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AutorBeiträge
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george adams don pullen quartet, live at the village vanguard, vol.2
hier sind jetzt 4 kracher drauf, das ist kaum auszuhalten. eine band, die weiß, das sie ein hit ist. ich hatte mal einen russisch-lehrer, der sich auch als freejazzpianist versuchte, den habe ich natürlich kritisiert, daraufhin fragte er mich: welche pianisten hörst du denn so? und ich: don pullen! seine kommentar „ach, der schaltet doch immer um.“ wie großartig aber, diese antizipation der todsicher erfolgenden cluster-explosionen, immer von diesen spieluhr-läufen vorbereitet, bei denen irgendwann die walze heißläuft. und hier kann man dann genau hören, wie präzise in den explosionen die linke hand die verabredeten akkorde schlägt und wie sich danny richmond damit verzahnt und cameron brown manchmal nur verdoppelt… george adams muss dann nur noch zum gottesdienst rauskommen.
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WerbungclasjazSehr schön beschrieben. Und es ist präzise, das lockt mich auch immer wieder. Zugleich – dies die andere Beschreibung – gibt Pullen sehr, sehr viel Raum oder Möglichkeiten, obwohl oder eben auch weil die da alle aufeinander abgestimmt sind. Mal Waldron konnte das auch, auch ohne Cluster. Aber das macht ja nichts. Ich merke mir die Wendung: die Walze läuft heiß. Das ist für mich tatsächlich Pullen, aber ich hatte dieses Wort dafür noch nicht gefunden.
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vorgartendanke. ich konnte es wirklich kaum glauben, was ich da gestern gehört habe – pullens solo auf dem opener, „saturday night in the kosmos“, wahrlich nicht meine lieblinskomposition des quartetts, aber was dieses klaviersolo für eine energie erzeugt, sowas kenne ich von niemandem sonst. und diese läufe sind ja wirklich in exakt gleichen notenwerten gehalten, es hat wirklich etwas automatisches, man wird schwindlig davon. „karusselfahrt“ habe ich auch mal gelesen, aber da fehlt dann der moment des umschaltens. und ich bin auch immer wieder beeindruckt, wie adams danach einsteigt, ohne das vorherige übertrumpfen zu wollen, er bleibt ganz bei sich, zeigt auch selten alle facetten, sorgt einfach dafür, dass das, was schon aufgebaut wurde, stehen bleibt. der vergleich zu waldron ist interessant, ich glaube, ich kann das unterschreiben.
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soulpope@ „vorgarten“ + „clasjaz“ : Es gibt ein Don Pullen Solo Album aus 1975 auf Sackville (später auf Delmark mit Bonusmaterial wiederveröffetlicht), wo gewisse Parallelen zu Mal Waldron tlws deutlich(er) wahrnehmbar sind ….
danke, damit wollte ich vor monaten mal mein adams/pullen-programm starten, aber da habe ich es nicht gefunden. muss ich nachholen.
bin gerade hier, und da ist mal waldron ziemlich weit weg (aber @clasjaz meinte auch was anderes, oder? wie man bei aller dominanz und störrischkeit trotzdem räume für andere öffnet?):
don pullen, evidence of things unseen (1984)
hatte ein bisschen erwartet, dass er hier register zieht, die in der hit-band nicht möglich sind, aber eigentlich funktioniert hier vieles ganz ähnlich. es gibt allerdings momente, wo das instrument ganz verrückt zu vibrieren beginnt, vielleicht ist es auch nur die gleichzeitigkeit verschiedener sounds, die mich überfordert, aber es scheint fast so, als würden da weitere kammern aufgeschlossen. oder es war eine schraube locker. tolles album, hab ich noch nie gehört vorher.
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clasjazDas kenne ich leider nicht – habe aber gerade bei discogs hineingehört. Hast recht.
