blindfoldtest #24 – vorgarten

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  • #10226123  | PERMALINK

    vorgarten

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    brandstand3000wow. #1 hat ja einen auftritt in cincinnati kid.

    ja, toll, oder?

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    #10226133  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    vorgarten

    brandstand3000wow. #1 hat ja einen auftritt in cincinnati kid.

    ja, toll, oder?

    Hm, okay … aber die vorliegende Version finde ich dann in der Tube überhaupt nicht, nur zwei – unterschiedlich – kürzere. Auf dem passenden Riverside Album ist eine nochmal deutlich längere Fassung zu finden – kenne ich leider nicht, wie ich die Sängerin überhaupt bisher nicht kannte.

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10226137  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    aber wenn du dir eine der kürzeren versionen auf youtube ansiehst, wirst du verstehen, weswegen @sandman und ich eine solche faszination für sie entwickeln.

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    #10226147  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    vorgartenaber wenn du dir eine der kürzeren versionen auf youtube ansiehst, wirst du verstehen, weswegen @sandman und ich eine solche faszination für sie entwickeln.

    Mache ich später auf jeden Fall!

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10226223  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    #1
    Guter Anfang, weil ich plötzlich Musik mag, die ich sonst eigentlich nicht höre. Klingt für mich wie eine Mischnung aus Dixieland und doch ernst gemeintem Hintergrund. Gute selbstbewusste Stimme. Ich werde das aber wohl eher nicht öfter hören.

    #2
    Scheint mir recht modern zu sein, weil die Sängerin gleichzeitig zu reflektieren scheint, über das sie singt. Toll auch der geisterhafte Einsatz der Mundharmonika, die wie eine ferne Erinnerung klingt. Tolles Stück!

    #3
    Schellack-Time. Stück kenne ich, aber diese Version nicht. Ist aber nicht mein Fall. Ich mag jedoch den Gesang, auch wenn er etwas sehr auf die Animationstube drückt. Jetzt das Gitarrensolo ab 2:15 bis 2:35 ist allerdings extraordinäre Superklasse! Cool und treibend.

    #4
    Schön treibend, ich mag auch den Sound, obwohl er ziemlich schrottig ist, aber das hat eben eine eigene Qualität. Die Band hat ein gemeinsames Ziel, sie treibt gemeinsam darauf zu. Klavier und Schlagzeug sind absolut fleischig und virtuos. Tolles Stück.

    #5
    Cool’n’Exotic. Schnufft wissend und beschwingt dahin. Dann ändert sich ab 1:35 die Stimmung. Jeder bekommt ein Solo: Trompete, Gitarren. Jetzt eine total bekannte Melodie, die auch mal einen deutschen Text untermalen durfte. Oder ist es „Rock Around The Clock?“, das da zietiert wird. Jetzt Vibraphon. Johnny Lytle möglicherweise? Könnte was von Blue Note sein.

    #6
    Romantisches Klavier, könnte Filmmusik sein, also kein Hauptthema, eher was für zwischendurch, was jetzt keine Kritik ist. Denn manchmal ist gerade das zwischendrin ja das Wichtige. Jedenfalls gut, dass der Kitsch draußen bleiben muss. Aber so richtig kriegt mich der Track nicht.

    #7
    Eine Tuba tapst heran, ein Orchester kommt dazu. Melodie kenne ich. Mir ist das aber insgesamt zu puffelig. Da kann für mich auch die schöne Trompete nichts ändern. Bin eben doch kein „echter“ Jazz-Hörer.

    #8
    Schöne Orgel, schleppender Groove, Achselduft. Hier ist Sex im Spiel. Sax kommt nach 1:20 überraschend schnell in Fahrt. Mir gefällt der Schmutz im Sound. Total drüber.

    #9
    Schön hypnotisch, klasse Klavier, hier kommt niemand nach 1:20 ziemlich schnell in Fahrt, sondern das Spiel wird mit gerade noch gebremster Leidenschaft weitergetrieben. Sound ist wieder ins Gesicht, da kann ich drauf.

    #10
    Lord have mercy on me. Ein guter Swinger, mit viel Soul, auch Gospel mit dem korrespondierenden Sängerinnen im Hintergrund. Gefällt mir gut.

    #11
    Perkussionsschmelze zu Anfang. Spirituelle Brüder (und Schwestern?). Tolles Gemenge, trotzdem eigentlich ganz klar und strukturiert. Supertolles Stück. Ich kenne nicht viel von Albert Ayler, aber das hier geht für mich in die Richtung, auch wenn das Saxophon vergleichsweise wenig schreit und quiekt. Das Sax-Solo ist trotzdem intensiv. Ich tippe auf zweite Hälfte der 1960er. Wie wegfegend Free Jazz doch damals war! Wer konnte denn im Rock da eigentlich mithalten? Das hat wirklich WIRKUNG und klingt nicht einfach nur nach einem netten Abend. Trompete könnte Aylers Bruder sein. Das Drum-Solo ist auch extraordinär dicht und von faszinierender, egoloser Textur. Großartiges Stück.

    #12
    Geht wieder frei weiter, aber nicht auf diesem Intensitätslevel wie davor. Saxofon ist etwas leiser, beseelter spiritueller Gesang. Alice Coltrane? Berührt mich, muss ich aber in der entsprechenden Stimmung sein, wenn der Holy Ghost bemüht wird.

    #13
    Was leichtes zum Entspannen. Kommt zur rechten Zeit. Ein schönes Stück, ein bisschen Fusion, fließt dahin mit der Flöte, kann ich mich reinsenken. Klaviersolo, dann Bass, Drums. Alle dürfen mal.

    #14
    Das klingt wie von Argo/Cadet. Falls es ein Instrumental auf einer Platte von Marlena Shaw geben sollte, könnte es so klingen wie hier. Finde ich sehr schön. Ich bin mir ziemlich sicher, dass teilweise die gleiche Mannschaft hier spielt, die auch auf Shaws „Woman Of The Ghetto“ mitwirkt. Auch wenn mich die Fuzz-Gitarre gerade etwas verwirrt. Tolles Stück.

