Die besten Hard Bop Alben

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    thelonica

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    Ich persönlich bevorzuge ja Unterteilungen/Sortierung, beispielsweise nach Region oder Umfeld. Das erfordert etwas mehr Arbeit, ist umständlicher oder detailverliebter, jedoch werden die „Verwandschaften“ untereinander damit deutlicher. Hard Bop höre ich schon ganz gerne in der Quintett- oder Sextett-Formation, weil mir das Spiel eines Ensembles wichtig ist. Schließlich ist das eine Kunst für sich, eine sehr spezielle zumindestens. Im Quartett wird anders kommuniziert/begleitet, was z.B. bei Johnny Griffin deutlich wird, der eigentlich gar keinen Trompeter brauchte, aber eine gute Rhythmusgruppe oder auch mal ein größeres Ensemble (Big-Soul). Hank Mobley dagegen macht mir mit einem Trompeter (u./o. Posaune) zusammen mehr Spaß. Seine Quartett-Aufnahmen finde ich da eher nicht so spannend. Das waren natürlich sehr verschiedene Saxophonisten, die sich unterschiedlich ausdrücken konnten, das vielleicht auch so wollten. Griffin hat mit Monk aufgenommen, Mobley nicht (?). Aber Mobley war wegweisend und hat auch noch einiges komponiert. Diese Wahrnehmung kommt bei mir noch dazu, weswegen ich mich mit einer Liste noch zurückhalten werde, weil’s einfach noch zu schwer ist. Aber unterschiedliche Schulen, verschiedene Richtungen, würde ich vermutlich berücksichtigen.

    Die Alben der Musiker aus Florida (Sam Jones, Blue Mitchell, Adderleys) würde ich z.B. gesammelt auflisten, um das zu verdeutlichen, aber auch weil die zusammen einen etwas anderen (eigenen) Stil entwickelt haben. Teilweise geschah dies natürlich durch das Mitwirken diverser anderer Musiker (s. Timmons, Hayes, Jimmy/Percy/Albert Heath, Junior Mance, Johnny Griffin). Stichwort: Riverside Records.

    Dann gab es noch diverse All Around Player, zu denen ich vielleicht Tommy Flanagan, Kenny Drew, Wilbur Ware, Percy Heath, Sam Jones, Doug Watkins, Johnny Griffin und einige andere zählen würde. Vier von denen haben mit Monk gespielt. Monk, Bud Powell und Elmo Hope werden ja immer am wenigsten beim Thema Hard Bop genannt, jedoch hatten die nicht zu knapp direkten/indirekten Einfluss auf diesen Stil. Monk und Powell hatten „Schüler“ (Sonny Clark, McLean, Freddie Redd…) und Studenten (Flanagan, Barry Harris). Clark und McLean hatten außerdem einiges von Miles übernommen…

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    #3480537  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Ware gehört recht stark in die Chicagoer Szene (Griff ja auch, Ware spielt auch auf ein paar von dessen feinsten Alben).

    Bei Monk wär ich letzten Endes sogar vorsichtig, ihn in die Bebop Schublade zu packen… Hardbop schon gar nicht. Natürlich gab’s Einflüsse, aber ich denke im Hardbop überwiegt ganz deutlich Powell! Der hat sich ja ca. 56/57 selber an diesem Stil versucht, aber nicht wirklich erfolgreich… (das Album mit Sam Jones, mein ich da vor allem).

    Um genau all diesen Schwierigkeiten zu entgehen habe ich mich mehr oder weniger auf die Jahre ’55-’60 begrenzt. Aber klar, Listen mit Einflüssen und nach Orten/Szenen getrennt wäre eine feine Sache, wenn Du Dich dereinst dran versuchen möchtest!
    (Dazu eine Fusznote: Lateef, den ich mit den frühen Sachen durchaus noch in den Hardbop rechnen würde, aber so ab 1958 oder ’59, wo er seine „middle eastern“ Experimente zu vertiefen beginnt, sprengt er für mich den Rahmen… Lateef also war lange in Detroit fest daheim – wenn er ein Album machen sollte packte er die Band ins Auto und fuhr nach New York und nach getaner Arbeit ging’s wieder zurück… man könnte ihn gewissermassen als das seltene Beispiel eines erfolgreichen „lokalen“ Musikers betrachten).

