Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Kaufhausmusik
-
AutorBeiträge
-
würde da auch noch mal einen unterschied ziehen …
bei mir ist es so (wie bei allen anderen wahrscheinlich auch), dass mich songs, die ich sehr mag, an etwas erinnern. und diese erinnerungen dann im kaufhaus wieder zu erleben ist schon etwas fehl am platze, besonders wenn man halt nach oder noch besser im song durch irgendwelche ansagen wieder aus allen rausgerissen wird.
jedoch finde ich das, was herbert sagte, schon interessant.
weiß nicht, ob jemand von euch cable guy kennt – mit jim carrey. da stellt er am ende auch die frage, ob man es sich schon jemals vorgestellt habe, wie es wohl wäre, wenn das leben mit einer filmmusik untermalt wäre … interessant, habe ich auch schon mal drüber nachgedacht--
Die meisten Männer können nur nicht so perfekt unterdrücken, wie die Frauen es gerne hätten.Highlights von Rolling-Stone.deHuey Lewis im Interview: „Die Mundharmonika ist die Antithese zum Techno“
Xavier Naidoo: Das „Ich bin Rassist“-Interview in voller Länge
„Westworld“-Schlusskritik: Tschüss, bin wohl zu blöd für die Serie
Rolling Stone Playlist: 10 Song-Schätze auf Single-B-Seiten
Courtney Love: „Kurt wollte sich jeden Tag umbringen“
Video: „Tagesthemen“ berichtet 1994 über den Tod von Kurt Cobain
Werbung@Herbert
Eric Satie! Volltreffer! Klar, dass das ein Vorbild von Eno sein muss. Vom John Cale gibt es übrigens so ’nen Soundtrack aus den 90ern „23 Pieces…“ (Der ganze Titel fällt mir gerade nicht ein!), der fatal an Satie erinnert! :sauf:--
Shot a man in Reno just to watch him die...kurz zu strokes und d´dorf. da gehören sie doch hin. das ist designed music for designed people. *stichel, ironie, häme*
zu kaufhausmusik und den zusammenhang: ich freue mich oder ärgere mich wie oben von anderen beschrieben.die anmerkung mit dem satie ist sehr löblich, aber ich sehs ein klein wenig anders, zumindest ihn nicht als vorläufer von eno.
heute hörst du in jedem zweiten film satie-anklänge.
für nichtkenner: satie galt, wie herbert schon sagte, als etwas verschroben. für mich ist er einer der ersten und ganz wenigen musikalischen dadaisten, dem es meines wissens in erster linie darum ging, klassischen ernst und klassische formvorstellungen über bord zu werfen und musik einfach nur musik sein zu lassen, ohne attitüde, ohne ausdruck, ohne inhalt. so gibt es auch den schönen musiktitel: stück in form einer birne.
dass diese musik dennoch eine ganz eigentümliche stimmung ausstrahlt, ist der reiz. saties klavierstücke z.b. sind nicht allzu schwer. die linke hand pendelt zwischen 2,3 akkorden, immer dieselben, und die rechte spielt irgendwelche ganz kleinen melodiechen dazu (gymnopedie und gnossienes, heißen die beiden kleinen sammlungen, glaube ich).. wenn du diese sachen kennst und dir dann heutige filmmusik anhörst, findest du ganz häufig ganz ähnliche figuren, bis hin zum unzitierten zitat.
und das ist dann irgendwie schade.bei filmmusik höre ich sehr oft nur auf die musik und achte weniger auf den film. sie ist häufig reine zitatmusik und das ärgert, reizt aber eben auch manchmal zum zuhören.
--
FAVOURITES
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Hallo otis, guter Beitrag !