    #15
    Das ist irgendwas aus dem Laswellschen Material-Universum. Sänger ist von den Last Poets. Kenne ich, finde ich auch klasse, auch wenn es einen gewissen, gefährlichen Comedy-Touch hat. Aber hier klappt es. Gutes Stück. Ist müsste meine Material-Platten mal wieder rauskramen. Auf meinen Material-Platten ist das aber nicht drauf, glaube ich.

    #16
    Fängt sehr interessant an. Schnarrendes, ein einfaches Melodiemotiv, Klavier. Ein bisschen muss ich an das Kammerflimmer Kollektief denken, mir scheint das hier aber gespielt zu sein, nicht zusammengesetzt. Hat eine gute spannnungsreiche Atmosphäre. Ausnehmend gutes Stück, das einen ein bisschen in Trance versetzt.

    #17
    Hat einen afrikanischen Touch, schöner Gesang, aber mir bleibt irgendwie nichts hängen. Ich spüre irgendwie zu wenig Dynamik.

    Insgesamt ein hervorragender BFT! Vielen Dank, vorgarten. Da ist einiges für mich dabei gewesen. Ich fand auch gut, dass es sehr abwechslungsreich gestaltet ist, also zwischen den Jahrzehnten springt. Aber damit natürlich auch zwischen den Kontexten, in denen die Musik enstanden ist. Das ist vielleicht sowieso ein bisschen etwas, was fehlt beim Blindflug-Hören: Der Kontext, der dann nochmal eine wichtige Ebene ist, um sich Musik zu erschließen. Man hört Musik ja nicht nur als Musik. Aber das ist ja sowieso allen klar.

    Eine Sache noch: Mir ist bei den letzten beiden BFTs aufgefallen, dass ich sie doch etwas zu lang fand. Mir wäre es lieber, man würde sich so ca. auf eine ¾ Stunde beschränken. Dann ist es zumindest für mich nicht so ein großer Angang, dazu was zu schreiben und schiebt es vielleicht nicht so lange vor sich her. Ist vielleicht aber auch nur mein persönliches Problem, weil ich mit LP-Längen sozialisiert wurde.

    #10226385  | PERMALINK

    udw
    so little gets done

    Registriert seit: 22.06.2005

    Beiträge: 3,284

    Danke, vorgarten, für diesen spannenden bft! Hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich leider nicht allzuviel Zeit mit der Musik verbringen konnte. Hier meine 2 cents:

    #1 Ein schöner, lässiger Blues zum Einstieg, klasse. Dabei aber mehr Nachtclub (nicht nur wegen der Jelly Roll) als Baumwollfeld. Könnte genauso gut etwas älteres sein, wie auch jüngeren Datums. Der im Vordergrund platzierte Percussion-Einsatz in der dritten Minute ist irgendwie off, das macht das Ganze aber nur sympathischer.

    #2 Hier ist eigentlich vieles nach meinem Geschmack: viel offener Raum, ein Bass der nach Cecil McBees spirituellen Momenten klingt, Glöckchen klingeln hier und da, das Schlagzeug tupft seine Akzente wohlbedacht. Und doch bekommt der Track mich nicht so richtig. Vielleicht ist mir der Gesang etwas zu, hmm, ausladend und theatral. Und auch die mehrfache Wiederholung von Text und Melodie wollen nicht verfangen. Als Bass/Drums/Glöckchen -Trio hätte mich der Track wohl vorbehaltlos glücklich gemacht.

    #3 Der Blues steht also in seinen verschiedenen Facetten im Vordergrund der ersten Tracks. Trotz herrlich rumpelndem Schlagzeug swingt der Track ganz schön. Solche geshouteten Vocals finde ich aber eh meist mitreißend. Das eigentliche Highlight ist aber das tolle Gitarrensolo, das da in aller Kürze auf die Bretter geknallt wird. Ist der Sänger auch gleichzeitig der Gitarrist?

    #4 Das gefällt mir, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wer das sein könnte. Aber das ist ein Piano-Trio mit ordentlich Dampf und einem wahnsinnig versierten Drummer. Insgesamt erinnert mich der Track von seiner Rhythmik her manchmal an Horace Silver. Der Pianist agiert dafür aber viel zu brachial.

    #5 Vibraphon und Percussion sorgen für einen leichten Exotica-Einschlag. Das Trompeten-Solo gefällt mir in seiner Kürze gut, Gitarre und Harfe (?) sind dann weniger spannend. Ein Track zum Durchschnaufen.

    #6 Romantisches Klavier, Besen am Schlagwerk. Da ist die Richtung klar, und es kommen auch keine Überraschungen. Ist das ein Standard, der da intoniert wird? Auf alle Fälle aber schon eigentlich ein gesungenes Stück, würde ich denken. Der Bass übt sich sehr angenehm in Zurückhaltung und auch der Pianist versucht nicht zu viel Drama (was durchaus möglich wäre). Sehr hübsch. Aber wahrscheinlich auch nichts, mit was ich mich länger beschäftigen würde.

    #7 Wie die Tuba hier zu Beginn angehopst kommt, das hat mich gleich für sich eingenommen. Die Melodie kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber für so etwas habe ich leider überhaupt kein Gedächtnis. Das erste Posaunensolo mit seinen schlierigen Linien ist ein Wahnsinn, das zweite (auch Posaune?) mit seinem klaren Ton fällt dagegen dann etwas ab. Und dann – natürlich – darf die Tuba auch nochmal, bevor es wieder zum Thema geht. Classy.

    #8 Ok, die Show ist vorbei, die Band ist schon im Stripclub und heizt da ein. Ein schöner, schmutziger Track mit verschlepptem Beat und schweinischer Orgel. Herrlich, wie der Drummer irgendwann stoisch auf die Snare wechselt und da einfach mal bleibt. Nach zweieinhalb Minuten ist der Spuk vorbei und die Dame (oder der Herr) nackig. Was will man mehr.

    #9 Das hier klingt, vor allem vom Bass her nach einer Version „Feelin good“. Das Piano changiert dabei irgendwo zwischen Abriss und Cabaret. Dass die Aufnahmequalität nicht so doll ist kommt dem Track komischerweise zugute, finde ich. Das Ende ist toll.