    Und was Du zum Zusammenspiel sagst stimmt natürlich – in vielen dieser Bands wurde das auf höchstem Niveau kultiviert. Bestes Beispiel für mich: Cannonball Adderleys Quintett und dann das Sextett mit Lateef! Das mag auf den ersten Blick nicht immer nach allzu viel klingen (nach Hardbop eben…), aber das ist hohe Kunst!

    Mobley mag ich im Quartett sehr gerne, „Soul Station“ ist wohl mein allerliebstes Mobley-Album. Aber die Alben aus den 50ern sind allesamt hervorragend und da tauchen u.a. Art Farmer, Donald Byrd, Lee Morgan und auch Shafi Hadi als Partner in Quintetten oder Sextetten auf. Und Milt Jackson auf der All-Stars, die ich (s.o.) auch sehr, sehr gerne mag!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #151: Neuheiten aus dem Archiv – 09.04., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #3480539  | PERMALINK

    thelonica

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    gypsy tail wind
    Bei Monk wär ich letzten Endes sogar vorsichtig, ihn in die Bebop Schublade zu packen… Hardbop schon gar nicht. Natürlich gab’s Einflüsse, aber ich denke im Hardbop überwiegt ganz deutlich Powell! Der hat sich ja ca. 56/57 selber an diesem Stil versucht, aber nicht wirklich erfolgreich… (das Album mit Sam Jones, mein ich da vor allem).

    Monk war doch mit Art Blakey tight. Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass Powell und Monk damals für zahlreiche (jüngere) Musiker Vorbilder waren, weil beide komponieren konnten. Am deutlichsten ist das bei den New Yorkern (Kenny Drew, Sonny Rollins, Walter Bishop, McLean, Art Taylor, Freddie Redd….) auszumachen.

    gypsy tail wind
    Und was Du zum Zusammenspiel sagst stimmt natürlich – in vielen dieser Bands wurde das auf höchstem Niveau kultiviert. Bestes Beispiel für mich: Cannonball Adderleys Quintett und dann das Sextett mit Lateef! Das mag auf den ersten Blick nicht immer nach allzu viel klingen (nach Hardbop eben…), aber das ist hohe Kunst!

    Ich weiß was Du meinst. Es kommt ja auch auf den Groove einer Hymne an.
    Meine Favoriten:

    Farmer-Fuller-Mobley-Clark
    Farmer-Mobley-Silver
    Fuller-Mobley-Timmons
    Fuller-Shorter-Morgan-Timmons
    Fuller-Shorter-Hubbard
    (Dorham-Henderson)
    (Brown-Johnson-Heath)

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    #3480541  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    THELONICAMonk war doch mit Art Blakey tight. Ich bin mir nur ziemlich sicher, dass Powell und Monk damals für zahlreiche (jüngere) Musiker Vorbilder waren, weil beide komponieren konnten. Am deutlichsten ist das bei den New Yorkern (Kenny Drew, Sonny Rollins, Walter Bishop, McLean, Art Taylor, Freddie Redd….) auszumachen.

    Dass Monk wichtig war ist völlig unbestritten!
    Aber stilistisch prägend scheint mir unter den Hardbop-Pianisten (ich werfe zu Drew und Redd mal noch Bobby Timmons, Wynton Kelly, Horace Silver, Walter Davis und Sonny Clark rein – Bishop oder Barry Harris und Duke Jordan sind für mich Bebopper, Flanagan oder Hank Jones irgendwie schon damals sowas wie Klassizisten, wenn das Sinn macht).
    Aber stilistisch höre ich sie alle viel näher bei Powell (und vielleicht bei Al Haig) als bei Monk, auch wenn Monk bei manchen als Mentor und vielleicht auch prisenweise stilistisch wichtig war.

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    #3480543  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    schöne Liste! die Frage, wie sich Soul Jazz, Hard Bop, Modal Jazz unterscheiden, wo Bebop aufhört, wo Free Jazz anfängt, find ich nach wie vor sehr spannend, wenn auch sehr schwierig… die eine Sache, die relativ klar ist, ist doch, dass die Alben von Hank Mobley, Art Blakey… aus den mittleren Fünfziger Jahren Hard Bop sind… und daran anschließend ist es wohl auch einfach, zB die BN Alben von Kenny Drew oder Freddie Redd hier einzusortieren… bei Modal Jazz frage ich mich ein bißchen: Was sind eigentlich Modal Jazz Alben jenseits der einschlägigen Miles Davis Alben? (zB: sind die McLean Alben mit Bobby Hutcherson Modal Jazz?)

