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AutorBeiträge
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Sehr treffend, lieber bullschuetz.
Ich ergänze: Das Dabeisein beim Live-Konzert kann das Bewusstsein noch viel mehr betrügen, als hinterher in Ruhe nochmal eine gut gemachte Aufnahme des Konzerts zu hören – oder noch besser zu sehen. Sicherlich „fehlt“ bei Letzterem etwas. Aber ein und dasselbe Konzert erlebst du ja bereits an unterschiedlichen Plätzen akustisch völlig anders. Dann kommt nach die persönliche Stimmungslage hinzu, der Bierkonsum, das ständig vor deine Nase gehaltene Handy des Vordermannes und deine klugschwätzende Begleitung, die die Ballade zerredet, anstatt mit dir zu knutschen. Was ein Scheißkonzert.
wahr: +1
zuletzt geändert von gruenschnabel--
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WerbungchoosefruitDoch es mag Umstände geben, in welchen Konzerte und die daraus resultierenden Live-Alben eine Zeit oder Periode besser dokumentieren können, als viele Sessions im Studio.
So wie der Stones-Gig in Altamont, bei dem ein Konzertbesucher erstochen wurde und man im Nachhinein noch jahrelang munkelte, die Stones hätten ja auch Sympathy for the Devil gespielt, obwohl das Filmmaterial etwas anderes bewies? Live-Alben sind Teil einer Kulthandlung, interessant für Fans, die ihren Gottesdienst auch außerhalb der Kirche zelebrieren möchten. Über die wichtigen Eigenschaften des Gottes erfährt man eher weniger.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.pfingstluemmel
krautathaus
pfingstluemmelDas ist auch so eine neue Psychose im Internet: Bei jedem Beitrag, der die Vorstellungskraft mancher User übersteigt, ruft man „Troll“, „Bot“ oder „Threadentführung“. Lästig. Nervig. Unnötig.
Wie hat dir eigentlich Keith Jarrett – Köln Concert und Howlin‘ Wolf – Live and Cookin… so gefallen? Bei den Esher Demos bist du bestimmt auch daneben gesessen?
Die Esher Demos sind ganz famos, aber Mehrspurdemos – also weit entfernt von einer Konzertsituation. Außerdem schrieb ich weiter oben, dass Live-Aufnahmen durchaus gefallen „dürfen“, sie aber zum Vergleich, der die „größte Band“ ausloten sollen, nicht herangezogen werden können. Howlin‘ Wolf klingt im Studio übrigens deutlich besser, bei Live & Cookin’… war er aber auch schon ein alter Mann.
Ja, ja und das Köln Concert kann ja auch niemand beurteilen, weil keiner dabei gewesen ist. Was für ein Blech.
Die Esher Demos kannst du gar nicht beurteilen, die haben bestimmt ganz anders geklungen.
zuletzt geändert von krautathaus--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykogruenschnabelAber ein und dasselbe Konzert erlebst du ja bereits an unterschiedlichen Plätzen akustisch völlig anders. Dann kommt nach die persönliche Stimmungslage hinzu, der Bierkonsum, das ständig vor deine Nase gehaltene Handy des Vordermannes und deine klugschwätzende Begleitung, die die Ballade zerredet, anstatt mit dir zu knutschen. Was ein Scheißkonzert.
Was ein schöner Kommentar. Könnte ein gemaltes Bild aus einem frühen Toco-Song sein. Und ich stell mir gerade Dirks nasale Stimme vor, wie er sich 1995 über ein Konzertbesuch beklagt. Das Konzert ist gut, doch ich noch nicht bereit.
