Re: Vampire Weekend

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tugboat-captain

Registriert seit: 20.03.2008

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Da waren wir also gestern Abend neben dem Luxor (tina t., Banana Joe, Malibu und ich), in einem netten, gern besuchten, indischen Lokal und haben es, dank guter Gesprächsführung und gutem Essen von allen Seiten verpennt, pünktlich den kleinen Club nebenan zu betreten, der sich vor kurzem noch Prime Club nannte und am späten Sonntag Abend aus allen Nähten zu platzen drohte. Zuvor, das soll noch gesagt sein, konnte ich doch noch mein überflüssiges Ticket verkaufen. Drinnen angekommen waren wir erst einnmal damit beschäftigt, uns durch die Massen zu kämpfen, um dann auf halber Strecke aufzugeben, weil es schlichtweg nicht mehr weiter ging. Den Rest des Konzerts musste man immer wieder Angriffen von hinten standhalten, die mal mehr mal weniger energisch waren. Ein schmerzhafter Tritt in meine Haxen war mein persönliches Kampfeshighlight, dem ich jetzt noch Tribut zolle.

Zum Glück haben wir in unserer schweißtreibenden Orientierungsphase nicht viel verpasst. Nur den Großteil der Schweizer Vorband The Strivers, die mit ihrem polternden, alternativen Hardrock-Geschluder zum Glück schnell vergessen waren.
Ich war doch sehr erstaunt: Erstens über die schier große Masse an Leuten. Zweitens über das doch sehr unterschiedliche Prublikum, dass sich uns an diesem Abend darbot. Vor allem die Anwesenheit überjunger Teens, die ansonsten auf solchen Konzerten eher seltene Gäste sind, haben mich überrascht. Irgendwie ist die Bekanntheit von Vampire Weekend, die über ein sonst vorherrschendes Spezialisten-Publikum hinaus geht, an mir vorbei gegangen. Gen Ende hört man sogar „Zugabe“-Rufe, was eher selten an mein Ohr dringt.
Nun gut, nun zum Auftritt von Vampire Weekend. Wie waren sie? Druckvoll und melodös, dabei doch lieblich und mit viel Rhythmus im Blut, verführten sie gleich mit den ersten Songs das Publikum zu wilden Tänzen. „Mansard Roof“, „Campus“, „Cape Cod Kwassa Kwassa“ wurden jubelnd und stürmisch gefeiert, von einem sehr euphorischen Publikum, dass zum Teil jede Zeile mitsingen konnte. Die Band war zu Späßen und Animation aufgelegt, versuchte aber auf der anderen Seite das heftige Geschubse von der hinteren Seite mit klaren Ansagen zu unterbinden. Ich kenne das Album erst seit wenigen Tagen, so will ich mir noch nicht zu viel herausnehmen, aber ich hatte nach diesem ekstatischen Beginn das Gefühl, dass sie gleich ihr bestes Pulver verschossen hatten. Nicht, dass der Rest in Belanglosigkeit unterging, aber mir fehlten im Fortlauf des Konzert genau diese großen wie unbeschwerten Melodien, afrikanisch-karibisch inpsiriert, die den Auftakt so grandios in Szenen setzten. Der Rest war, wie eben auch auf dem Album, mehr kühlen, coolen Rhythmen unterlegen, so dass ich nicht weiter einstimmen konnte, in die vormals vorherrschenden, leichtlebigen Körperbewegungen. Die Fans hatten trotzdem ihren Spaß. Wieso, habe ich zum Teil nicht verstanden. Aber vielleicht holt mich ja auch noch der Geisteblitz ein.

Wie das eben so ist bei einer jungen Band, die gerade ihr erstes, kompakt-kurzes Album auf den Markt geworfen hat, hatten sie, bis auf zwei zusätzliche Songs, auch nicht mehr Material in petto, so dass das Konzert nach nicht mal einer Stunde sein Ende gefunden hatte. Ein klein wenig Aufregung gab es zum Schluß noch, als Vampire Weekend zum letzten Song ansetzen wollten und deren Keyboarder anscheinend etwas um die Ohren geschmissen bekam. Es gab einen kurzen Abbruch, die Band verzog sich in den Backstage-Bereich und kam nach kurzer Zeit sichtlich verändert zurück, spielten „Walcott“ und gingen nach Hause.
Fazit: Insgesamt ein spaßiges (!) Konzert, mit stetiger Kurve nach unten. Die Begleitung war wie immer erstklassig.

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