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clasjaz
Mais: Von den Erzählungen genügt der „Tod in Venedig“ und die „Tristan“-Plauderei, vielleicht noch der „Tonio Kröger“ für die Twens. Aber bloß nicht auf die sogenannte Leitmotiv-Technik reinfallen, die gibt’s zwar, aber sie funktioniert in dieser plumpen Form nicht. Es sei denn, man hat Lust am Wiedererkennen von Motivchen. Mann wird ja gern für seine Ironie, z. B. im „Tristan“ gelobt, aber die ist fadenscheinig; kommt mir vor wie ein Dieter Wedel (hoffentlich heißt der so), lustig, mehr nicht, bei viel Aufwand.Den Faustus, gypsy, findest Du sperrig, ein Ungetüm? Ich fand das eher wie Öl; ganz anders die Buddenbrooks, so ein Frühteil wie die genannten Erzählungen, forciert. Wenn ich noch einmal den Herren lese: dann die Josephs-Geschichte, vielleicht fehlt die noch. Aber falls überhaupt Lob: dann für den Zauberberg. Da hat er das Satirische mal gekostet und ausgekostet. Doch, der Zauberberg darf ins Gestell.
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Zustimmung.
Ganz ganz oben der Dr. Faustus, der geht wirklich runter wie Öl. Zauberberg ist mir zu verschwurbelt, den würde ich nicht empfehlen. Genauso die Buddenbrooks, das ist doch nicht weit von Forsythe-Saga weg. Fast so öde wie Fontane.
Sehr empfehlen kann ich dagegen die Lotte in Weimar. Ein brillantes Werk, in dem er thematisch wie schriftstellerisch auf dem Höhepunkt ist. Dieses Thema (und es geht mit Goethe immerhin so um die gesamte deutsche Bildungskultur) handelt er im wesentlichen in ein paar Gesprächen ab, das ist meisterhaft gemacht. Mit der Gegenüberstellung der Erinnerungen an den Frankfurter Buben und der Rezeption des klassichen Monumentes spannt Mann einen Bogen auf, der so voller Bezüge und Metaebenen ist, dabei aber bei näherem Hinsehen nur aus ein paar Dialogen besteht, dass es mir den Atem verschlägt.
Gottschalk könnte in dem Zusammenhang sicher die in einem ZDF-Spezial von Guido Knopp erworbene Information der Goetheschen Morgenerektion in ein bis zwei Gottschalks abarbeiten (mit einem Gottschalk wird die maximale Informationsmenge [gemessen in Redezeit des Gesprächspartners] bezeichnet, die Gottschalk zuhören kann, bevor er sein Gegenüber unterbricht. Medienwissenschaftler haben dafür eine Zeit von ca. 15 Sekunden ermittelt. Der Gottschalk ist eine wichtige Maßeinheit für die Evaluierung des Bildungsauftrages der öffentlich-rechtlichen Sender, wird aber zunehmend auch im Privat-TV angewendet, wo bisher eher der Raab verwendet wurde [im RS-Forum wird in einem umgekehrten Meßprinzip der JB- verwendet, wobei ein JB etwa 1,2 Gottschalks entspricht.] Für die praktische Anwendung sei als Beispiel eine typische Guido-Knopp-Sendung genannt, deren Informationsgehalt je 45Min i.d.R. 4,3 Gottschalks nicht überschreitet.).
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...falling faintly through the universe...