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wahr
Es geht doch bei Live-Aufnahmen nicht unbedingt darum, eins zu eins das Live-Erlebnis zu konservieren, sondern in Bezug auf Plattenaufnahmen kann es eben eine weitere Technik sein, mit der Musik umgesetzt wird. Es gibt dabei sowohl Liveaufnahmen im Studio als auch auf der Bühne. Mit Publikum oder ohne. Oder eben reine Studioaufnahmen, die sich dann auch wieder in zig Aufnahmemöglichkeiten auffächern. Am Ende zählt das Ergebnis auf dem Trägermedium, ganz egal, was ein Konzertbesucher beispielsweise sonst noch an Eindrücken während der Darbietung gesammelt hat. Insofern ist es immer eine Frage dessen, was für eine Qualität am Ende rauskommt. Ob Liveaufnahme oder nicht, ist daher am Ende nur eine Frage der Technik. Was mich und vielleicht auch andere irritiert ist die Ausschließlichkeit, mit der du argumentierst. Es wird viele Liveaufnahmen auf Trägermedien geben, von denen du gar nicht weißt, ob sie es überhaupt sind. Peter Hammill hat mal eine Live-LP eingespielt, wo kein Ton des Konzertpublikums zu hören ist. Die Band alleine sollte zählen. Wird Musik auf ein Trägermedium übertragen, findet immer eine Transformation statt, auch bei der Wahrnehmung. Nie wird der Entstehungszusamenhang zur Gänze erfasst werden können. Weder wenn die Ausgangsquelle eine Liveeinspielung ist noch eine vielspurige Studioaufnahme. Ein Trägermedium ist ein vollkommen eigenständiges Kunstwerk, egal aus welcher Quelle es gespeist worden ist. Mal ist eine Liveeinspielung die bessere Wahl, mal ist es Studiogefrickel. Mal eine Mischung. Es ist eine künstlerische Entscheidung. Ölmalerei ist auch nicht besser als Videokunst. Es sind zwei Werkzeuge, Kunst zu machen.
Danke, Wahr.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Roykobullschuetz@pfingstluemmel Ich stimme Dir insofern zu, als die akustische Aufzeichnung eines Konzertes und auch eine audiovisuelle Konserve defizitaer bleibt gegenüber der authentischen Erfahrung des Dabeiseins (die andererseits allerdings ohne Aufzeichnung rasch zur Erinnerung wird, die sich nicht verifizieren, falsifizieren, prüfen lässt). Ich verstehe nur die Schlüsse nicht, die du daraus ziehst. Mein Schluss ist: zu Konzerten gehen! Und da, wo ich als Nachgeborener zu spät dran bin, eben hilfsweise das Klangdokument oder Filmdokument nutzen (und ergänzend gerne auch Zeitzeugeneindruecke). Das bringt viele tolle Hoererfahrungen und Erkenntnisgewinn. Wenn man das alles verwirft, verhält man sich, wie ich finde, wie jemand, der sagt: Mit Geschichte befasse ich mich nicht, denn mit Hitler kann man sich ja nicht mehr unterhalten. Allenfalls höre ich sein Studioalbum „Mein Kampf“. Weiteres Quellenstudium, Lektüre, Forschung lehne ich hingegen ab, das bringt nur „geisterhaften Schemenbrei“. Die Haltung ist mir, wie oben schon gesagt, rätselhaft. Vollends schleierhaft wird es für mich, wenn du nahelegst (zumindest habe ich das so verstanden), dass prinzipiell Konzerte unwichtig sind und nur die Studioalben zaehlen. Bei vielen Künstlern ist doch die Performance ein integraler Bestandteil. Das zu ignorieren, wäre doch, als würde man sich bei der Beurteilung von Picasso nur auf die Konturen stützen und die Farben für irrelevant erklären, bei der Beurteilung eines Films die Tonspur stumm schalten und nur die Bilder wirken lassen, bei einem Roman nur die Story würdigen und die Sprache für egal erklären oder bei einem Song nur die Melodie zur Kenntnis nehmen und nicht den Text. Verstaendnisfragen meinerseits: Gehst du auf Konzerte aktuell aktiver Musiker? Findest Du Dylans Judas-Konzert nicht hörenswert? Wie gehst du mit James Brown Apollo-Livealben um? Findest du die Plugged-Nickel-Aufnahmen von Miles Davis irrelevant, um den improvisatorischen Ansatz seiner Musik besser verstehen und genießen zu können?