Kennst du die Vexations (grinsgrins), ich meine in voller Länge ? :lol:
--
@herbert
nein. erzähle!--
FAVOURITES
AnonymInaktivRegistriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
Gerne otis, gerne :
Die Vexations (Quälereien !) sind im Prinzip eine Eric Satie-typische Klavier-Melodie aus 180 Noten, tja, aber Satie gab in der Partitur die Anweisung das ganze 840mal zu wiederholen, was zu einer Gesamtdauer von ca. 14 Stunden führt. Zu dieser Wiederholungsanweisung schrieb er dann noch : „Um dieses Thema 840mal zu wiederholen, ist es ratsam sich in grösster Stille und Andächtigkeit vorzubereiten.“ Uraufgeführt wurden die Vexations dann erst 1963 in New York von 10 Pianisten unter Leitung von John Cage. Die Zuschauer/Zu-(? Weg-?)Hörer erhielten teilweise je nach Dauer ihrer Anwesenheit Teile des Eintrittsgeldes zurückerstattet, manche schliefen, manche aßen. Ich weiss auch von diversen Aufführungen in Hannover und Bremen. 1988 war ich in Hannover bei einer dabei, ich habe ca. 5 Stunden bis nachts um 2 Uhr durchgehalten, zeitweise „durfte“ ich neben dem Klavier stehend die Wiederholungen offiziell mitzählen (Striche machen). Es gab auch in Amsterdam mal ein Experiment, ob nicht ein Pianist das Ganze alleine schafft. Die Aufführung fand in einer Schulaula statt, und gegen Mitternacht, als der Pianist noch keine Erschöpfung zeigte, trat der Hausmeister in Aktion. Man hatte nämlich vergessen ihn über die ungewöhnliche Länge des Stückes zu informieren. Der Mann kannte keine Gnade, schaltete Strom/Licht ab und liess den Saal nach etwa 130 Wiederholungen räumen. Feierabend !
--
Ich habe mal „Musique d’Ameublement“ im Kulturbahnhof Bremen-Vegesack erleben können. Ständige Wiederholung eines eigentümlichen Themas ohne Variation. Im Publikum gab es ganz unterschiedliche Reaktionen. Manche wandelte umher, andere waren – geschlossenen Auges – völlig versunken, wieder andere bewegten sich zur Musik;- nur eines passierte nicht: dieses elende Geplapper mancher zahlenden Gäste über Erlebnisse des gewesenen Tages, wie es immer wieder bei Jazz- und Rockkonzerten (jedenfalls meine) Wut schürt.
Insofern würde ich zu so einer Aufführung gern wieder gehen, obwohl ich weiss, dass ja eigentlich nicht viel passiert. Vielleicht kann man´s mit Fahrradfahren oder Wandern vergleichen…; Wiederholung, Änderung der Perspektive(n), Bewegung, Schauen, Klappe halten.
Gruß, C.--
Nun gründe nicht gleich ein Wrack-Museum, wenn Dir ein Hoffnungs-Schiffchen sinkt!da gabs doch mitte der 60er die amerikaner mit ihrer minimal music: terry riley, der junge philipp glass, la monte young … die genau dort anknüpften.
habe terry riley mal in köln gesehen mit unendlichen tonwiederholungen. und es gibt ein den vexations ähnliches stück von ihm: „in c“, bei dem viele pianisten die tonfolge c,d,e,f,a rauf und runter spielen, wobei durch die unterschiedlichen tempi ganz tolle und seltsame schwebungen und schwingungen zu stande kommen. hört sich gut an.--
FAVOURITESHabe mir „In C“ von Terry Riley unlängst zugelegt,- und jetzt gerade mal wieder aufgelegt…
Hier nun wieder die Kurve zu „Kaufhausmusik“ zu kriegen, fällt mir offen gestanden nicht leicht. Es ist doch eher Mathematik in Tönen, keine Melodien, dafür ein Stündchen strengste Struktur… Dass hierdurch Kaufanreize gefördert oder gar erzeugt werden, kann ich mir kaum vorstellen. Gleichwohl berufen sich die heute aktiven easy-listening-sound-Tapete-Hersteller wohl auf die Einfachheit der minimal-music.
Ein anderer Favorit aus dieser Richtung ist der Amerikaner Steve Reich, der viel minimales für Piano und Schlaginstrumente (Trommeln, Marimbas etc.) geschrieben hat.
Alle paar Wochen brauche ich ´n halben Tag mit dieser Musik.
Nebenbei: Minimal Music ist die wirkungsvollste Party-Finalisierungs-Strategie…: eine Art non-verbales „der Abend war nett aber ihr sollt jetzt bitte alle nach Hause gehen…!“
Gruß, C.--
Nun gründe nicht gleich ein Wrack-Museum, wenn Dir ein Hoffnungs-Schiffchen sinkt!welche aufnahme hast du von in c. es gibt da ja auch offene ausführungsvorschriften, so viel ich weiß, oder? stelle mir das mit ganz vielen pianisten toll vor!
steve reich hatte ich vergessen!
was haltet ihr denn von church of anthrax (hu, anthrax!!!!!) von riley/cale? gut, nicht?!!
und dass gebrauchsmusik (kaufhaus, film) auf wurzeln zurückgeht, die mit denselben kaum noch was zu tun hat, spricht weder für die kaufhausmusik noch gegen die wurzeln.
im gegenteil: es spricht für die wurzeln. hat man dort doch zu einem frühen zeitpunkt künstlerisch schon einen ausdruck für etwas geschaffen, was im öffentlichen bewusstsein so noch gar nicht vorhanden war.--
FAVOURITESIch habe die Wergo-2002-Ausgabe vom „european music project * zignorii++“. Hier geht´s mit Bläsern, Streichern und elektronischem Arrangement zu Werke.