Zum „Umschlag“ von Pullen: Ich höre das gar nicht so. Pullen ist in einer Woyzeck-artigen Manie auf Harmonien aus, heißt auch, dass jederzeit etwas kommen muss. Irgendwann dann eben die Cluster, weil er’s nicht mehr aushält – aber das bleibt auf demselben Boden. Und mit Brown und Richmond hat er die richtigen bei sich – wahrlich eine harmonische Kärrnerarbeit. Im Unterschied zu Waldron möchte er doppelt so viel Töne. Und wenn ich an diese Komplexion denke, gefällt mir Adams als Ruhepol – auch, wenn er sich abmüht – ganz gut.
Hier spielen Pullen und Waldron zusammen – obwohl Pullen allein spielt.--
clasjaz
vorgartenschwierig, das ist ja die hommage an den vor ihm verstorbenen partner. aber vielleicht landet man bei solchen letzten dingen zwangsläufig bei waldron. (ich hör’s auf jeden fall auch.)
Das wusste ich nicht. Aber dass Pullen da trauert, hat mich wohl angezogen. Ist das hier die bessere Einspielung? Mir kommt’s so vor, ähnlich wie Andrew Hills Hommage an Malachi Favors auf „Time Lines“, das letzte Stück für Klavier solo. Völlig zurückgezogen und nur noch das gerade sagen, was einem übrig bleibt. Berührt mich beides sehr. Und kann gut sein, dass man bei letzten Dingen bei Waldron landet, aus vielen Gründen. Ich liebe ja auch die Hommage an Holiday von ihm, Waldron, und Shepp. Und sowas machen die im Alter sicher nicht ohne Grund.
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aber wenn gerüchte stimmen, geht es ja auch noch darum, dass man da am ende über etwas spricht, worüber man eigentlich nicht sprach. jemand auf org hat behauptet (oder wusste), dass maurice quesnel, dem das stück gewidmet ist, pullens partner war. das ist so unklar wie die todesursache (aids-bedingt oder nicht? die familien trugen ja damals die letzte erkrankung ein, nicht den grund für das zusammengebrochene immunsystem), vielleicht schlossen auch einige zu kurz vom einen aufs andere. pullen hatte vier kinder. aber am ende tauchen da die stücke auf, die „ode to life“ und „silence = death“ heißen. und über solche dinge wurde 1995 gerade im jazz nicht gesprochen.
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soulpope
vorgarten
beaver harris + don pullen 360° experience, well kept secret (1985)
das noch hinterher, letztes album dieses projekts, von hal wilner produziert und auf seinem shemp label veröffentlicht, später von corbett vs. dempsey von einem ungespielten vinylexemplar digitalisiert. don pullen ist all over the place hier, aber eher als wolke, als als muskel. zweimal quartett-material, in anderen, ziemlich reizvollen arrangements. und mit einem fantastischen ricky-ford-solo. buster williams hat hier cameron brown ersetzt. sehr schön sind die steel drums hier eingesetzt, überhaupt sehr viel klangfarbenexpertise.
Ein (wie so oft wenn Hal Wilner beteiligt ist) sehr ambitioniertes Projekt …. Ricky Ford spielt ungemein extrovertiert …. die eigentliche Überraschung für mich hier Buster Williams, welcher dermassen engagiert spielt (als ob er etwas beweisen wollte) wie seit den 70ern nicht mehr …. insgesamt höre ich Aufnahmen wie „Beautiful Africa“ jedoch geschlossener …
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soulpope
lotterlotta
hui,ganz stark Metamorphosis For Mingus und danach hebt es ab das paradise space shuttle…..
Für mich schon hörenswert wegen dem viel zu selten aufgenommenen Pianisten Ron (=Rahn) Burton …. und schon faszinierend mit welcher Leichtigkeit damals George Adams jederzeit „abheben“ konnte …. der „Funker“ wurde folglich durch die Rare Groove Szene vereinnahmt ergo oft gespielt und der E-Bass von Don Pate fuhr einem direkt in die Magengrube 😎 ….
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redbeansandricehttps://www.youtube.com/embed/vI07_jmHX8Q?