Seltsame Vergleiche, die du anbringst. Geschichte ist passiert (wie Tomaten, haha) und kann als Nachgeborener nicht mehr erlebt werden. Hier stimmt also die Analogie zum Konzertbesuch. Eine Studioaufnahme wurde aber für die massenhafte Reproduktion geschaffen, die immer und immer wieder abrufbar bleibt, solange ein abspielbarer Datenträger existiert. Deshalb sollte man sich bei Vergleichen zur „größten Band“ auf diese beziehen – und nicht auf die simulierten Konzerterlebnisse, die von den Eindrücken früherer Menschen gespeist sind – und wie du so schön darlegst – von diesen weder verifiziert, noch falsifiziert werden können. (Ein berühmtes Beispiel aus einem anderen Bereich der Kunst: Der „Kopf in der Schachtel“, den das Kinopublikum in David Finchers Sieben gesehen haben will. Jeder Zuschauer, der diesen Film zuerst auf VHS oder DVD sah, wird dieser masseninduzierten Fehlleistung nicht zum Opfer gefallen sein. Ähnlich funktioniert manches bei Konzerten. Vor allem „mythischen“ Konzerten.)
Wenn die Performance ein wichtiger Teil der Musik sein soll (ich verstehe Performance jetzt als Bühnendarbietung), befinden wir uns doch schon im Bereich des Musicals. Wenn die Musik nicht für sich alleine funktioniert, sondern nur unter Einbeziehung von Gimmicks wie Image, Plattencovern, Tanz und Live-Shows (oder Videoclips) rund wird, ist sie mangelhaft, ein gebrechliches Unvollkommenes, das Krücken bedarf. Ich find’s also ganz dufte, wenn die Band auf die Bühne kommt und spielt. Vielleicht sollten sie noch sagen „Hallo, wir sind…!“ und ab und zu einen Songtitel nennen, mehr ist doch schon überflüssig. Ganz zu schweigen von den Mitsingspielchen, die mancher „Entertainer“ veranstaltet. Bei meinen letzten Konzertbesuchen verlief das auch nach meinen Erwartungen.
Dylans Judas-Gig ist hörenswert. Wenn du aber vor der Wahl stehst, ob du diese Live-Aufnahme oder doch lieber die drei Studioalben behältst, fällt die Wahl sehr leicht. Natürlich gebe ich nicht Bringing It All Back Home, Highway 61 Revisited und Blonde On Blonde für ein paar (zugegeben: sehr gelungene) Alternativ-Versionen auf.
James Browns Apollo-Album nimmt bei mir gar keinen hohen Stellenwert ein, da ich die frühen R & B und Soul-Tracks weit weniger spannend als die Erfindung und Formung des Funk finde.--
Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.krautathausJa, ja und das Köln Concert kann ja auch niemand beurteilen, weil keiner dabei gewesen ist. Was für ein Blech. Die Esher Demos kannst du gar nicht beurteilen, die haben bestimmt ganz anders geklungen.
Zumal Keith Jarrett auch nie in die Verlegenheit kommen wird, sich um den Titel der „größten Gruppe“ streiten zu müssen. Und wenn ich die Beatles zu dieser Gruppe küren wollte, näme ich sicherlich nicht die Esher Demos als Grundlage. Das habe ich aber alles schon dreimal formuliert. Du kannst meinem Blech einen blasen!
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Das waren noch Zeiten, als in Konzerthallen geraucht werden durfte und es noch keine Mobiltelefone gab. Wenn man Pech hatte stand immer ein Lulatsch vor einem und versperrte die Sicht. Trotzdem möchte ich die Livekonzerte, die ich seit 1974 besucht habe, nicht missen. Wie man das rundweg ablehnen kann, ist mir ein Rätsel.
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Savage bed foot-warmer of purest feline ancestryOhhhh…. er lehnt es ja nicht rundweg ab sondern will es nur nicht zur Beurteilung heran ziehen.
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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ +27233wolfgangDas waren noch Zeiten, als in Konzerthallen geraucht werden durfte und es noch keine Mobiltelefone gab. Wenn man Pech hatte stand immer ein Lulatsch vor einem und versperrte die Sicht. Trotzdem möchte ich die Livekonzerte, die ich seit 1974 besucht habe, nicht missen. Wie man das rundweg ablehnen kann, ist mir ein Rätsel.