Danke übrigens für den hinweis auf Cale/Riley. Habe jahrelang nicht gehört. Der opener klingt so´n bisschen nach „Bitches Brew“ von Miles Davis.
Du hast natürlich recht, dass heutige Gebrauchsmusik auf jene Wurzeln zurückgeht, die damals Avantgarde/E-Musik/Minderheitenprogramm war.
Vielleicht ist es haarspalterisch, aber ich weiss nicht so recht, ob die heutige Zahnarztpraxis-/Fahrstuhl-/Werbespot-/Schwimmbad-Musik im Bewusstsein breiter Schichten angekommen ist. Ich denke da bei dieser funktionell eingesetzten Beschallung eher ans Unterbewusstsein.
Habe aber musiktheoretisch wenig Durchblick. Liebe nur diese sich ständig wiederholenden (nicht monotonen!) Strukturen.
Tipp von mir (weil Du von Deiner Vorliebe für Pianos schreibst):
Simeon ten Holt: Canto Ostinato, gespielt von Kees Wieringa/Polo de Haas an zwei Pianos.
Besten Gruß, C.--
Nun gründe nicht gleich ein Wrack-Museum, wenn Dir ein Hoffnungs-Schiffchen sinkt!danke für tip.
muss aber für mich nicht immer piano sein. in c klingt aber verdammt gut mit vielen pianos. peel spielte vor 30 jahren mal einen ausschnitt aus einem konzert davon.--
FAVOURITESund mit bewusstsein meinte ich nicht die musik.
mit bewusstsein meinte ich, das bewusstsein von einem öffentlichen raum, der eiegntlich leer ist, aber in unserer gesellschaft nach füllung verlangt, was von solcher kaufhausmusik bestens bedient wird.
unter öffentlichem raum kann man meinetwegen auch die leere in köpfen verstehen, die von medien, kunst……. gefüllt wird.--
FAVOURITESund mit bewusstsein meinte ich nicht die musik.
mit bewusstsein meinte ich, das bewusstsein von einem öffentlichen raum, der eiegntlich leer ist, aber in unserer gesellschaft nach füllung verlangt, was von solcher kaufhausmusik bestens bedient wird.
unter öffentlichem raum kann man meinetwegen auch die leere in köpfen verstehen, die von medien, kunst……. gefüllt wird.Vielleicht ist an der Beobachtung ja was dran, dass „unsere Gesellschaft nach Füllung verlangt“. Ich empfinde dieses penetrante Gedudel in öffentlichen Räumen jedenfalls als nervtötend und aggressionssteigernd. Mag sein, dass die Leute in keinen Klamottenladen gehen, aus dem nicht via „uhtzuhtzuhtsuhts“ die „Ölpest der Tonkunst“ (H.R. Kunze) quallt. Egal ob Großstadt-Terror oder Land-Idyll…, überall gibt es Sound,- auch ohne Gebrauchsmusik. Manchmal sogar (relative) Stille… Letzteres brauche immer wieder dringend, um wieder Musik hören zu können.
Tja, und wenn leere Köpfe gefüllt werden (müssen), fragt sich doch: warum und womit ?
Schönen Gruß, C.--
Nun gründe nicht gleich ein Wrack-Museum, wenn Dir ein Hoffnungs-Schiffchen sinkt!ob die musik gut oder schlecht ist beim einkaufen, ist mir eigentlich ziemlich egal. könnte bloß abundzu etwas weniger techno und black musik sein. das nervt. in meinem heimatwom fällt mir auf, das die verkäufer immer eine cd durchlaufen lassen. manchmal gefällts mir, manchmal nicht. denke aber, es wäre schon netter für alle, die würden sampler laufen lassen. da ist dann bestimmt für jeden was dabei und es läuft nicht immer die gleiche soße.
muss noch ne kleine geschichte hinzufügen. hat zwar nichts mit kaufhausmusik zu tun, passt aber am ehesten hier rein. hab mal vor jahren einen flipperautomaten entdeckt, auf dem als begleitmusik zum zocken pat methenys “ here to stay“ von der platte “ we live here“ lief. bemerkenswert, oder??
--
Langweilig! -
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.