    Bei Soul Jazz gibt es ja irgendwie zwei Pfade, die nicht immer sauber zu trennen sind – einmal die Musik von zB Illinois Jacquet, Gene Ammons oder Lockjaw Davis (s. GO1 alten Post oben), die sich von den Randbereichen des Bebop (oder von Grenzbereich Swing zu Bop) Ende der vierziger Jahre in den R&B hinüberentwickelte, oder in die Nähe des R&B, um dann in Sachen wie den Davis Cookbooks oder Gene Ammons 60er Alben zu münden – beides wird man sicherlich Soul Jazz nennen… und dann gibt es die Musik von Cannonball Adderley oder Horace Silver, die die „Soul“ Elemente, die ja auch ein definierendes Element des Hard Bop sind, so sieht man es jedenfalls oft, noch weiter in den Vordergrund gestellt haben…

    Ist sehr lange her, dass ich es gelesen hab, aber in Rosenthals Hard Bop Buch findet sich mehr so ein Ansatz, dass Hard Bop die Zeit war, als man versuchte andere Wege in den Bop zu finden, die Technik zu behalten, aber die „Stimmung“ der Musik zu verbreitern, da passt dann der souligere Hard Bop eines Cannonball Adderley genauso rein, wie zB der lyrische Hard Bop eines Art Farmer… (und wenn man Spaß daran hat, kann man ersteren dann als Subgenre Soul Jazz nennen – kriegt dann aber das Problem, dass zB Gene Ammons hier schlecht reinpasst…)

    um mich weiter zu verwirren, hab ich mir grad The Prestidigitator von George Wallington angehört (von 1957, schönes Album, Jerry Lloyd aka Jerry Hurwitz versemmelt es leider ein bißchen), alles weiße Musiker die man naiv eher nicht dem Hard Bop oder Soul Jazz zugerechnet hätte, ist mir aber ganz klar souljazziger Hardbop…

    und dann bleibt das Problem, dass Mingus, Monk, Coltrane sich eigentlich außerhalb dieser Kategorien bewegen, man ein bißchen den Eindruck hat, das seien Kategorien, um dem „dummen Rest“ gerecht zu werden… der Ansatz über die Regionen ist zweifelsohne spannend – aber an sich müsste es doch möglich sein, auch darüber hinaus ein paar Genregrenzen zu ziehen… ;-)

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    #3480545  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Spannend! Lass mich mal gestückelt antworten…

    redbeansandriceschöne Liste! die Frage, wie sich Soul Jazz, Hard Bop, Modal Jazz unterscheiden, wo Bebop aufhört, wo Free Jazz anfängt, find ich nach wie vor sehr spannend, wenn auch sehr schwierig… die eine Sache, die relativ klar ist, ist doch, dass die Alben von Hank Mobley, Art Blakey… aus den mittleren Fünfziger Jahren Hard Bop sind… und daran anschließend ist es wohl auch einfach, zB die BN Alben von Kenny Drew oder Freddie Redd hier einzusortieren… bei Modal Jazz frage ich mich ein bißchen: Was sind eigentlich Modal Jazz Alben jenseits der einschlägigen Miles Davis Alben? (zB: sind die McLean Alben mit Bobby Hutcherson Modal Jazz?

    Ja, das war’s was ich meinte mit z.B. Hutchersons eigenen Alben, den späteren Lee Morgan Alben (besonders meinen liebsten beiden „In Search of the New Land“ und „The Procrastinator) oder auch Jackie McLeans Sachen so ab 1963. Die Stimmung ist eine offenere, der Rhythmus weniger „hart“, also weniger auf diese bluesig-treibende Grundstimmung aus, wie sie für mich irgendwie den Hardbop (im Klischee zumindest) prägt.
    Drews Blue Note Album ist aber der Inbegriff eines Hardbop-Albums, ja! Aber nicht ganz unter den besten, für mich. Ebenso wie „Farmer’s Market“ von Art Farmer, übrigens – für mich wohl das hardboppigste seiner Alben, eine Spur weniger subtil und daher eine Spur schwächer als das meiste von ihm, finde ich.