Zum allerletzten Mal: Ich lehne weder Live-Konzerte noch Live-LPs ab, finde sie jedoch irrelevant, wenn es um die Abstimmung zur „größten Band“ geht, denn dann sollte man sich auf Material beschränken, das man zumindest ähnlich hören kann, weil es für die unablässige Wiederaufführung im privaten Bereich konzipiert wurde. Oder: Kann ja sein, dass Dieter Bohlen 1969 mal einen lichten musikalischen Moment in der Aula einer Volksschule hatte, für die Bewertung seiner Musik bleibt dieser unerheblich.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.Da muß aber jemand schwer geschluckt haben, als Led Zeppelin den Beatles den Liverekord abgeluchst haben…
https://www.huffingtonpost.com/paul-iorio/led-zeppelin-dethroned-the-beatles_b_1467711.html
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike RoykowahrEs geht doch bei Live-Aufnahmen nicht unbedingt darum, eins zu eins das Live-Erlebnis zu konservieren, sondern in Bezug auf Plattenaufnahmen kann es eben eine weitere Technik sein, mit der Musik umgesetzt wird. Es gibt dabei sowohl Liveaufnahmen im Studio als auch auf der Bühne. Mit Publikum oder ohne. Oder eben reine Studioaufnahmen, die sich dann auch wieder in zig Aufnahmemöglichkeiten auffächern. Am Ende zählt das Ergebnis auf dem Trägermedium, ganz egal, was ein Konzertbesucher beispielsweise sonst noch an Eindrücken während der Darbietung gesammelt hat. Insofern ist es immer eine Frage dessen, was für eine Qualität am Ende rauskommt. Ob Liveaufnahme oder nicht, ist daher am Ende nur eine Frage der Technik. Was mich und vielleicht auch andere irritiert ist die Ausschließlichkeit, mit der du argumentierst. Es wird viele Liveaufnahmen auf Trägermedien geben, von denen du gar nicht weißt, ob sie es überhaupt sind. Peter Hammill hat mal eine Live-LP eingespielt, wo kein Ton des Konzertpublikums zu hören ist. Die Band alleine sollte zählen. Wird Musik auf ein Trägermedium übertragen, findet immer eine Transformation statt, auch bei der Wahrnehmung. Nie wird der Entstehungszusamenhang zur Gänze erfasst werden können. Weder wenn die Ausgangsquelle eine Liveeinspielung ist noch eine vielspurige Studioaufnahme. Ein Trägermedium ist ein vollkommen eigenständiges Kunstwerk, egal aus welcher Quelle es gespeist worden ist. Mal ist eine Liveeinspielung die bessere Wahl, mal ist es Studiogefrickel. Mal eine Mischung. Es ist eine künstlerische Entscheidung. Ölmalerei ist auch nicht besser als Videokunst. Es sind zwei Werkzeuge, Kunst zu machen.
Natürlich gibt es auch andere Arten von Live-Aufnahmen. Die Regel sind aber verkappte Best-Ofs oder Compilations mit Alternativ-Fassungen, die den Studiotracks nichts hinzufügen können. Und selbst wenn Neil Young auf Rust Never Sleeps neue Songs darbietet, wünscht man sich, er hätte ein „richtiges“ Album aufgenommen. (Vor allem, wenn er dann noch ein Live-Album zum Live-Album veröffentlicht.)
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.pfingstluemmelZum allerletzten Mal:…
Du kannst es ja noch ein paar Tage lang schreiben…vielleicht findest du ja mal jemand, der deiner These folgen will.
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“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko….den Studio-Tracks nichts hinzufügen können??…..das ist nun wirklich Blödsinn…da gibt es sehr viele Gegen-Beispiele .
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Wenn ich meinen Hund beleidigen will nenne ich ihn Mensch. (AS) „Weißt du, was ich manchmal denke? Es müsste immer Musik da sein. Bei allem was du machst. Und wenn's so richtig Scheiße ist, dann ist wenigstens noch die Musik da. Und an der Stelle, wo es am allerschönsten ist, da müsste die Platte springen und du hörst immer nur diesen einen Moment.“ +27233pfingstluemmelUnd selbst wenn Neil Young auf Rust Never Sleeps neue Songs darbietet, wünscht man sich, er hätte ein „richtiges“ Album aufgenommen. (Vor allem, wenn er dann noch ein Live-Album zum Live-Album veröffentlicht.)
Welche weitere Zutat hätte Neil Young beispielsweise „My My, Hey Hey (Out Of The Blue)“ im Studio hinzufügen sollen? Ich finde die Darbietung des Songs auf „Rust Never Sleeps“ perfekt.
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