Re: Helge Schneider

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kukolorum

Registriert seit: 08.08.2006

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Auftritte von Helge werden natürlich immer sehr kontrovers diskutiert und sehr differenziert wahrgenommen. Ich weiß nicht, was da manche Leute erwarten, aber viele scheinen von Helges bisherigem Schaffen nur einen winzig kleinen Ausschnitt zu kennen. In der Gruga-Halle waren Menschen, die nicht ein einziges Mal lachten, geschweige denn überhaupt irgendeine Sinnesäußerung von sich gaben. Das prangere ich an! Das ist eine verkehrte Welt! Denn ich glaube diese armen Menschen wurden bewusst in die Irre geführt. Sie haben die Eintrittskarten womöglich im Eduscho-Shop gewonnen oder von ebay zu Weihnachten geschenkt bekommen. Dann saßen sie da und mussten – so ganz unvorbereitet – vielleicht auf einen lustigen Liederreigen á la „Sommer, Sonne, Kaktus“ und „Fitze, Fitze, Fatze“ eingestellt – 2,5 Stunden die Hölle erleben (aus ihrer Sicht). Das ist doch gemein von denen, die die Karten verschenkt haben. Die wollten denen eins auswischen und haben falsche Tatsachen vorgetäuscht: „Geht da mal hin, der is ganz witzig. Viel witziger noch als Mario Barth oder so!“ Ja, und dann saßen sie da und mussten sich fiese Scherze anhören, über Kleinwüchsige wie Peter Maffey oder Parodien von Menschen mit Gesangsbehinderung wie z.B. Herbert Grönemeyer. Was mich aber richtig gefreut hat, dass dieser pomadige Sülztopf namens Harald Glööckler so richtig sein Fett wegbekommen hat. Dafür – finde ich hat sich der Besuch schon gelohnt. Und natürlich für den Schlangenmenschen (Sergeij Gleitmann), der lustig wie eine Meise über die Bühne flattaterte. Auch schön waren die sozialkritischen Versionen von ursprünglich ulkig gemeinten Liedern wie „Katzeklo“ – deren unerwartete dramatische Wendung mit der überfahrenen Katze uns allen mal wieder deutlich machte, dass das Leben am seidenen Faden hängt (bzw. im Falle von Harald Glööckler am halbseidenen…). Da konnte einem schon die Spucke im Hals stecken bleiben!
Wer also mit diesem schrägen Humor nichts anfangen kann und sich dann noch so lange Jazz-Musikstücke anhören muss – für den ist das natürlich kein schöner Abend gewesen. Obwohl die sieben oder acht Musiker auf der Bühne wirklich super waren. Abber ich habe Buddy Casino so vermisst. Er ist mir im Laufe der Jahre so ans Herz gewachsen wie ein saftiges Steak. Nur, also ich meine, was wirklich voll daneben war, war, dass man kein Bier mit in diese beschissene Halle auf seinen Sitzplatz mitnehmen durfte. Helge ohne Bier ist doch wie Kino ohne Popcorn. Oder Malle ohne „Wetten dass“ – neee, oder doch? Jedenfalls hatte man einen Durst, das kann man sich gar nicht vorstellen! Also, lieber Helge, beim nächsten Mal wieder inne Location wo das Menschenrecht auf Bier nicht versagt bleibt. Und vielleicht ein Quäntchen Jazz weniger und dafür vielleicht mal wieder was Neues von Reinhold oder Orang-Utan-Klaus (oder von mir aus Harald Glööckler mit seinen lustigen Filzstiftkritzeleien im Gesicht!).

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Everyone is a setting sun.