    redbeansandriceBei Soul Jazz gibt es ja irgendwie zwei Pfade, die nicht immer sauber zu trennen sind – einmal die Musik von zB Illinois Jacquet, Gene Ammons oder Lockjaw Davis (s. GO1 alten Post oben), die sich von den Randbereichen des Bebop (oder von Grenzbereich Swing zu Bop) Ende der vierziger Jahre in den R&B hinüberentwickelte, oder in die Nähe des R&B, um dann in Sachen wie den Davis Cookbooks oder Gene Ammons 60er Alben zu münden – beides wird man sicherlich Soul Jazz nennen… und dann gibt es die Musik von Cannonball Adderley oder Horace Silver, die die „Soul“ Elemente, die ja auch ein definierendes Element des Hard Bop sind, so sieht man es jedenfalls oft, noch weiter in den Vordergrund gestellt haben…

    Ja, da verwischen sich die Grenzen in der Tat… die R&B-Schiene (so würd ich Ammons und Lockjaw und Jacquet mal verorten) läuft irgendwie parallel und geht auch in die 40er zurück, wo schon andere – z.B. John Hardee, Jacquet, Ike Quebec – Jazz gemacht haben, der stark von R&B geprägt war (aber eben doch Jazz, kein bar-walkender Honk oder was auch immer).
    Das ist natürlich was völlig anderes als der vergleichsweise sophisticated „Soul Jazz“ von Adderley und Silver, und ich kann irgendwie auch nicht direkte Berührungspunkte ausmachen, sehe das eher als eine parallele Entwicklung. Vielleicht junge, urbane Musik (also der Hardbop), der irgendwie mit anderen Mitteln teilweise ähnliche Emotionen ausdrückte? Sowas in der Richtung… wenn Du oder sonstwer hier Berührungspunkte sieht, bin ich froh um Hinweise!
    (Als dritte „Funk“-Schiene gäb’s dann noch das, was ich fast „rural“ zu nennen versucht bin… Jimmy Giuffre mit seinem Trio… oder ganz allein mit seinem stampfenden Fuss, das ist auf seine Weise genauso funky, aber es ist „weiss“ und wohl näher beim Folk und Country als beim harten elektrischen Chicago Blues… oder so…)

    redbeansandriceIst sehr lange her, dass ich es gelesen hab, aber in Rosenthals Hard Bop Buch findet sich mehr so ein Ansatz, dass Hard Bop die Zeit war, als man versuchte andere Wege in den Bop zu finden, die Technik zu behalten, aber die „Stimmung“ der Musik zu verbreitern, da passt dann der souligere Hard Bop eines Cannonball Adderley genauso rein, wie zB der lyrische Hard Bop eines Art Farmer… (und wenn man Spaß daran hat, kann man ersteren dann als Subgenre Soul Jazz nennen – kriegt dann aber das Problem, dass zB Gene Ammons hier schlecht reinpasst…)

    Ich hab diese lyrischere Richtung fast komplett weggelassen, gerade Farmer… Johnny Coles hab ich zwar auch noch drin… da gäb’s noch einiges mehr, auch z.B. aus der Bethlehem-Ecke, wo ich allerdings ähnlich wie bei manchem RCA-Album der Zeit eher eine weniger extrovertierte Grundhaltung erkenne als ich das mit dem (Klischee-)Hardbop verbinde.

    redbeansandriceum mich weiter zu verwirren, hab ich mir grad The Prestidigitator von George Wallington angehört (von 1957, schönes Album, Jerry Lloyd aka Jerry Hurwitz versemmelt es leider ein bißchen), alles weiße Musiker die man naiv eher nicht dem Hard Bop oder Soul Jazz zugerechnet hätte, ist mir aber ganz klar souljazziger Hardbop…

    Ich hab ja mal J.R. Monterose’s Debut in die Liste genommen… an Wallington dachte ich auch, sehe ihn selbst aber als waschechten Bebopper! Das heisst natürlich nicht, dass er nciht auch Hardbop-Alben gemacht hat… grad „The Prestidigitator“, aber auch die Quintett-Alben mit Phil Woods und Donald Byrd etc… und ja, ich hab mir auch überlegt, Monks „Brilliant Corners“ in die Liste zu setzen, womit ich zum nächsten Punkt komme…

    redbeansandriceund dann bleibt das Problem, dass Mingus, Monk, Coltrane sich eigentlich außerhalb dieser Kategorien bewegen, man ein bißchen den Eindruck hat, das seien Kategorien, um dem „dummen Rest“ gerecht zu werden… der Ansatz über die Regionen ist zweifelsohne spannend – aber an sich müsste es doch möglich sein, auch darüber hinaus ein paar Genregrenzen zu ziehen… ;-)

