Startseite › Foren › Das Konzert-Forum: Wann, wer und wie › Und so war es dann › Bob Dylan, Mannheim, 30. April
-
AutorBeiträge
-
Hier schon mal die Setlist:
1. Cat’s In The Well (Bob on electric guitar)
2. It Ain’t Me, Babe (Bob on electric guitar)
3. Watching The River Flow (Bob on electric guitar)
4. It’s Alright, Ma (I’m Only Bleeding) (Bob on electric guitar)
5. To Ramona (Bob on electric guitar)
6. Rollin‘ And Tumblin‘ (Bob on electric keyboard)
7. Spirit On The Water (Bob on electric keyboard)
8. Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again (Bob on electric keyboard)
9. When The Deal Goes Down (Bob on electric keyboard)
10. Tweedle Dee & Tweedle Dum (Bob on electric keyboard)
11. My Back Pages (Bob on electric keyboard)
12. Tangled Up In Blue (Bob on electric keyboard)
13. Nettie Moore (Bob on electric keyboard)
14. Highway 61 Revisited (Bob on electric keyboard)
15. Blowin‘ In The Wind (Bob on electric keyboard)(encore)
16. Thunder On The Mountain (Bob on electric keyboard)
17. Like A Rolling Stone (Bob on electric keyboard)Hach, es war toll. So gut, wie ich es mir erhofft hatte. Eine ausführliche Kritik folgt morgen.
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Highlights von Rolling-Stone.deDiese 11 Frauen haben das Musik-Business verändert
Die besten Gitarristen aller Zeiten: Keith Richards
Die 100 besten Gitarristen aller Zeiten: Die komplette Liste
Die besten Live-Alben des Rock: 5 Platten, die ihr Geld wert sind
Amazon Prime Video: Die wichtigsten Neuerscheinungen im Dezember
Neu auf Netflix: Die wichtigsten Filme im Dezember 2024
Werbungnail75Hier schon mal die Setlist:
5. To Ramona (Bob on electric guitar)
OK, dafür sind die Chancen in Leipzig nun auch gesunken. Aber vielleicht rückt nun „Desolation Row“ wieder rein… Morgen ist’s soweit!!!
--
LARS ist nur eine Abkürzung: Like A Rollin' StoneGibt’s eigentlich jetzt noch mal einen umfassenderen Bericht, nail?
--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueUi, da wird jemand ungeduldig!
Na gut ich lasse Euch nicht bis heute Mittag warten!—————————
Bob Dylans nun schon fast 50 Jahre dauernde Karriere als Musiker wurde vielleicht von nichts stärker bestimmt als dem unbedingten Streben nach Unabhängigkeit. Es findet seinen Ausdruck in seinen Ziel, nicht die Erwartungen des Publikums oder der Kritiker zu erfüllen und weder seine Musik noch seine Person vereinnahmen zu lassen. „Ich bin nicht Euer Bob Dylan“, rief er den besorgten altvorderen Folkmusikern zu, die ihn in Wort und Schrift beschworen, sich nicht von der Folkmusik der frühen 1960er mit ihrer explizit politischen Ausrichtung abzuwenden. Dies war der Mann der auf derselben Bühne stand wie Martin Luther King, als der seinen Traum eines besseren Amerikas ohne Rassendiskriminierung verkündete. An jenem Tag sang er gemeinsam mit seiner damaligen Geliebten Joan Baez „When the Ship Comes In“, eine auf das Alte Testament Bezug nehmende Prophezeiung, die Erlösung und Sieg versprach.
Zwei Jahre später schien dieser Auftritt Jahrzehnte zurückzuliegen. Der ehemalige Folksänger trug nun eine Lederjacke und spielte Rockmusik mit einer Band. Der Band. Den Thron der Folkmusik ließ er verwaist zurück, für Joan Baez war in seinem Leben kein Platz mehr. Seinen eigenen Weg geht er seitdem konsequent und ohne zurückzublicken weiter und seit vielen Jahren bedeutet das: Er geht mit einer Band auf Tour, nimmt ab und zu neue Alben auf und geht anschließend wieder auf Tour. Seine „Neverending Tour“ machte an diesem Montag Station in Mannheim, in der SAP-Arena, in der sich vornehmlich besserverdienende Bob Dylan Fans älterer Semester versammelten, um „dem Meister“ zu lauschen.
Während einer solchen Tour versammeln sich die Anhänger in den Printmedien und dem Internet und diskutiert. Spielt er Gitarre oder Keyboards? Taugt die Band oder nicht? Wie sind die Arrangements? Wie ist der Gesang? Die Bandbreite an Urteilen scheint unendlich zu sein, aber in einem sind sich die Fans einig: Dylans Gesang ist so gut, wie seit Jahren nicht mehr.
