Startseite › Foren › Über Bands, Solokünstler und Genres › Eine Frage des Stils › Blue Note – das Jazzforum › george adams & don pullen
-
AutorBeiträge
-
das ist ein wahnsinnig schönes stück, ich kenne das – leicht abgewandelt – auch mit ulmers phalanx-band, aber ich hab es noch nicht gefunden, es heißt da anders, ist aber auch sehr toll. für mich auf jeden fall auch auf DECISIONS der höhepunkt.
edit. das ist „revealing“ von ulmer gleichnamigem debüt, allerdings wird es ihm dort als komposition zugeschrieben, obwohl sein später mit ornette aufgenommenes stück „revealing“ eine ganz andere komposition ist. wahrscheinlich konnte sich niemand in den 90er, als ulmers debüt erstmals veröffentlicht wurde, daran erinnern, dass der opener eine adams-komposition war.
--
Highlights von Rolling-Stone.de„I Put A Spell On You“ von Screamin‘ Jay Hawkins: Horror-Heuler
Queen: Darum war ihr Live-Aid-Konzert nicht wirklich spektakulär
25 Jahre „Parachutes“ von Coldplay: Traurige Zuversicht
Paul McCartney kostete „Wetten dass..?“-Moderator Wolfgang Lippert den Job
Xavier Naidoo: Das „Ich bin Rassist“-Interview in voller Länge
Die 75 schönsten Hochzeitslieder – für Kirche, Standesamt und Feier
Werbunggeorge adams don pullen quartet + archie shepp, lugano 1984
ich kann leider immer noch nicht eruieren, wie pharoah sanders mit dem quartett geklungen hat, aber mit shepp gibt es einen mitschnitt. auratisches geknarze in en blues-nummern, und home turf mit „solitude“, ansonsten hängt der völlig entfesselte adams den „freund“ komplett ab, vor allem in der pastiche-nummer „seriously speaking“, die vom blues in den soul abhebt, was eigentlich gebet und sex unmittelbar zusammenbindet und dabei fast in eine kabarettnummer ausfranst, bevor dannie richmond mit androgyner singstimme übernimmt. shepp geht dabei tatsächlich verloren, oder er flippt am seitenrand genauso aus wie das luganer publikum.
--
george adams, hannibal, more sightings (1984)
clubdate (bazillus, zürich), bei dem ordentlich die post abgeht, rahn burton muss sich den platz mit der enthusiastisch gefeierten licks-maschine scofield teilen, walter schmocker (super) war wahrscheinlich lokalmatador? mich kriegt das nicht wirklich, obwohl alles nah am quartett ist, aber eben doch die entscheidende spur simpler, konventioneller, testosteroniger…
--
gypsy-tail-windad Walter Schmocker – leider nie live gesehen, aber ja, Weinhändler und Jazzbassist:
https://www.jungfrauzeitung.ch/artikel/125528/
Werde mit dem Adams/Hannibal-Album bisher nicht warm. Hab’s schon sehr lange, aber auch lange nicht mehr angehört – glaub mein erstes mit Adams ohne Mingus, und vermutlich mit zu hohen Erwartungen befrachtet – mal wieder hervorsuchen …--
Flüge von Amerika nach Europa waren sündhaft teuer. Ein Kontrabass brauchte einen zweiten Sitz. Deshalb kamen viele Bands ohne Bassisten in die Schweiz, und so konnte ich spielen.
alles klar
ich finde george adams auf MORE SIGHTINGS wirklich nicht aufregend, vom duo mit burton vielleicht abgesehen. so einfaches powerplay spielt er natürlich im schlaf, und er hat auch spaß hier, glaube ich, aber es gibt eben auch andere seiten bei ihm, die fehlen hier.
--
don pullen plays monk (1984)
im gleichen jahr nimmt pullen wieder solo auf, ein monkprogramm mit einer selbstkomponierten hommage und einem fantastischen balladenfremdkörper drunter, der wirklich nach oldschool hollywood klingt („gratitude“). was monk angeht, brechen hier fast die finger, alles ist auf attacke aus, wie wellen, die immer wieder gegen den gleichen felsen krachen. die kinderliedmelodien erledigt pullen mit dem ellbogen, die kleinen dissonanzen werden im aufwischen mitgenommen. das balladenangebot „round midnight“ wird abgelehnt, auch hier bleibt ein klarer, schneller rythmus drunter. so kann man das machen.
