das interesse also erloschen?

    Dank für Dein Feedback …. mit „falsch verstanden“ kann man auch um „schlecht ausgedrückt“ herumnavigieren, aber egal …. btw mein Interesse ist nicht erloschen, das Animo mich dazu anlassbezogen zu äußern kocht aber aktuell auf kleiner Flamme ….

    --

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    gypsy-tail-wind
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    Okay, letzter Anlauf, versprochen: Das mit dem „apologetischen Blog“ kam ich nicht umhin, auf meine Posts hier zu beziehen. Das mit dem Kommentar vom Balkon herab war nicht nett formuliert, zugegeben, aber ich sehe das glaub ich ähnlich wie vorgarten: die Wiederholung von „interessiert mich nicht“ (oder gar: „ist schlecht“)* führt nicht zu einem Gespräch. So gesehen ist mir keine Reaktion in dem Fall vielleicht tatsächlich lieber, weil das „interessiert mich nicht“ halt – wie vorgarten schrieb – schon beim ersten Mal klar ist und angekommen ist. Mir kommt das wiederholte Äussern von Desinteresse (dazu ein paar mitlaufende Unterstellungen – der Punkt mit „meiner“ vs. „deiner“ Rigorosität gestern hat mich geärgert, ich beschloss, darauf nicht einzugehen und sehe auch heute keine Möglichkeit, darüber zielführend – im Sinn einer angestrebten/erwünschten Verständigung – zu reden) halt wie eine vor sich hergetragene Gesprächsverweigerung vor, die sich als Gesprächsangebot tarnt, aber eben: leider keines ist. Denn Du hast Dich ja nie zur Musik geäussert, die hier gerade verhandelt wurde bzw. hast das so pauschal und mit so viel Distanz getan, dass eben kein konkretes Gespräch auf einem nachvollziehbare Fundament daraus werden kann. „Ich höre jetzt in ‚Horn Culture‘ auch mal wieder rein, aber mich langweilt das schon nach 2 Minuten weil x und y…“ wäre z.B. eine Möglichkeit – wenn Du darauf wirklich keine Lust hast (wovon ich ausgehe nach Deinen Kommentaren die letzten Tage/Wochen), dann kannst Du das schreiben (darfst, sollst, klar!) – aber das einfach alle paar Tage zu wiederholen finde ich eher frustrierend.

    *) Ich weiss, das ist jetzt arg verkürzt, ich mag nicht exakte Zitate hervorsuchen gehen, die stehen ja alle oben.

    PS: ich hab weiss Gott Angebote gemacht, in eine Diskussion einzusteigen, immer wieder bestimmte Tracks erwähnt, manche auch direkt verlinkt … da könnte man doch ansetzen? Auch da wiederhole ich mich, das schrieb ich ja gestern auch schon. Eben: wir kommen nicht weiter, wir können’s ruhen lassen – bisschen Irritation aber keine nachhaltigen bad feelings.

    --

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    gypsy-tail-wind
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    Um zum Thema zurückzukehren, das war gestern der 80er-Rollins und mein Fazit, dass hier der alte Glanz wieder da ist: Was aber, so meine Vermutung, mehr mit den Bands, den Production Values, dem Aufnahmesound zu tun hat als mit Rollins selbst … und dann die Frage, wer mit so einer Souveränität und Meisterschaft denn sonst so in den Achtzigern unterwegs war? Mir ging da heute Morgen als eine mögliche Antwort David Murray durch den Kopf. Der taucht zwar in den 70ern schon auf, aber dort noch recht klar als Loft-Feuerkopf (mit diesem irren Drummer Crouch an seiner Seite :whistle: ), finet aber in den 80ern (auch dank/durch/mit Crouch, denke ich? hab da nie viel zu gelesen) zu sich bzw. seiner Musik. Er speilt zwar fünfmal so viele Töne in dreimal weniger Zeit als Rollins, aber seine Ausstrahlung hat eine vergleichbare Kraft und Gravitas, oder?

    Von den jüngeren mag ich zumindest für die 80er glaub ich niemanden dazu zählen … für die 90er glaub ich auch eher nicht, weil ich da einfach andere Prioritäten höre – Gravitas z.B. eher nicht, eben auch nicht angestrebt. Und in der Hinsicht nehme ich Rollins so ab „Falling in Love with Jazz“ eben doch als eine Art elder statesman wahr – und damit könnten wir durchaus die Diskussion um die Frage nach dem „Spätwerk“ nochmal neu anzetteln.