    #10 Bluesiges Lick und ein Crooner/Preacher, der sich auf diesen Sattel schwingt. So weit, so gut. Besonders toll ist allerdings der Backgroundgesang, der dem Ganzen das nötige Maß an Windschiefe verpasst.

    #11 Aaaaaaaah! Schon der Anfang mit den zwei (?) Drummern und dem Percussionisten jagt meine Herzfrequenz in die Höhe. Und was dann Saxophon und Trompete da veranstalten bringt mich dicht an den Kollaps. Gerade auch der Saxophonton kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber irgendwie passt dann doch alles nicht so richtig. Manchmal muss ich an Noah Howard denken, aber dafür fehlt ein bisschen bluesige Geerdetheit. Diese wahnsinnig dichte Verzahnung der Rhythmusgruppe (auch wenn man den Bassisten leider kaum hört) und die in ihrer massiven Kompaktheit auch nicht nachlässt, erinnert mich ein wenig an „The Black Ark“, wo die zwei Drummer und das Piano einen ähnlichen Backdrop bilden. Wahnsinnig toller Track jedenfalls. Bin schon sehr gespannt auf die Auflösung.

    #12 Ein Fade-In in bereits hoch virulentem FreeJazz? Ungewöhnlich. Irgendwann stiehlt sich ein Piano dazu, das allerdings in einem ganz anderen Song verfangen ist. Und sich dann als Begleitung für den weiblichen Gesang entpuppt. Versuchen die Freejazzer gegen die akrobatische Romantik anzuspielen? Irgendwie interessant. Der Track hinterlässt mich aber vor allem etwas ratlos. Hätte mich vielleicht eher bekommen, wenn Piano/Gesang mehr mein Fall wären.

    #13 Hier weiß ich nicht, ob ich das hübsch finde, oder mir das ein wenig zu bieder ist. So angesäuselte Flöten kann ich mal ganz toll finden und mal verursachen sie mir eine unwohle Gänsehaut. Hier hält sichs die Waage. Obwohl; ist schon meistens toll, ohne mich wirklich zu begeistern.

    #14 Yes! Super Intro, toller Groove und dann spielt da auch noch eine… Koto? Oder was ist das? Vibraphon und Funkgitarre passen auch gut zusammen, wusste ich noch nicht. Das Saxophonsolo ist mir dann einen Ticken zu klischiert. Aber das Epiano (?)/ Daumenklavier (?) macht das wieder wett. Ein schöner, eklektischer Track, mit Funk, Fuzz und Psychedelic.

    #15 Huh, dazu fällt mir irgendwie nichts ein. Was in #14 so selbstverständlich zusammenging, wirkt mir hier etwas gewollt und weniger organisch. Ist nicht so meins, leider.

    #16 Schön, wie sich der Track langsam aufbaut, das Piano unbeirrt sein Motiv wiederholt, während drumherum sich die verschiedenen Instrumente aus den Verstecken trauen. Vor allem das freie Schlagzeug und der etwas knurrige Bass gefallen mir gut.

    #17 Oh schade, der Abschluss ist leider nicht für mich. Basssound, Gesang und die etwas penetrante Cowbell gehen leider nicht für mich. Die stakkatoartigen Bläser sind aber ganz schön und geben etwas Schmutz hinzu, wenn auch nur kurz.

    --

    so little is fun
    #10226811  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    @wahr
    danke für deine super kommentare, schön, dass du dafür zeit hattest!

    wahr#1
    Guter Anfang, weil ich plötzlich Musik mag, die ich sonst eigentlich nicht höre. Klingt für mich wie eine Mischnung aus Dixieland und doch ernst gemeintem Hintergrund. Gute selbstbewusste Stimme. Ich werde das aber wohl eher nicht öfter hören.

    ich höre sowas sonst eigentlich auch nicht. ich finde das hier aber auch sehr speziell. dixieland vs. ernst gemeintem hintergrund – ist dixieland eigentlich immer spaßig? ich weiß das gar nicht. gypsy vielleicht?

    wahr#2
    Scheint mir recht modern zu sein, weil die Sängerin gleichzeitig zu reflektieren scheint, über das sie singt. Toll auch der geisterhafte Einsatz der Mundharmonika, die wie eine ferne Erinnerung klingt. Tolles Stück!

    ja, vergleichsweise modern. die erinnerungen sind mehrfach durch phasen der eigenen karriere gefiltert. die mundharmonika hier steht für den unmöglichen versuch, die sounds des kaffs in arkansas, wo die sängerin herkommt, nachzubilden. ich finde ja auch den freien rhythmus toll. die form kommt irgendwie von innen heraus und das ganze bleibt flüchtig, wie eine wolke.

    wahr#3
    Schellack-Time. Stück kenne ich, aber diese Version nicht. Ist aber nicht mein Fall. Ich mag jedoch den Gesang, auch wenn er etwas sehr auf die Animationstube drückt. Jetzt das Gitarrensolo ab 2:15 bis 2:35 ist allerdings extraordinäre Superklasse! Cool und treibend.

    kein schellack, öffentlichrechtliches fernsehen ;-) aber endlich hebt mal jemand das (zu kurze) gitarrensolo hervor! das hat ja verrückterweise was von django, finde ich, aber auch noch was anderes. und das war quasi revolutionär. kein wunder, dass die stadtmauern einstürzten.

    wahr#4
    Schön treibend, ich mag auch den Sound, obwohl er ziemlich schrottig ist, aber das hat eben eine eigene Qualität. Die Band hat ein gemeinsames Ziel, sie treibt gemeinsam darauf zu. Klavier und Schlagzeug sind absolut fleischig und virtuos. Tolles Stück.

    fleischig und virtuos? toll. das geistige und das fleichliche. aber wenn ihr wüsstet, wer das ist… hat sich vegetarisch ernährt, so weit ich weiß.

    wahr#5
    Cool’n’Exotic. Schnufft wissend und beschwingt dahin. Dann ändert sich ab 1:35 die Stimmung. Jeder bekommt ein Solo: Trompete, Gitarren. Jetzt eine total bekannte Melodie, die auch mal einen deutschen Text untermalen durfte. Oder ist es „Rock Around The Clock?“, das da zietiert wird. Jetzt Vibraphon. Johnny Lytle möglicherweise? Könnte was von Blue Note sein.