John Scofield – Live Three Ways (Video)
gerade zufaellig drueber gestolpert, Scofield in drei Besetzungen, Trio mit Pullen (Orgel) und Marvin Smitty Smith, Duo mit Dr John und in einem Quartett mit Joe Lovano, Anthony Cox und John Reilly--
danke für scofield & pullen. ich habe vorhin noch das hier gefunden, pullen als pianist bei nina simone (eigenartig genug):
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clasjazJa, das ist wirklich eigenartig. Haut mich aber um. Song oder Interpretation des Tages für mich. Danke! Manchmal könnte man bei Pullen denken, er sei völlig versunken, aber das hier ist wieder ein Beispiel dafür, dass er sehr auf die anderen achtet. Oder sich das eben nicht ausschließt. Erstaunlich der scheinbar fröhliche Gegenpart von Pullen zu Simones Vortrag – und des Trommlers. Aber eben nur scheinbar. Da ist ein Tempo im für Simone so charakteristischen „Aufbäumen“ bei allen. Pullen fast nur in der Mittellage, und dann bringt er zarte Verzierungen im Diskant. Das ist für mich so sehr stimmig. Und ein Sog. Wie ein freundlicher Groove, der im Zorn, im Aufbäumen selbst immer noch liegt. Ich habe das jetzt bestimmt schon siebenmal angehört. – Weißt Du, vorgarten, wie sich Pullen zu Simone gesellt hat? – Diese Interpretation hat auch etwas Irres. Ich kenne mich bei „My Way“ nicht wirklich aus, aber hier ein Außer-Rand-und-Band-Schlagwerk zu nehmen, ist schon eine gute Idee, wenn Simone auch Zorn und Widerstand singen will. Und da passt Pullen gut! Sie hätte das Klavier ja auch selbst spielen können. Aber, um es kurz es zu machen, sie hätte sich beim Spielen nicht so drehen können vor lauter Gewissheit: „I did it my way.“ Das hat auch biografische Anrührung.
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danke für deine schöne interpretation. mit „eigenartig“ meinte ich auch erstmal: warum spielt sie denn das klavier nicht selbst? aber wenn man das wirklich mal durchdenkt: sich als schwarze frau drei jahre nach sinatra da hinzustellen und „ich“ und „my way“ zu sagen, das aber nicht als dramatische ego-ausdehnung, sondern aus einem rhythmus bzw. tanz heraus, der vorher schon da war, wie auch all das, was pullen da spielt… da kommen „ich“ und „my way“ plötzlich ganz woanders her.
was diesen job angeht, weiß ich auch nur, was bei wikipedia steht: brotjobs nach den anfängen in der new yorker avantgarde, orgeltrios im club (s. das, was bei scofield davon noch übrig geblieben ist), für eine plattenfirma arrangieren, sänger:innen begleiten. das alles vor mingus.
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george adams don pullen quartet, decisions (1984)
im februar 1984 aufgenommen, das quartet in monster und ungewohnt introspektiv. nicht nur, klar, aber es gibt hier einige tolle bewegungen aus der time heraus, richmond und brown swingen frei, adams zeigt viel mehr facetten, er wird sowas kurze zeit später im phalanx-quartett mit ulmer, sirone und rashied ali weiterverfolgen. aber dann kommt dazwischen „his eye is on the sparrow“, eine gospelhymne, da schweigen bass und schlagzeug. wenn sie wieder einsetzen, ist mingus immer wieder geisterhaft präsent. ein album, das ich wirklich sehr liebe.
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soulpopeJa wie Du sagst agiert die Band (am eigenen Standard gemessen) durchaus introspektiv …. ich mochte immer besonders „Message Urgent“, wo Adams und danach Pullen in ihren Soli jeweils in einen Furor geraten und dann – wenn die Flughöhe scheinbar ausgeschöpft ist – wieder zu einer von Brown/Richmond „gepolsterte“ Landung finden …. sollte das auch mal wieder hören ….
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