Re: Bob Dylan & His Band, Wien und Klam – Juni 2014

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b-b-grunt

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Warum repräsentativ? Nicht von der Setlist her, da gehört es sicher zu den Ausnahmen – aber in seiner Zurückgenommenheit steht es eindeutig für den Großteil (und den besseren Teil) der auf dieser Tour gespielten Lieder. Vorbei ist der Folk, vorbei ist der Rock, vorbei ist die Country Schiene der späten Neunziger und vorbei ist auch der Bluesrock des letzten Jahrzehnts. Die neuen, bis jetzt beinahe ausschließlich gespielten, Dylan Lieder sind schlichte Nummern, „Songs“ im besten Sinne des Wortes. Mir fallen z.b. die Lieder von Stephen Foster (dessen Hard Times er ja auf Good As I Been to You gecovert hat) ein, wenn ich an mögliche Vergleiche denke. Im Unterschied zu den alten Dylan Songs sind sie gesanglich simpel und von der Melodieführung den Möglichkeitsbedingungen des Interpreten angepasst. Gemeinsam mit seiner Band vermag er aus diesem Material gelegentlich Großartiges herauszuschälen (ein schönes Solo da, eine wunderbar phrasierte Passage dort oder ein Sprachspiel das hängen bleibt – „I can’t go to paradise, I shot a man up there ……“), gelegentlich (selten) wirken die Nummern aber leider auch schlicht langweilig und manchmal einfach lieblos und unkonzentriert heruntergespielt (aber das ist wohl das Schicksal, dass wir alle in unseren Jobs und sonstigen regelmäßigen Aktivitäten teilen). Interessanterweise braucht es manchmal einen ordentlichen Patzer (z.b. völlig verhaute Einsätze und Gitarrenstimmungen [!] bei She Belongs To Me in Klam) um danach eine hochkonzentrierte, tolle Nummer zu hören (z.B. Beyond Here Lies Nothin‘ bei derselben Gelegenheit).

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If you dance, you might understand the words better. David Byrne