--
gypsy-tail-windDas Adams/Pullen Quartett war auch im Bazillus … leider war der Club vor meiner Zeit gross (und er war phasenweise richtig GROSS, los ging’s im Africana mit Dollar Brand, den Blue Notes, Irène Schweizer etc.):
Hier unter „Looking Back“ und dann auf die hässlichen Bildchen klicken:
https://club.bazillusarchive.ch
Parallel zum Africana gab’s noch was an der Platte, dort spielte H.R. Giger Schlagzeug (Fotos).--
george adams don pullen quartet + john scofield, live at montmartre (1985)
das abschiedsgeschenk ans timeless-label, das mit dem quartett natürlich den richtigen riecher hatte, wie man so schön sagt. jetzt lässt sich in diese band wahrscheinlich ein nebelhorn (wenn überhaupt) besser integrieren als eine e-gitarre, aber tatsächlich kriegen sie es hin… scofield ist on top of his game hier, zwischen miles und bass desires, alles liegt ihm in den fingern und ein bisschen wagt er sich dabei auch auf rythmisch neues terrain hinaus… aber dass das hier klappt, kann ich nur auf die allgemeine freund(schaft)lichkeit der beteiligten zurückführen, hier gibt es keine angeber oder rampensäue, jedem wird aus vollem herzen gegönnt, das publikum plattzuhauen…
neues material hier, dshalb kein jam-charakter, es hat alles seinen platz. ich brauch das trotzdem nicht öfter, aber was da alles hätte schief gehen können, jazzrock, e-gitarre, 80er… und die hier spielen calypso…
--
don pullen, the sixth sense (1985)
schumann-noten auf dem klavier, ein alternatives quintett, laut pullen etwas experimenteller, mit größen aus der zweiten reihe: fred hopkins, bobby battle, olu dara, donald harrison. klingt kompositorisch alles ein bisschen nach mit60er-blue-note oder jazz messengers, also durchaus klassizistisch, aber mit biss. in den soli transformiert sich das dann in ein elastisches gewebe, in dem eigenartige tänze möglich sind. harrison habe ich noch nie so stark gehört, und dara, der ja immer etwas feierliches im spiel hat, geht hier ein bisschen aus sich heraus. trotzdem: gegenüber dem quartett fehlt etwas, ich kann es nicht greifen… es ist einfach sehr gute musik, top notch für mitte der 80er, ohne schwachen moment, aber magie kommt dabei nicht heraus. kurz vor schluss wieder das oldschool-hollywood-stück „gratitude“, aus dem monk-programm, diesmal im duo mit harrison, da klingt es dann eher nach broadway. so oder so: es muss einen text dazu geben…
--
soulpopeDas Quartett hatte natürlich den Bonus eines wohl blinden Verständnisses, da mag dann auch Magisches entstehen …. ich stehe sehr auf Olu Dara, trotzdem wäre ein neues Quartett hier spannend(er) gewesen …. btw ohne semantisch sein zu wollen schmerzt hier die „2te Reihe“, denn Fred Hopkins war ab Mitte der 70er für Jahre ein Weltklassebassist, welchem in dieser Zeit nur wenige „das Wasser reichen konnten“ ….
--
george adams don pullen quartet, breakthrough (1986)
der titel ist schöne ironie, der richtige findet sich auch auf dem album: „we’ve been here all the time“. aber das grinsen vergeht einem ja, wenn man weiß, dass andere leute, die zu dieser zeit auf niederländischen labels ihre wichtigsten alben der zeit machen (archie shepp z.b.), eben nicht von cuscuna für blue note engagiert werden konnten (oder schlicht: wurden?).