    das harfenzitat ist aus prokovievs PETER UND DER WOLF, wie nicht_vom_forum herasugefunden hat. johnny lytle kenne ich nicht. blue note ist das auch nicht. die leute sind wohl nicht bekannt genug, als dass man individuelle stile identifizieren könnte. und im fall der gitarre (wo es vielleicht ginge) ist das solo nicht ambitioniert genug.

    wahr#6
    Romantisches Klavier, könnte Filmmusik sein, also kein Hauptthema, eher was für zwischendurch, was jetzt keine Kritik ist. Denn manchmal ist gerade das zwischendrin ja das Wichtige. Jedenfalls gut, dass der Kitsch draußen bleiben muss. Aber so richtig kriegt mich der Track nicht.

    tja, da bist du nicht der einzige. ich dagegen höre das überhaupt nicht als lückenfüller. ich habe eine große schwäche für pianistische eleganz und die komposition finde ich ausgsprochen schön, und sie wird mit unzähligen feinen schattierungen ausgemalt. ich könnte das mittlerweile mitsingen. zur welt des films gibt es allerdings bezüge.

    wahr#7
    Eine Tuba tapst heran, ein Orchester kommt dazu. Melodie kenne ich. Mir ist das aber insgesamt zu puffelig. Da kann für mich auch die schöne Trompete nichts ändern. Bin eben doch kein „echter“ Jazz-Hörer.

    das ist aus der berühmten tv-sendung „what´s my line‘, dem vorläufer von „was bin ich“ und dem lembkeschen sparschwein. und ne trompete gibts hier nicht. aber das stück hier hat bisher genug liebe abbekommen, es kann auf deine verzichten ;-)

    wahr#8
    Schöne Orgel, schleppender Groove, Achselduft. Hier ist Sex im Spiel. Sax kommt nach 1:20 überraschend schnell in Fahrt. Mir gefällt der Schmutz im Sound. Total drüber.

    ja, oder? ich finde das total krass, wie billig die effekte hier angesteuert werden und wie sicher sie sich einstellen. aber das sax ist großartig und könnte viel mehr, das hört man.

    wahr#9
    Schön hypnotisch, klasse Klavier, hier kommt niemand nach 1:20 ziemlich schnell in Fahrt, sondern das Spiel wird mit gerade noch gebremster Leidenschaft weitergetrieben. Sound ist wieder ins Gesicht, da kann ich drauf.

    ist mittlerweile identifiziert. kein garant für gebremste leidenschaften. aber hier ist das schon sehr souverän aufgebaut und exekutiert.

    wahr#10
    Lord have mercy on me. Ein guter Swinger, mit viel Soul, auch Gospel mit dem korrespondierenden Sängerinnen im Hintergrund. Gefällt mir gut.

    schön, ich finde auch, dass das hier alles passt und ziemlich funkelt.

    wahr#11
    Perkussionsschmelze zu Anfang. Spirituelle Brüder (und Schwestern?). Tolles Gemenge, trotzdem eigentlich ganz klar und strukturiert. Supertolles Stück. Ich kenne nicht viel von Albert Ayler, aber das hier geht für mich in die Richtung, auch wenn das Saxophon vergleichsweise wenig schreit und quiekt. Das Sax-Solo ist trotzdem intensiv. Ich tippe auf zweite Hälfte der 1960er. Wie wegfegend Free Jazz doch damals war! Wer konnte denn im Rock da eigentlich mithalten? Das hat wirklich WIRKUNG und klingt nicht einfach nur nach einem netten Abend. Trompete könnte Aylers Bruder sein. Das Drum-Solo ist auch extraordinär dicht und von faszinierender, egoloser Textur. Großartiges Stück.

    schwestern? ;-) der bezug zu den aylerbrüdern ist logisch, hatte ich noch gar nicht dran gedacht. die wären natürlich auch super kandidaten für einen spiritualismus-with-a-twist-bft. freut mich wahnsinnig, dass sich das hier als highlight herausstellt.

    wahr#12
    Geht wieder frei weiter, aber nicht auf diesem Intensitätslevel wie davor. Saxofon ist etwas leiser, beseelter spiritueller Gesang. Alice Coltrane? Berührt mich, muss ich aber in der entsprechenden Stimmung sein, wenn der Holy Ghost bemüht wird.

    alice hat sich ja erst spät getraut zu singen, und dann in einer fernöstlichen sprache. das stück hier kam als allerletztes in den bft (nachdem anderes herausgeflogen war, aber ich musste ja unbedingt auf 80 minuten kommen ;-) ), weil es nochmal einen anderen bezug auf die religiöse tradition der afroamerikanischen musik hat und mein „anderes“ thema auch interessant variiert.

    wahr#13
    Was leichtes zum Entspannen. Kommt zur rechten Zeit. Ein schönes Stück, ein bisschen Fusion, fließt dahin mit der Flöte, kann ich mich reinsenken. Klaviersolo, dann Bass, Drums. Alle dürfen mal.

    ja, es fließt und bleibt leicht, ohne oberflächlich zu sein. sehr viel mehr will es auch nicht, glaube ich.

    wahr#14
    Das klingt wie von Argo/Cadet. Falls es ein Instrumental auf einer Platte von Marlena Shaw geben sollte, könnte es so klingen wie hier. Finde ich sehr schön. Ich bin mir ziemlich sicher, dass teilweise die gleiche Mannschaft hier spielt, die auch auf Shaws „Woman Of The Ghetto“ mitwirkt. Auch wenn mich die Fuzz-Gitarre gerade etwas verwirrt. Tolles Stück.

    hier ist der gleiche arrangeur/produzent am werk und es ist tatsächlich ein cadet-album. bei shaw sind ja leider die musiker_innen nicht bekannt (hier z.t. auch nicht), aber eine kalimba gibt´s da auch!