    … Monk, Mingus, Coltrane, auch Miles und Dolphy – für mich sind das halt die grossen Ausnahmetalente, die Musiker, die jegliches Schubladendenken sprengen. Und gerade darin liegt wohl ihre Grösse, dass sie stets wegweisend waren, die Musik in neue Richtungen trieben. Wie Ellington oder Armstrong sind sie für mich ihre eigene Kategorie! (Parker wäre das vielleicht auch geworden, wenn er denn länger unter uns geweilt hätte… Powell war’s nicht vergönnt, Dizzy ist stehengeblieben und hat sein Ding weitergemacht…)

    Es geht dabei also keineswegs um den „dummen Rest“ sondern eben um die „paar Genregrenzen“, die ich guten Gewissens ziehen kann.

    Und als letztes: die Liste, in der „Idle Moments“, „The Procrastinator“, „Dialogue“, „Unity“, „Speak No Evil“, „Point of Departure“, „Out to Lunch“ und „Evolution“ stehen wäre bei mir eine andere… aber ob ich’s schaffen würde, das von „The Sidewinder“, „No Room for Squares“ und „Nippon Soul“ usw. zu trennen (und ob das überhaupt sinnvoll wäre), weiss ich nicht.

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    #3480547  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    gypsy tail wind
    Ja, da verwischen sich die Grenzen in der Tat… die R&B-Schiene (so würd ich Ammons und Lockjaw und Jacquet mal verorten) läuft irgendwie parallel und geht auch in die 40er zurück, wo schon andere – z.B. John Hardee, Jacquet, Ike Quebec – Jazz gemacht haben, der stark von R&B geprägt war (aber eben doch Jazz, kein bar-walkender Honk oder was auch immer).
    Das ist natürlich was völlig anderes als der vergleichsweise sophisticated „Soul Jazz“ von Adderley und Silver, und ich kann irgendwie auch nicht direkte Berührungspunkte ausmachen, sehe das eher als eine parallele Entwicklung. Vielleicht junge, urbane Musik (also der Hardbop), der irgendwie mit anderen Mitteln teilweise ähnliche Emotionen ausdrückte? Sowas in der Richtung… wenn Du oder sonstwer hier Berührungspunkte sieht, bin ich froh um Hinweise!

    es gibt schon einzelne Künstler, die nicht ganz leicht einzuordnen sind – zunächst mal Grant Green, in dessen Diskografie sich alles findet Sophisticated Soul Jazz (Feelin‘ the spirit), R&B geerdeter Soul Jazz (etwa als Sideman mit Jimmy Forrest oder Rusty Bryant, aber auch sowas wie The Latin Bit (wo naztürlich noch Latin Einflüsse hinzukommen…)), waschechter Hard Bop mit Hank Mobley, und wenn man mag modale Experimente auf Idle Moments oder mit McCoy Tyner…

    Lou Donaldsons Weg in den Soul Jazz scheint ja auch mehr so ein Mittelding gewesen zu sein… man könnte sagen, der Weg war nicht viel anders als der von Stitt oder Ammons, aber der Wechsel kam sehr viel später, er blieb noch die fünfziger hindurch bei einer Variante von Bebop hängen, die man durchaus in den Hard Bop denken kann…

    nicht zu übersehen ist weiterhin, dass ja sehr viele, wenn nicht die meisten Hard Bopper Lehrjahre in R&B Bands hinter sich haben, Hank Mobley, Tina Brooks, Jackie McLean, Johnny Griffin, Elmo Hope, … haben alle in ihren Diskografien auch ein paar R&B Sessions stehen…

    auch John Pattons Weg ist interessant, sophisticated Soul Jazz sind seine Alben zweifellos, aber die Wurzeln liegen ganz klar im R&B… Don Pattersons eigene Alben würd ich teilweise durchaus dem Spohisticated Soul Jazz zurechnen (vor allem zB Opus de Don mit Michell/Cook), aber mit Lockjaw Davis, Gene Ammons und Sonny Stitt hat er ganz klar Musik gemacht, die in die R&B plus Bop Kiste gehört…
    aber ob das alles so richtige Berührungspunkte sind…

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    #3480549  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Find ich nicht wirkliche Berührungspunkte, nein. Aber vielleicht sehe ich das auch etwas zu eng.
    Und ja, Green ist das perfekte Beispiel, dass sich der Souljazz der 60er nicht vom offeneren (modalen, wie immer) Jazz (Hutcherson, Henderson, Hill) klar trennen lässt. Er hat selber auch mit „Solid“ ein Album vorgelegt, das in die zweite Kategorie gehört.