Bereits das zweite Lied, It Ain’t Me, Babe ist geeignet, dieses Urteil zu bestätigen. Ungewöhnlich klar erklingt seine dunkle, rauchige Stimme, die sich jedoch im Verlauf des Liedes in ungewohnte Höhen hinaufschwingt. So variabel und abwechslungsreich hat Dylan schon seit vielen Jahren nicht mehr gesungen. Vielleicht ist das Ausdruck einer wiedergefundenen Leichtigkeit, die sich zuerst auf seinem letzten Studioalbum Modern Times manifestierte, das einen ungewohnt entspannten Dylan zeigte. Watching The River Flow wirkt anfangs etwas lethargisch, im Verlauf des Liedes erwacht die Band jedoch zu Leben und überzeugt mit ihrem pulsierenden, elastischen Rhythmus.
Seinen wiedererstarkten, emphatischen Gesang zeigt auch die brillante Version von It’s Alright, Ma, das Dylan als hypnotische Gebetsformel, irgendwo zwischen Anklage und Beschwörung, zelebriert. In manchen Momenten klingt es, als entdecke er seine Klassiker zum zweiten Mal: So giftig wie an diesem Abend klangen die legendären Zeilen „While money doesn’t talk it swears / Obscenity, who really cares / Propaganda, all is phony“ schon lange nicht mehr. For Ramona hingegen ist verträumt und romantisch, gefühlsbetonter jedenfalls vergleichbare Versionen aus den letzten Jahren.
Mit dem zum Mitwippen animierenden Bluesrocker Rollin’ And Tumblin’ und dem ruhigen Spirit On The Water folgen die ersten Songs von seinem neuen Album. Dylan wechselt nun von der Gitarre an das Keyboard, was dem Klang etwas verfeinert und erweitert. Spirit und das entspannte, tröstende When The Deal Goes Down finden großen Anklang beim Publikum, das sie besonders ausdauernd bejubelt. Die Schnelligkeit, mit der sich diese großartigen Lieder als Publikumslieblinge etabliert haben, ist angesichts der Fülle von herausragendem Material, aus dem Dylan schöpfen kann, keine Selbstverständlichkeit.
Die Band vermag jedoch bei den langsameren Stücken nicht besonders zu überzeugen und sinkt häufig zum schmückenden Beiwerk herab. Ihre Stärke liegt eindeutig in den rockigen Lieder, die sie gut harmonierend vorwärts treiben und einen dichten Sound erzeugen, der Dylan als Basis für seinen prägnanten Gesang dient. Insbesondere die Gitarrensoli sind häufig erschreckend banal und lassen jede Kreativität und Inspiration vermissen. Dazu kommt das Problem der mangelnden Leidenschaft: Die Emotionen, die Dylan mit seinem in den Vordergrund gemischten Gesang transportiert, vermag die Band nur zu begleiten, aber nicht durch ihre Musik zu akzentuieren.
Stuck Inside Of Mobile With The Memphis Blues Again, Tweedle Dee & Tweedle Dum sowie My Back Pages folgen in ordentlichen, aber nicht besonders inspirierten Versionen. Das hochwillkommene Tangled Up In Blue steigert sich hingegen von der Keyboard-dominierten Ballade zum ausladenden Rocksong und stellt einen der weiteren Höhepunkte dar. Das folgende Nettie Moore ist ein gleichermaßen episches Werk, entfaltet jedoch kein cinematisches Panaroma, sondern trägt den Charakter eines Klageliedes, in dem der Protagonist die verflossene Liebe betrauert. Musikalisch ist es einigermaßen komplex, da Rhythmus und Takt zwischen Refrain und Strophe wechseln. Das hält allerdings einige rhythmisch minderbegabte Zuschauer nicht davon ab, mitzuklatschen und so bei zahlreichen Anwesenden eine Mischung aus Ärger, Irritation und Belustigung zu erzeugen.
Auf höchstem Niveau bewegt sich Dylans Interpretation von Highway 61 Revisited, das so wütend und intensiv klingt als hätte er es gestern geschrieben. Begleitet von dem orgelähnlichen Keyboardsounds zischt und knurrt er seine Worte in die Halle hinaus. Blowin’ in the Wind erhält eine vergleichbare Blutauffrischung: aus dem eher kontemplativen Folksong wird ein lauter Rocksong, der neu und aufregend klingt, was man bei einem so überaus vertrauten Lied nicht erwarten konnte. An diesem Abend wird jedoch das Unmögliche möglich.
Die pflichtgemäße Zugabe besteht aus einem weiteren jungen Klassiker, nämlich Thunder On The Mountain, welches das Verdienst hat, Alicia Keys in Bob Dylans Universum zu einzuführen, wo sie sich an die Seite von Einstein, Robin Hood und anderen illustren Persönlichkeiten gesellt. Teile des Publikums sind inzwischen vor die Bühne geeilt, um der bedrängten Enge der Sitzreihen zu entgehen und dem Meister nahe zu sein. Zum Abschluss dieses herausragenden Konzertes spielt Dylan Like A Rolling Stone. Die Orgel heult, Dylan spuckt die Worte wie Geschosse aus und treibt das Publikum fast zur Ekstase. Ein Hauch von Manchester Free Trade Hall, 17. Mai 1966 weht durch die SAP-Arena. Wer hätte das für möglich gehalten?--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Schöner Bericht, danke!