    wahr#15
    Das ist irgendwas aus dem Laswellschen Material-Universum. Sänger ist von den Last Poets. Kenne ich, finde ich auch klasse, auch wenn es einen gewissen, gefährlichen Comedy-Touch hat. Aber hier klappt es. Gutes Stück. Ist müsste meine Material-Platten mal wieder rauskramen. Auf meinen Material-Platten ist das aber nicht drauf, glaube ich.

    hier bist du auf dem falschen dampfer, was mich sehr wundert, weil ich dachte: dieses stück ist für dich. aber so genau weiß ich ja gar nicht, was du hast oder kennst, du bist ja auch sehr breit aufgestellt. also nix mit laswell und material und last poets. ist älter.

    wahr#16
    Fängt sehr interessant an. Schnarrendes, ein einfaches Melodiemotiv, Klavier. Ein bisschen muss ich an das Kammerflimmer Kollektief denken, mir scheint das hier aber gespielt zu sein, nicht zusammengesetzt. Hat eine gute spannnungsreiche Atmosphäre. Ausnehmend gutes Stück, das einen ein bisschen in Trance versetzt.

    das ist alles live und am stück aufgenommen, mit ein bisschen freidrehendem produzententum, kinderbeteiligung, dem berühmtesten gähnenden bass der jazzgeschichte und einem BITCHES-BREW-veteran.

    wahr#17
    Hat einen afrikanischen Touch, schöner Gesang, aber mir bleibt irgendwie nichts hängen. Ich spüre irgendwie zu wenig Dynamik.

    ach, schade, das geht irgendwie allen so. sehr laut hören könnte helfen. aber das mit dem afrikanischen touch gefällt mir gut. brandstand hat schon joni mitchell herausgehört.

    wahrInsgesamt ein hervorragender BFT! Vielen Dank, vorgarten. Da ist einiges für mich dabei gewesen. Ich fand auch gut, dass es sehr abwechslungsreich gestaltet ist, also zwischen den Jahrzehnten springt. Aber damit natürlich auch zwischen den Kontexten, in denen die Musik enstanden ist. Das ist vielleicht sowieso ein bisschen etwas, was fehlt beim Blindflug-Hören: Der Kontext, der dann nochmal eine wichtige Ebene ist, um sich Musik zu erschließen. Man hört Musik ja nicht nur als Musik. Aber das ist ja sowieso allen klar.
    Eine Sache noch: Mir ist bei den letzten beiden BFTs aufgefallen, dass ich sie doch etwas zu lang fand. Mir wäre es lieber, man würde sich so ca. auf eine ¾ Stunde beschränken. Dann ist es zumindest für mich nicht so ein großer Angang, dazu was zu schreiben und schiebt es vielleicht nicht so lange vor sich her. Ist vielleicht aber auch nur mein persönliches Problem, weil ich mit LP-Längen sozialisiert wurde.

    letzteres kann ich nachvollziehen, aber ich habe wirklich daran gefeilt (auch wenn die zusammenstellung viel schneller ging als ich dachte und ich das alles immer noch gut hören kann). mir dagegen war ja dein bft viel zu kurz ;-)
    aber es freut mich sehr, dass dir der bft gefallen hat.

    --

    #10226825  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    Registriert seit: 25.01.2010

    Beiträge: 68,343

    #1 – Dixieland … ist wohl alles eine Definitionsfrage, bei Chris Barber oder Claude Luter war die Trauer wohl auch nicht viel mehr als Theater. Die erste Frage ist halt: was ist Dixieland? Ich weiss es selber nicht so genau, rede lieber vom „New Orleans-Jazz“ oder „Chicago-Jazz“ oder dann halt einfach vom „traditionellen Jazz“, der ja in den Vierzigern schon ein erstes Revival erlebte mit Leuten wie George Lewis oder Bunk Johnson (die schon „damals“ dabei waren, aber in der Swing-Ära völlig vergessen gingen), in den Fünfzigern gab es dann das nächste Revival bzw. das zog sich durch, auch in New York, wo z.B. selbst ein Roy Eldridge in Dixieland-Gefilde eintauchte (sogar auf einem Album für Verve, sein damaliges Label, das ihn daneben auch mit – seinem wichtigsten Schüler – Dizzy Gillespie zusammenbrachte), wie auch diverse andere Swing-Musiker (natürlich eher jene aus den afro-amerikanischen Bands, aber es gab ja auch Wingy Manone oder Pee Wee Russell). Lustig ist das alles überhaupt nicht, aber da muss man sich wohl etwas mehr Zeit nehmen und schauen, ob sich das Türchen überhaupt öffnet (bei mir dauerte das auch ordentlich lang).

    #3 – die Gitarre – klar ist die grossartig, das wollte ich schon in meiner ersten Rückmeldung sagen (bzw. sonst hätte ich gar nicht danach gefragt, was das genau für eine ist … wenn die Stadtmauern einstürzen denke ich Rock’n’Roll, keine Ahnung, aber die echten Veteranen wären Leute wie Eddie Durham, George Van Eps, George Barnes und natürlich Charlie Christian …

    #8 – da mag ich etwas stänkern (aber Blei wird nicht nötig werden), denn das hier IST eben schon das grosse Können, was der Mann am Tenor demonstriert … aber man muss schon in Laune sein, um sowas länger zu hören und sich dann auch noch auf die Feinheiten einlassen zu wollen. Diese finden sich in der Gestaltung des Tones, der Phrasierung … jeder Ton wird anders angegangen, anders eingefärbt, mit mikrotonalen Nuancen, Vibrato, Klangfarbe etc.

    #11 – die Ayler-Brüder? Ne, die kamen mir nicht ein einziges mal in den Sinn – die Trompete hier passt absolut nicht zu Donald Ayler, und das Tenor auch nicht zu Albert … ich verstehe schon, wie man an sie denken kann, klar, aber wenn man ihre Musik ein wenig kennt, scheiden sie hier als Kandidaten sofort aus.