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    soulpope
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    gypsy-tail-windOkay, letzter Anlauf, versprochen: Das mit dem „apologetischen Blog“ kam ich nicht umhin, auf meine Posts hier zu beziehen. Das mit dem Kommentar vom Balkon herab war nicht nett formuliert, zugegeben, aber ich sehe das glaub ich ähnlich wie vorgarten: die Wiederholung von „interessiert mich nicht“ (oder gar: „ist schlecht“)* führt nicht zu einem Gespräch. So gesehen ist mir keine Reaktion in dem Fall vielleicht tatsächlich lieber, weil das „interessiert mich nicht“ halt – wie vorgarten schrieb – schon beim ersten Mal klar ist und angekommen ist. Mir kommt das wiederholte Äussern von Desinteresse (dazu ein paar mitlaufende Unterstellungen – der Punkt mit „meiner“ vs. „deiner“ Rigorosität gestern hat mich geärgert, ich beschloss, darauf nicht einzugehen und sehe auch heute keine Möglichkeit, darüber zielführend – im Sinn einer angestrebten/erwünschten Verständigung – zu reden) halt wie eine vor sich hergetragene Gesprächsverweigerung vor, die sich als Gesprächsangebot tarnt, aber eben: leider keines ist. Denn Du hast Dich ja nie zur Musik geäussert, die hier gerade verhandelt wurde bzw. hast das so pauschal und mit so viel Distanz getan, dass eben kein konkretes Gespräch auf einem nachvollziehbare Fundament daraus werden kann. „Ich höre jetzt in ‚Horn Culture‘ auch mal wieder rein, aber mich langweilt das schon nach 2 Minuten weil x und y…“ wäre z.B. eine Möglichkeit – wenn Du darauf wirklich keine Lust hast (wovon ich ausgehe nach Deinen Kommentaren die letzten Tage/Wochen), dann kannst Du das schreiben (darfst, sollst, klar!) – aber das einfach alle paar Tage zu wiederholen finde ich eher frustrierend. *) Ich weiss, das ist jetzt arg verkürzt, ich mag nicht exakte Zitate hervorsuchen gehen, die stehen ja alle oben. — PS: ich hab weiss Gott Angebote gemacht, in eine Diskussion einzusteigen, immer wieder bestimmte Tracks erwähnt, manche auch direkt verlinkt … da könnte man doch ansetzen? Auch da wiederhole ich mich, das schrieb ich ja gestern auch schon. Eben: wir kommen nicht weiter, wir können’s ruhen lassen – bisschen Irritation aber keine nachhaltigen bad feelings.

    Letztes Feedback, versprochen 😉 …. also meinerseits keine „bad feelings“ und auch nicht wegen den Kommentaren „vom Balkon herab“, aber lass mich kurz bei diesem Vergleich bleiben …. dh ich sitze bei einer öffentlichen oder geladenen Veranstaltung (Balkon ist „oben“, aber auch mit (Sicherheits)abstand von der „Bühne“) kann mich ruhig verhalten, klatschen, Missfallen äußern oder …. gehen …. und auf der Bühne wird programmgemäss das Stück gegeben ….

    Dies ist natürlich überzeichnet aber jedoch nicht komplett daneben …. auch wenn das nicht Deine (oder auch jene von „vorgarten“) Intention ist, kommt in mir (wiederholt) die Motivation auf, eine starke Tendenz zu hinterfragen/ein Korrektiv anzubieten …. ich kommentiere aber nicht die „Aufführung“ (denn jene ist individuell auf Basis der persönlichen Vorlieben zu sehen), sondern die Einordnung des „Werkes“ ….

    Du verstehst sicher dass ich keine Lust habe eine Liste zu führen, wie oft ich mich ähnlich zu einem Thema geäussert habe bzw wann es „zu oft“ war …. das  tajgliche Mittel ist dann halt im Kritik-/Nichtzustimmungsfall zu schweigen …. habe gegen diese Erkenntnis viele Jahre angekämpft aber muss hier realistischerweise wohl kapitulieren ….

    Ich lese Deine Beiträge gerne, aber werde dies bezüglich einiger Themen pro futuro wie mit einer physischen Zeitung tun …. schau ma mal …

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    gypsy-tail-wind
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    Der Vergleich passt – ich würd mich halt ab und zu ein Herabsteigen und Eimischen wünschen. Wie ich schrieb, es sind genügend Angebote da, dünkt mich!

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