In Frankfurt kamen aber gerade die ruhigen Lieder sehr gut, auch was die Soli betrifft gab’s da nichts zu meckern. Wie war denn der Sound so? Auch zu Beginn so matschig?--
Staring at a grey sky, try to paint it blue - Teenage BlueDie ganze Kritik, in schönerem Format auch hier:
http://www.regioactive.de/story/5370/bob_dylan_live.html--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Jan WölferSchöner Bericht, danke!
In Frankfurt kamen aber gerade die ruhigen Lieder sehr gut, auch was die Soli betrifft gab’s da nichts zu meckern. Wie war denn der Sound so? Auch zu Beginn so matschig?Danke, Jan! Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass die Meinungen gerade bei Dylan extrem unterschiedlich sind. Ein Freund, der mich begleitet hat, hat auch den Sound bei den ersten Lieder kritisiert, er fand es waren zu viele Gitarren. Mich hat das nicht besonders gestört, außerdem ist der Sound bei den ersten Liedern oft schlecht, das lasse ich normalerweise nicht in die Bewertung einfließen. Der Sound im übrigen Konzert war hervorragend.
Alle diejenigen, die einen big deal daraus machen, ob Dylan nun am Keyboard steht oder Gitarre spielt: so riesig ist der Unterschied nicht, die Band rockt immer in derselben Weise, auch wenn das Keyboard einige willkommene Klangfarben hinzufügt.
Die Soli: Wenn ein Gitarrist sich damit begnügt, die Melodielinie des Liedes nachzuspielen oder das Arragement auf der Platte zu imitieren, dann ist mir das nicht genug. Ich weiß aber, dass das viele anders sehen, denn es gab durchaus verhaltenen Beifall. Ich bin mir sicher, dass die Soli im Vergleich zu den anderen Konzerten fast identisch waren. Die Musiker sind mir generell viel zu vorhersehbar und professionell. Dylan müsste mit einer jungen, hungrigen Band auf Tour gehen, die ihn richtig kitzelt. Zum Glück ist Dylan nie in der Versuchung zu Neil Diamond zu mutieren.--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.In Frankfurt fand ich den Sound von Anfang an gut, da hat wohl der Platz eine Rolle gespielt.
Zitat von Nail 75:
Insbesondere die Gitarrensoli sind häufig erschreckend banal und lassen jede Kreativität und Inspiration vermissen. Dazu kommt das Problem der mangelnden Leidenschaft: Die Emotionen, die Dylan mit seinem in den Vordergrund gemischten Gesang transportiert, vermag die Band nur zu begleiten, aber nicht durch ihre Musik zu akzentuieren.Die Soli: Wenn ein Gitarrist sich damit begnügt, die Melodielinie des Liedes nachzuspielen oder das Arragement auf der Platte zu imitieren, dann ist mir das nicht genug. Ich weiß aber, dass das viele anders sehen, denn es gab durchaus verhaltenen Beifall. Ich bin mir sicher, dass die Soli im Vergleich zu den anderen Konzerten fast identisch waren. Die Musiker sind mir generell viel zu vorhersehbar und professionell.
Du triffst den Nagel auf den Kopf, genau meine Meinung. Campel und Sexton haben da meist viel lebendigere Soli gespielt, die sich auch oft gegenseitig vorantrieben und befruchteten. Bei der aktuellen Band spielt meist nur ein Solist eine Weile die Melodielinie nach und das wars dann.
--
...falling faintly through the universe...nerea87In Frankfurt fand ich den Sound von Anfang an gut, da hat wohl der Platz eine Rolle gespielt.
Du triffst den Nagel auf den Kopf, genau meine Meinung. Campel und Sexton haben da meist viel lebendigere Soli gespielt, die sich auch oft gegenseitig vorantrieben und befruchteten. Bei der aktuellen Band spielt meist nur ein Solist eine Weile die Melodielinie nach und das wars dann.Vielen Dank! Wenn man sich die Äußerungen im Internet ansieht (bei Bobs Links) oder sonstwo, dann finden sich diesbezüglich völlig gegensätzliche Auffassungen. Als ein Freund, der mich begleitete und ich nach Ende des Konzertes darüber sprachen, dass die Soli schwach waren, raunte ein zufälliger Zuhörer uns „Quatsch“ zu und machte sich dann schnell durch die Halle davon (blöde, denn ich hätte gerne gewusst, was er denn so toll fand).
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Der Mannheimer Morgen rezensiert auch und findet, dass die Band die beste seit „The Band“ sei:
http://www.morgenweb.de/nachrichten/kultur/20070502_srv0000000700524.html
--
Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.Ich habe die allgemeinen Fragen und Ausführungen zu Bob Dylans Werk mal in den Bob Dylan Thread verschoben, da sie nichts mit dem Mannheimer Konzert zu tun haben und hier evtl. untergehen.
--
Hey man, why don't we make a tune... just playin' the melody, not play the solos... -
Schlagwörter: 2007, Bob Dylan, Konzertbericht, Live
Du musst angemeldet sein, um auf dieses Thema antworten zu können.