    --

    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10226839  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    udwDanke, vorgarten, für diesen spannenden bft! Hat mir viel Spaß gemacht, auch wenn ich leider nicht allzuviel Zeit mit der Musik verbringen konnte. Hier meine 2 cents

    super, vielen dank, wie schön, dass das doch geklappt hat!

    udw#1 Ein schöner, lässiger Blues zum Einstieg, klasse. Dabei aber mehr Nachtclub (nicht nur wegen der Jelly Roll) als Baumwollfeld. Könnte genauso gut etwas älteres sein, wie auch jüngeren Datums. Der im Vordergrund platzierte Percussion-Einsatz in der dritten Minute ist irgendwie off, das macht das Ganze aber nur sympathischer.

    tja, konserviertes nachtclubleben, im french quarter der stadt, wo das alles angefangen hat. gibt’s immer noch, soweit ich weiß. die dame hier hatte das zum zeitpunkt der aufnahme schon 40 jahre gemacht (und dann auch noch ein paar jahre länger).

    udw#2 Hier ist eigentlich vieles nach meinem Geschmack: viel offener Raum, ein Bass der nach Cecil McBees spirituellen Momenten klingt, Glöckchen klingeln hier und da, das Schlagzeug tupft seine Akzente wohlbedacht. Und doch bekommt der Track mich nicht so richtig. Vielleicht ist mir der Gesang etwas zu, hmm, ausladend und theatral. Und auch die mehrfache Wiederholung von Text und Melodie wollen nicht verfangen. Als Bass/Drums/Glöckchen -Trio hätte mich der Track wohl vorbehaltlos glücklich gemacht.

    cecil mcbee war tatsächlich auch mal teil dieses trios. schade, dass sich der zauber hier nicht richtig für dich entfaltet.

    udw#3 Der Blues steht also in seinen verschiedenen Facetten im Vordergrund der ersten Tracks. Trotz herrlich rumpelndem Schlagzeug swingt der Track ganz schön. Solche geshouteten Vocals finde ich aber eh meist mitreißend. Das eigentliche Highlight ist aber das tolle Gitarrensolo, das da in aller Kürze auf die Bretter geknallt wird. Ist der Sänger auch gleichzeitig der Gitarrist?

    nochmal lob für das gitarrensolo! und eine zündende idee… und wer jetzt nicht darauf kommt, wer das ist, dem kann ich auch nicht helfen. da ist allerdings noch ein sexchange nötig.

    udw#4 Das gefällt mir, obwohl ich nicht die geringste Ahnung habe, wer das sein könnte. Aber das ist ein Piano-Trio mit ordentlich Dampf und einem wahnsinnig versierten Drummer. Insgesamt erinnert mich der Track von seiner Rhythmik her manchmal an Horace Silver. Der Pianist agiert dafür aber viel zu brachial.

    ja, schlankheit und abgehangenheit ist nicht sein ding. und den drummer müssen wir später noch herauskriegen, ich will auch unbedingt wissen, wer das ist. schön, dass das hier so gut ankommt.

    udw#5 Vibraphon und Percussion sorgen für einen leichten Exotica-Einschlag. Das Trompeten-Solo gefällt mir in seiner Kürze gut, Gitarre und Harfe (?) sind dann weniger spannend. Ein Track zum Durchschnaufen.

    das trompetensolo ist tatsächlich wohl das highlight hier. ihr werdet am ende verstehen, warum ich das stück hier aufegnommen habe.

    udw#6 Romantisches Klavier, Besen am Schlagwerk. Da ist die Richtung klar, und es kommen auch keine Überraschungen. Ist das ein Standard, der da intoniert wird? Auf alle Fälle aber schon eigentlich ein gesungenes Stück, würde ich denken. Der Bass übt sich sehr angenehm in Zurückhaltung und auch der Pianist versucht nicht zu viel Drama (was durchaus möglich wäre). Sehr hübsch. Aber wahrscheinlich auch nichts, mit was ich mich länger beschäftigen würde.

    haha, der bassist und vornehme zurückhaltung… bass und schlagzeug hier sind giganten, aber das klavier ist auch ziemlich prominent besetzt. eine gesangsversion von dem stück gibt es meines wissens nicht.

    udw#7 Wie die Tuba hier zu Beginn angehopst kommt, das hat mich gleich für sich eingenommen. Die Melodie kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber für so etwas habe ich leider überhaupt kein Gedächtnis. Das erste Posaunensolo mit seinen schlierigen Linien ist ein Wahnsinn, das zweite (auch Posaune?) mit seinem klaren Ton fällt dagegen dann etwas ab. Und dann – natürlich – darf die Tuba auch nochmal, bevor es wieder zum Thema geht. Classy.

    die erste posaune hat viel mehr hall & raum, das ist gegenüber der zweiten etwas gemein. „classy“ triffts aber sehr gut. der track ist vor allem wegen des arrangements und der klangfarben drin. (und das klaviersolo finde ich auch ziemlich toll.)

    udw#8 Ok, die Show ist vorbei, die Band ist schon im Stripclub und heizt da ein. Ein schöner, schmutziger Track mit verschlepptem Beat und schweinischer Orgel. Herrlich, wie der Drummer irgendwann stoisch auf die Snare wechselt und da einfach mal bleibt. Nach zweieinhalb Minuten ist der Spuk vorbei und die Dame (oder der Herr) nackig. Was will man mehr.

    in diesem fall wohl eher ein herr, aber so genau weiß ichs nicht ;-) stoisch, schweinisch, schmutzig – ja!

    udw#9 Das hier klingt, vor allem vom Bass her nach einer Version „Feelin good“. Das Piano changiert dabei irgendwo zwischen Abriss und Cabaret. Dass die Aufnahmequalität nicht so doll ist kommt dem Track komischerweise zugute, finde ich. Das Ende ist toll.

