John Jackson (1924-2002)

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    blues-pfaffe

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    John Jackson, der am 20. Januar 2002 in seinem Heimatort Fairfax Station an Leberkrebs starb, war einer der letzten überlebenden Songster, die in ihrem Repertoire neben Blues auch Ragtime, Folksongs und verschiedene Tänze hatten. Man kann ihn mit Mance Lipscomb aus Texas vergleichen oder auch in gewisser Weise mit Leadbelly. Auch wenn Jackson in seinem Gitarrenspiel eindeutig als Blueser von der Ostküste zu erkennen ist.
    Normalerweise fängt eine Biografie mit der Geburt an. Ich muss hier aber anders beginnen.
    Es ist im Frühjahr 1994 oder 95 in der sächsischen Kleinstadt Penig. Wie immer mache ich meinen wöchentlichen Besuch beim Plattenhändler meines Vertrauens. Obwohl Plattenhändler in dem Fall ein wenig übertrieben ist. Eigentlich macht der Laden seine Umsätze hauptsächlich mit Haushaltsgeräten und HiFi-Technik. Aber da der Inhaber selbst gern Musik hört, leistet er sich den Luxus einer eigenen CD-Abteilung. Und er hat eigentlich fast jede Woche eine Empfehlung für mich parat. „Hör hier mal rein, meine Frau meint, das könnte dir gefallen“, sagte er manchmal. Und an einem Tag zog er „Don’t Let Your Deal Go Down“ aus dem Regal, eine CD von dem mir (und ihm) bis dahin völlig unbekannten John Jackson. Da der Laden gerade leer war, legten wir die Scheibe in die beste Anlage und hörten gemeinsam. Schon nach dem ersten Titel meinte er: „Die CD muss ich unbedingt noch meiner Tochter zum Hören geben, die lernt gerade Gitarrespielen.“ Ich antwortete: „Aber nicht dieses Exemplar, das kommt mit zu mir nach Hause.“ Spontan hatten wir beide uns in das unvergleichliche Gitarrenspiel dieses Bluesman aus Virginia verliebt.
    Geboren wurde er am 25. Februar 1924 in Woodville, Virginia, als eines von 14 Kindern einer armen Farmerfamilie. Schon als Kind lernte er das Spiel auf Gitarre und Banjo, indem er alte Schellacks von Musikern wie Blind Blake hörte. Daneben schaute er auch seinem gitarrespielenden Vater auf die Finger und hörte den durchreisenden Musikern zu. Auch seine Mutter war musikalisch. Sie spielte Akkordeon und Harmonika und bevorzugte Gospel und Spirituals. Schließlich begann er selbst, bei Picknicks und Tanzveranstaltungen in der Region aufzutreten. Doch anders als viele Bluesmusiker reiste er nicht quer durchs Land sondern blieb sesshaft. Er ließ sich in Fairfax nieder und arbeitete in der Woche als Totengräber und an den Wochenenden als Musiker.
    Während des Folk-Blues-Revivals in den 60ern kam es zu ersten Plattenaufnahmen für das Arhoolie-Label. Eines davon entstand 1969 in Deutschland, wo er im Rahmen des American Folk Blues Festivals auftrat. In den 70ern wurde er national und international endlich wahrgenommen. 1970 trat er beim dreitägigen Washington Blues Festival auf. Er teilte dort die Bühne mit Howlin‘ Wolf, Luther Allison und J.B. Hutto. Als Goodwill-Botschafter des US-Außenministeriums unternahm er in der Folge Tourneen unter anderem nach Südamerika und Südostasien. In den 80ern nahm er für das Rounder Label mehrere Platten auf. 1980 trat er zudem auf Einladung von Präsident Jimmy Carter im Weißen Haus auf.

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