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    #3480551  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    Curtis Amy hat ganz klar beide Arten von Alben gemacht, würd ich sagen, die mit Paul Bryant gehören in die R&B-beeinflusste Ecke, Katanga ist mehr sophisticated, oder? Johnny Griffins Album mit Paul Bryant ist auch nicht soo leicht einzusortieren… Griffin ist vielleicht der eine dieser Tenoristen, bei dem ich es wirklich schwer finde, ihn der sophisticated oder R&B Seite zuzuschlagen (wohl eher ersteres…)

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    #3480553  | PERMALINK

    thelonica

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    redbeansandrice
    Ist sehr lange her, dass ich es gelesen hab, aber in Rosenthals Hard Bop Buch findet sich mehr so ein Ansatz, dass Hard Bop die Zeit war, als man versuchte andere Wege in den Bop zu finden, die Technik zu behalten, aber die „Stimmung“ der Musik zu verbreitern, da passt dann der souligere Hard Bop eines Cannonball Adderley genauso rein, wie zB der lyrische Hard Bop eines Art Farmer…

    Das Wirken von Art Farmer habe ich definitiv auf dem Schirm. Ich sortiere ja gerne nach Instrumenten, Zeitabschnitt oder Stil vor, auch nach Record Label. Somit könnte man eine weitere Komponente aufnehmen: Lyrischer Hard Bop (Miles, Art Farmer, Kenny Dorham…) Sieht vielleicht erstmal etwas spießig aus, macht aber insgesamt gesehen absolut Sinn.

    redbeansandrice
    … der Ansatz über die Regionen ist zweifelsohne spannend – aber an sich müsste es doch möglich sein, auch darüber hinaus ein paar Genregrenzen zu ziehen..

    Es würde auf jeden Fall schwer werden. Die Vorsortierung (Zuordnung) findet bei mir hauptsächlich im Kopf statt (s.o.), mit einigen Freiheiten, die ich mir da vorbehalte. So ein Zwischending aus Verschiedenem wäre auch noch möglich. Im Blues z.B. gibt es schon ewig solche Kategorien: Texas Blues, Urban Blues, Chicago Blues, Country Blues, Piedmont Blues, East Coast Blues, Louisiana Blues (Swamp Blues gibt es auch noch)….
    Die ganz breite Wirkung von Hard Bop gab es schon, wobei diese natürlich nicht mit der vom Blues vergleichbar wäre…urban, progressive wären noch Stichworte.

    redbeansandricenicht zu übersehen ist weiterhin, dass ja sehr viele, wenn nicht die meisten Hard Bopper Lehrjahre in R&B Bands hinter sich haben, Hank Mobley, Tina Brooks, Jackie McLean, Johnny Griffin, Elmo Hope, … haben alle in ihren Diskografien auch ein paar R&B Sessions stehen…

    Ein wichtiger Punkt, gerade wenn man zurück zu den Anfängen/Wurzeln gehen will.( Miles Davis hat ja mit „Walkin“ ein frühes Hard Bop-Werk erschaffen, aber eine „reine“ R&B-Vergangenheit sehe ich da bei ihm nicht. )

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    #3480555  | PERMALINK

    redbeansandrice

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    THELONICALyrischer Hard Bop (Miles, Art Farmer, Kenny Dorham…) Sieht vielleicht erstmal etwas spießig aus, macht aber insgesamt gesehen absolut Sinn.

    ich höre zwischen Farmer und Dorham eigentlich einen ziemlich Unterschied, auch wenn beide lyrisch sind:

    Farmer würd ich zusammen mit Benny Golson, Jimmy Heath, Blue Mitchell, Elmo Hope in so eine blumig-lyrische Kiste packen wollen, die man vielleicht als eine Tadd-Dameron-Schule sehen kann…