    „feeling good“ ist eine interessante idee und führt auf die richtige spur. da ist schon ganz schön viel klaviergeschichte drin. die komposition hat bei debussy geplündert, und es gab keinen der „großen“, der das in den 40ern oder 50ern nicht gespielt hätte (coltrane, davis, parker, gillespie…)

    udw#10 Bluesiges Lick und ein Crooner/Preacher, der sich auf diesen Sattel schwingt. So weit, so gut. Besonders toll ist allerdings der Backgroundgesang, der dem Ganzen das nötige Maß an Windschiefe verpasst.

    ja, eine exquisite windschiefe. das ganze album arbeitet super mit sängern & chören. arrangiert hier hat der „star“ aus #7.

    udw#11 Aaaaaaaah! Schon der Anfang mit den zwei (?) Drummern und dem Percussionisten jagt meine Herzfrequenz in die Höhe. Und was dann Saxophon und Trompete da veranstalten bringt mich dicht an den Kollaps. Gerade auch der Saxophonton kommt mir wahnsinnig bekannt vor, aber irgendwie passt dann doch alles nicht so richtig. Manchmal muss ich an Noah Howard denken, aber dafür fehlt ein bisschen bluesige Geerdetheit. Diese wahnsinnig dichte Verzahnung der Rhythmusgruppe (auch wenn man den Bassisten leider kaum hört) und die in ihrer massiven Kompaktheit auch nicht nachlässt, erinnert mich ein wenig an „The Black Ark“, wo die zwei Drummer und das Piano einen ähnlichen Backdrop bilden. Wahnsinnig toller Track jedenfalls. Bin schon sehr gespannt auf die Auflösung.

    toll, noch ein fan dieses tracks. noah howard ist das leider auch nicht. keine ahnung, ob ihr das noch rausfindet. interessant auch, dass @wahr sagt, dass rockmusik an solche intensitäten nicht herankommt. für mich war das ja pubertätsmusik, also meine form von punk und absage an mittelmäßigkeit, konvention und dummes gelaber. ich höre sowas aber immer noch sehr gerne ;-)

    udw#12 Ein Fade-In in bereits hoch virulentem FreeJazz? Ungewöhnlich. Irgendwann stiehlt sich ein Piano dazu, das allerdings in einem ganz anderen Song verfangen ist. Und sich dann als Begleitung für den weiblichen Gesang entpuppt. Versuchen die Freejazzer gegen die akrobatische Romantik anzuspielen? Irgendwie interessant. Der Track hinterlässt mich aber vor allem etwas ratlos. Hätte mich vielleicht eher bekommen, wenn Piano/Gesang mehr mein Fall wären.

    tja. ungewöhnlich ist das. und gesang/klavier solltest du mal alleine hören (das geht auch). aber akrobatische romantik würde ich das nicht nennen. weder noch.

    udw#13 Hier weiß ich nicht, ob ich das hübsch finde, oder mir das ein wenig zu bieder ist. So angesäuselte Flöten kann ich mal ganz toll finden und mal verursachen sie mir eine unwohle Gänsehaut. Hier hält sichs die Waage. Obwohl; ist schon meistens toll, ohne mich wirklich zu begeistern.

    was meinst du mit „angesäuselt“? geht das gegen das instrument an sich oder eine bestimmte spielweise (vibrato usw.)? mit dem walzerrhythmus zusammen ist das natürlich alles ziemlich niedlich, aber es gibt eben auch „die zickige bridge“, wie brandstand es genannt hat, die, wie ich finde, schon für reibung sorgt.

    udw#14 Yes! Super Intro, toller Groove und dann spielt da auch noch eine… Koto? Oder was ist das? Vibraphon und Funkgitarre passen auch gut zusammen, wusste ich noch nicht. Das Saxophonsolo ist mir dann einen Ticken zu klischiert. Aber das Epiano (?)/ Daumenklavier (?) macht das wieder wett. Ein schöner, eklektischer Track, mit Funk, Fuzz und Psychedelic.

    koto, genau! hast du alles gut beschrieben. reicht auch, mehr will das nicht.

    udw#15 Huh, dazu fällt mir irgendwie nichts ein. Was in #14 so selbstverständlich zusammenging, wirkt mir hier etwas gewollt und weniger organisch. Ist nicht so meins, leider.

    interessant. ich finde das super arrangiert, viel ausgefeilter als #14, das ja schon eher eine nummernrevue über einem steady groove ist. aber vielleicht auch überambitioniert, sowas deutest du ja an.

    udw#16 Schön, wie sich der Track langsam aufbaut, das Piano unbeirrt sein Motiv wiederholt, während drumherum sich die verschiedenen Instrumente aus den Verstecken trauen. Vor allem das freie Schlagzeug und der etwas knurrige Bass gefallen mir gut.

    schön. ja, das trio p/b/dm ist natülich das herz hier, die haben oft miteinander gespielt. und die verdichtung durch die anderen ist auch toll. ein lieblingsstück von mir, wie auch das folgende…

    udw#17 Oh schade, der Abschluss ist leider nicht für mich. Basssound, Gesang und die etwas penetrante Cowbell gehen leider nicht für mich. Die stakkatoartigen Bläser sind aber ganz schön und geben etwas Schmutz hinzu, wenn auch nur kurz.

    schade, aber nachvollziehbar, wenn man diese sounds nicht mag. eigentlich mag niemand das stück, was mich dann doch sehr wundert und grübeln lässt.

    danke für die tollen kommentare, langsam baut sich hier ein interessanter gesamteindruck der bft-wahrnehmungen zusammen.

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    #10226841  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-wind#1 – Dixieland … ist wohl alles eine Definitionsfrage

    das dachte ich mir. mein vater hatte eine split-lp mit einer seite george lewis (also dem alten) und einer seite jack teagarden, das war auf jeden fall andere musik, als die, die er sich beim früschoppen anhören ging. aber auch unter den fremdkulturellen revivalisten (höre #3) gab es wohl durchaus leute mit drive.

    gypsy-tail-wind#3 – die Gitarre – klar ist die grossartig, das wollte ich schon in meiner ersten Rückmeldung sagen (bzw. sonst hätte ich gar nicht danach gefragt, was das genau für eine ist … wenn die Stadtmauern einstürzen denke ich Rock’n’Roll, keine Ahnung, aber die echten Veteranen wären Leute wie Eddie Durham, George Van Eps, George Barnes und natürlich Charlie Christian …

    klar. hat charlie christian sich mal an ein spiritual herangewagt? das würde ich gerne hören. aber das geht hier in eine andere richtung, parallel zu dem, was z.b. in #5 zu hören ist.