sie wärmen kein altes material auf (nur „thank you mr. monk“, der cd-bonus, auf akkordgrundlage von „straight no chaser“, der witzigerweise auf pullens monk-album fehlt, wird in einem take noch schnell dazu aufgenommen), pullen hat einfach einen neuen hit geschrieben: „song from the old country“, der als gospel-rubato-ballade anfängt und dann einen groove irgendwo zwischen samba, rumba und new orleans marching band bekommt. sie fangen so gemächlich an, dass man sich die ohren reibt, aber im zweiten stück ist die handbremse gelöst und pullen spielt eins dieser soli, die ich einfach nicht fassen kann, wie ein rythmisch präzise einstürzender steinbruch. und obwohl sie dramaturgisch immer höhepunkte ansteuern, sind das sanfte genuschel von adams zu beginn seiner soli und die aufreizenden akzentwechsel von richmond zwsichendrin für mich genauso tolle spezialeffekte. amiri baraka lobt in seinen liner notes alles ein bisschen über den grünen klee, aber so richtig auf den punkt bringt auch er das nicht.
--
das zweite dokument des quartetts aus dem ‚durchbruchjahr‘ 1986, dieter hens brgüßt die lieben jazzfreunde im wdr, aus der dunklen eichenvertäfelung des kölner subway, mit heiligem ernst lauscht das publikum, und natürlich wird pfeife geraucht. die band auf engstem raum, ein gelenkiges monster, don pullen kommt dabei kaum ins schwitzen, richmond steckt sich zwischendurch eine an. nur zweieinhalb stücke, der adamssche blues-schuffle, das monk-stück (mit einer langen unbegleiteten pullen-passage, da sieht man alles, was man wissen muss), dann leitet richmond als zugabe „big alice“ ein, das alleine reicht schon. es muss sehr laut gewesen sein.
--
phalanx, original phalanx (1987)
das ‚andere quartett‘ und ein bisschen der grund, warum ich mal wieder lust auf adams/pullen hatte. george adams hier im februar 1987 in einem melancholisch verschatteten paralleluniversum, im freien swing von sirone und rashied ali, über vieldeutigen gitarrenakkorden von james ‚blood‘ ulmer. schöner kann ja jazz für mich kaum werden, aber es ist wirklich verblüffend, adams hier zu hören, ohne seine licks, im freien flug, als reiner soundarbeiter. ali spielt, als würde er zwischendurch seine becken anhauchen, er nimmt adams mit in die luft, und alle harmonischen vorschläge, die ulmer und sirone machen, werden selbstverständlich angenommen. dann wechseln die noch kurz zu flöten, adams einmal ans klavier, und es wird kurz fast ein popsong daraus, würde ali nicht sanft dagegen anrascheln.
--
don pullen george adams quartet, song everlasting (1987)
das ist dann leider schon das diskografische finale des quartetts, dannie richmond stirbt im märz 1988 an einem herzinfarkt. die ausgabe mit lewis nash wollte cuscuna nicht mehr aufnehmen, da gibt es nur den jazzbühne-auftritt auf cd.
meines erachtens ist SONG EVERLASTING nicht das beste album der band, pullens kompositionen sind diesmal eine spur gewöhnlicher, vom eingebauten tempowechsel auf „warm up“ abgesehen (@gypsy-tail-wind hatte mich vor langer zeit mal daran erinnert, dass accelerando-improvisationen keine erfindung des vijay-iyer-trios sind, sondern von dannie richmond bei mingus). der „hit“ stammt diesmal von adams, die schöne, leicht latinisierte „serenade for seriah“, teile davon hatte adams schon die phalanx-session eingebracht („a smile“). mir scheinen hier vor allem richmond und brown unterbeschäftigt zu sein, und das ganze klingt eher nach sehr gutem 80er-jahre-postbop. aber vielleicht hab ich heute einfach zu viel gehört.
--
1987 starb alfred lion. und beim mount fuji festival gab es einen blue-note-gedenk-abend. der neue blue-note-künstler george adams tritt mit pullen, cameron & richmond auf und macht flugbewegungen, während pullen seinen fäuste über die tastatur dreht:
und dann ist adams auch noch bei mc coy tyner dabei, sie spielen eine melancholische version von „my favorite things“ in gemäßigtem tempo, und das ganze wird schnell ziemlich trance-haft. tyner scheint in seinem solo nur auf vibrationen zu hören, adams findet einen wirklich berührenden weg in die coltrane-rolle – und er klingt fantastsch mit woody shaw zusammen. und so wird us der blue-note-nacht ein impulse-event. (noch dabei, sehr cool, laufenlassend: ron carter & joe chambers.)
--
-
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.