    Dorham auf der anderen Seite ist für mich mehr so ein Jenseits-von-Mitternacht-Lyriker, viel abgeklärter, trauriger, mehr so der Mann, der schon alles gesehen hat… hier würde ich noch Ernie Henry sehen, den frühen Jackie McLean, vielleicht JR Monterose…

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    #3480557  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    redbeansandriceich höre zwischen Farmer und Dorham eigentlich einen ziemlich Unterschied, auch wenn beide lyrisch sind:

    Farmer würd ich zusammen mit Benny Golson, Jimmy Heath, Blue Mitchell, in so eine blumig-lyrische Kiste packen wollen, die man vielleicht als eine Tadd-Dameron-Schule sehen kann…

    Dorham auf der anderen Seite ist für mich mehr so ein Jenseits-von-Mitternacht-Lyriker, viel abgeklärter, trauriger, mehr so der Mann, der schon alles gesehen hat… hier würde ich noch Ernie Henry sehen, den frühen Jackie McLean, vielleicht JR Monterose…

    Ja, das sehe ich ähnlich.

    Eddie Bert war auch noch so ein Name, der mir durch den Kopf ging („Encore“ von Bert/Monterose), aber das gehört dann in die Kiste mit „Prestidigitator“ und der lokalen (weissen) NYC-Szene oder so (Haig, Fruscella, Eager, was weiss ich), von Hardbop mag ich da als gemeinsamem Nenner nicht mehr reden.

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    #3480559  | PERMALINK

    katharsis

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    Mich würden Statements zu zwei Nennungen interessieren.
    Hörst Du „The Fox“ wirklich als so starkes HardBop-Album?
    Und warum „Kelly Great“ und kein anderes von Wynton Kelly?
    Und warum taucht „Undercurrent“ von Kenny Drew nicht auf?

    --

    "There is a wealth of musical richness in the air if we will only pay attention." Grachan Moncur III
    #3480561  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    katharsisMich würden Statements zu zwei Nennungen interessieren.
    Hörst Du „The Fox“ wirklich als so starkes HardBop-Album?
    Und warum „Kelly Great“ und kein anderes von Wynton Kelly?
    Und warum taucht „Undercurrent“ von Kenny Drew nicht auf?

    „The Fox“: ist wie Amys „Katanga“ ein Grenzfall (und Gordons Alben auch eigentlich) und gehört eher in die „Black California“ Kategorie, wenn wir denn nach Regionen und Stilen differenzieren würden. Aber ja, ich höre „The Fox“ als ein grossartiges Album, nicht nur wegen Dupree Bolton, sondern wegen der ganzen Band! Hörst Du denn „The Fox“ als schwach oder als nicht dem Hardbop zuordbar?

    „Kelly Great“ hab ich rausgegriffen weil ich’s als mein liebstes von Kelly in Erinnerung hab, müsste ich gelegentlich mal nachprüfen. Die andere offensichtliche Nennung wäre wohl „Kelly Blue“, aber das hält für mich nicht ganz, was es auf dem Papier gemäss dem Line-Up verspricht.
    Zu „Undercurrent“ ist die Erklärung ähnlich: ich mag’s einfach nicht ganz genug, damit’s in die Bestenliste käme (wie ich oben glaub ich schon mal erwähnt habe).

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    #3480563  | PERMALINK

    katharsis

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    Danke für die Antworten. Mit „The Fox“ werde ich nicht richtig warm. Mir klingt die Musik zu abgeklärt, vielleicht auch etwas kühl. Das passt natürlich zur Westcoast, dennoch habe ich „Westcoast Blues“ und „Eastward Ho“ eindeutig stärker in Erinnerung. Auch passt das Album nicht in mein Hörverständnis von HardBop. Ich kann das nicht beschreiben. Vielleicht liegt es tatsächlich an der reduzierten Spielweise, die gar nicht brodelnd und Startschussmäßig nach HardBop klingt. Eher intelektuell und abwartend…

    Ich werde im nächsten Post mal eine überstürzt hingeklatschte Liste posten, die ich mir quasi ohne großen Aufwand aus den Fingern gesogen habe. Überraschenderweise war ich mir bei vielen Blue Notes unklar, ob ich Sie denn nun nennen sollte. Ich denke, ich werde Zeit in eine Überarbeitung investieren…

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