    gypsy-tail-wind#8 – da mag ich etwas stänkern (aber Blei wird nicht nötig werden), denn das hier IST eben schon das grosse Können, was der Mann am Tenor demonstriert … aber man muss schon in Laune sein, um sowas länger zu hören und sich dann auch noch auf die Feinheiten einlassen zu wollen. Diese finden sich in der Gestaltung des Tones, der Phrasierung … jeder Ton wird anders angegangen, anders eingefärbt, mit mikrotonalen Nuancen, Vibrato, Klangfarbe etc.

    vielen dank für diese sehr berechtigte stänkerei, du hast natürlich völlig recht.

    gypsy-tail-wind#11 – die Ayler-Brüder? Ne, die kamen mir nicht ein einziges mal in den Sinn – die Trompete hier passt absolut nicht zu Donald Ayler, und das Tenor auch nicht zu Albert … ich verstehe schon, wie man an sie denken kann, klar, aber wenn man ihre Musik ein wenig kennt, scheiden sie hier als Kandidaten sofort aus.

    ja, aber don cherry ist doch genauso absurd… ihr tappt halt alle im dunkeln, weil ihr das unbedingt wissen wollt, da kann man sowas schon mal schreiben. es gab halt genau in dieser zeit unter schlechten (aufnahme-)bedingungen soviel beseeltes zeug, da kommt ja ständig was neues an die oberfläche. habe gestern ahmed abdullah mit charles brackeen gehört (das melodic art-tet auf no business), das ist auch nicht weit weg, aber eben doch auch wieder anders.

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    #10226847  | PERMALINK

    gypsy-tail-wind
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    #1 – Jack Teagarden war grandios! Und mehr Traurigkeit geht eigentlich gar nicht.

    #3 – Christian/Spiritual: soweit ich weiss nicht, nein … Landei mit Blues und viel Twang, aber ich glaube nicht viel Affinität zu Gospels oder sowas. Sicher bin ich aber auch nicht.

    #11 – Hm, Cherry krieg ich irgnendwie als eigene Stimme *an der Trompete* nach wie vor nicht so richtig zu fassen … neben Ornette, klar, aber da braucht man ihn ja auch gar nicht erst zu erkennen, denn die ganze Gruppe bzw. den Leader erkennt man ja in zwei Sekunden … aber Du hast schon recht. Melodic Art-tet ist ziemlich gut, nicht? Und ich glaube nicht, dass ich hier noch draufkomme, nur mit Namen runterrattern, aber die Namen müsste ich auch erst mal in Ruhe zusammenkriegen. Egal, der Track ist auch toll, wenn man nicht weiss, wer spielt.

    #4 nagt aber, den hätte ich schon sehr gerne!

    Bei #9 übrigens hätte ich ohne „Frau S.“ und Bach nicht rausgefunden, obwohl ich sogar mal kurz in die Richtung gedacht hatte. Nur als Ergänzung zu den identifizierten Tracks eine Seite zurück – wo Dir bei den noch offenen fälschlierchweise übrigens noch #2 reingerutscht ist – seither ist glaube ich nur #6 dazugekommen?

    Komme wohl nicht mehr dazu, dieses Wochenende noch eine Runde einzuschalten, morgen ist Tennis und beide Abende sind auch verplant. Aber #3 darf bis dahin auch gerne sonstwer rauskriegen ;-)

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    "Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba
    #10226849  | PERMALINK

    vorgarten

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    gypsy-tail-windNur als Ergänzung zu den identifizierten Tracks eine Seite zurück – wo Dir bei den noch offenen fälschlierchweise übrigens noch #2 reingerutscht ist – seither ist glaube ich nur #6 dazugekommen?
    Komme wohl nicht mehr dazu, dieses Wochenende noch eine Runde einzuschalten, morgen ist Tennis und beide Abende sind auch verplant. Aber #3 darf bis dahin auch gerne sonstwer rauskriegen

    stimmt, habe ich schnell noch korrigiert, dass #2 ja längst gelöst ist. seitdem ist tatsächlich nur #6 dazu gekommen. knobeln gerne, wenn die anderen sich auch noch gemeldet haben – ich warte z.b. auf den ersten diss zu #11 durch @friedrich, aber der genießt wohl auch eher heute den sommer ;-) vielleicht melden sich ja auch noch @pheebee, @demon, @gipetto, @gruenschnabel, @alexischicke oder @kurganrs noch zu wort? von @redbeansandrice habe ich nichts gehört, @clasjaz schafft es vielleicht später und @nicht_vom_forum liest ja die ganze zeit schon mit.

    am nahesten an der erstidee für den bft ist @brandstand3000, von da aus würde sich noch manches klären, aber mehr hinweise diesbezüglich mag ich nicht mehr geben.

    --

    #10226859  | PERMALINK

    gipetto
    Funk 'n' Punk

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    Wann wäre denn deadline, @vorgarten?

    Bin bislang nicht dazu gekommen und bin auch für die kommenden Tage recht verplant…

    --

    "Really good music isn't just to be heard, you know. It's almost like a hallucination." (Iggy Pop)
    #10226863  | PERMALINK

    vorgarten

    Registriert seit: 07.10.2007

    Beiträge: 12,716

    gipettoWann wäre denn deadline

    da bin ich ganz entspannt. bzw. selber ab mittwoch ne knappe woche unterwegs, also würde ich realistischerweise übernächstes wochenende auflösen. bis dahin kann man noch posten, was das zeug hält. (und nach der auflösung natürlich auch noch.)

    --

    #10226901  | PERMALINK

    wahr

    Registriert seit: 18.04.2004

    Beiträge: 15,224

    #11

    vorgarten

     

    schwestern? der bezug zu den aylerbrüdern ist logisch, hatte ich noch gar nicht dran gedacht. die wären natürlich auch super kandidaten für einen spiritualismus-with-a-twist-bft. freut mich wahnsinnig, dass sich das hier als highlight herausstellt.

    Ich wollte einfach fortschrittlich sein und nicht automatisch von Brüdern ausgehen. : )

    Jedenfalls bin ich supergespannt, wer sich dahinter verbirgt. Platte wird gekauft, falls regulär irrsinnspreisfrei erhältlich.

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