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Ich verstehe nicht ganz, wie die Kategorie „bester Film“ hier zustande gekommen ist. Vielleicht aus der Kategorie „erfolgreichster Film“ herrührend? Rottentomatoes.com als Indikator erschiene mir auch plausibler als imdb.com – aber selbst so nicht tragbar.
The Dark Knight habe ich bislang ein paar Mal auf Englisch gesehen. Wie ist die Stimme von Heath Ledger in der deutschen Fassung? Alle anderen wären mir egal, aber ich kann mir vorstellen, dass Zeilen wie „Do you want to know which of them were cowards?“ wirklich schwierig für einen Synchronsprecher sind. Auch Szenen mit Harvey Dent am Krankenbett oder der Videoclip mit dem falschen Batman.
Nolans Batman Begins war ja schon mal ein vielversprechender Anfang, und The Dark Knight delivert. Heath Ledger ist großartig und trägt die Figur in schauspielerisch gefährliche Nähe zum Wahnsinn, schon wie er nach der Prügelszene im Verhörzimmer auf dem Boden kauert und sich den erfahrenen Polizisten vornimmt und langsam provoziert. Was er da mit dem Mund macht!
Schön finde ich auch, dass man eine fette Produktion machen kann und sich beim Geldverballern nicht nur auf Special Effects verlässt, sondern auch auf Schauspieler, Ausstattung, Kamerafahrten & -Perspektiven und Fabtabellen. Manche Szenen sind dermaßen großzügig ausstaffiert, dass man das Angebot nur allzugern annimmt, in den Bildern zu schwelgen.
Mit Batman bin ich groß geworden, vergass ihn natürlich wieder und war dann von Frank Millers Adaption fasziniert, und damit ging die Welle ja wieder los. Doch umso enttäuschter war ich dann von den folgenden Kinofilmen, die damit nichts zu tun hatten. Das Dunkle und Psychotische kam wieder abhanden, Nicholson als Joker war auch verschenkt in so einem Kinderstreifen, der konnte mehr. Den Pinguin aus der 60er-Serie fand ich als Kind beängstigender, von den Fehlgeleiteten lebt der Film ja.
Bei Miller kämpft sogar Batman selbst mit dem ethischen Selbstverständnis. Umso auffälliger fand ich dann auch die Verfehlung im Verhörzimmer, in welcher offenbar wird, dass selbst der Held nicht mehr richtig tickt. Bei den Sonar-Handys dürfte es noch offensichtlicher sein. Es ist ja nicht nur der Freundin geschuldet, dass Bruce Wayne sich wünscht, Harvey Dent möge die Figur Batman überflüssig machen. Er sieht ja selbst, dass er die falschen Leute inspiriert und Batman empfindet auch selbst den Widerspruch zur Rechtsstaatlichkeit. Dazu kommen die Bedenken von Dritten.
Alfred: „Know your limits, Sir.“
Bruce Wayne: „Batman has no limits“
Alfred: „Well you certainly do.“
Faspotun: Deiner ablehnenden Anmerkung zum Oscar für Ledger entnehme ich, dass so ein Preis aus Deiner Sicht auch mit der inhaltlichen Aussage der Figur gekoppelt sein muss? Die Figur des Jokers hat, was den Abgrund anbelangt, keine Tiefe, aber auch keinen Boden – trotzdem blickt sie tiefer in Seelen, als den Menschen in dieser Erzählung lieb ist. Sie ist irrational, das macht sie so gefährlich, und dieser Joker will die Welt brennen sehen und verachtet die Vernunft. Eine äußerst dankbare Schurkenrolle.
Verena Lueken hatte das in ihrem Text sehr gut gefasst:
Vor allem aber ist es Heath Ledger, der den so gefährlichen wie verführerischen Raum der Ambivalenz bewohnt. Seine Rolle als Joker ist eindeutig. Aber da dies die letzte vollendete Arbeit des Schauspielers ist, der nach Abschluss der Dreharbeiten im Alter von nur achtundzwanzig Jahren an einer Medikamentenvergiftung starb, sehen wir in seiner Darstellung auch das Gequälte, spüren, in welcher Gefährdungszone Ledger an seiner Verkörperung des Jokers arbeitete, wie er sich ihm anverwandelte in einer Weise, die uns an diese Figur, teuflisch, wie sie ist, glauben lässt – so sehr, dass wir, wenn er uns in Schwesterntracht und unter roter Perücke vor einem lodernden Krankenhaus entgegenkommt, eine abgründige Einsamkeit zu sehen meinen, in der sich andere Rollen überblenden, der Cowboy aus „Brokeback Mountain“ oder der Sänger in „I’m Not There“. So ist „The Dark Knight“ natürlich ein Denkmal für Heath Ledger. Aber außerdem auch ein verdammt guter Film.
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Tout en haut d'une forteresse, offerte aux vents les plus clairs, totalement soumise au soleil, aveuglée par la lumière et jamais dans les coins d'ombre, j'écoute.