Re: Graphic Novels

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friedrich

Registriert seit: 28.06.2008

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lathoKlar, das ist wie üblich: ein achtenswertes Thema macht noch keine gute Geschichte und Schindlers Liste ist kein besonders guter Film. Die Figur Samias ist eigentlich sehr sympathisch, Kleist stellt das auch schön dar. Aber das Thema Flucht ist vielleicht zu eindimensional (dargestellt), so dass man tatsächlich wenig findet, was die Geschichte heraushebt.

So habe ich es auch wahrgenommen.

Zumal die Hauptfigur Hertzko Haft ja keine sympathische ist, man weiß aber, warum er so brutal wurde – das ist eine weitere Seite der Geschichte: Wird es Hertzko schaffen, nicht nur physisch wieder in der Zivilisation anzukommen. Eine der beeindruckensten Szenen des Buchs spielt ja nicht in Polen oder Russland – die spielt in Florida, als Haft und sein Sohn zum Flughafen fahren.

Ja, genau. Die Szene, von der Du sprichst, ist die – wenn ich mich recht erinnere – wo Hertzko sozusagen am Steuer zusammenbricht, sich erinnert und anfängt zu erzählen. Und noch mal ja, Hertzko ist nicht sympathisch, er ist brutal, macht sich und anderen, selbst seiner Familie etwas vor, ist durch seine Vergangenheit geprägt, der er aber auch nicht entkommen kann. Diese Brutalität hat er gelernt, um damals – im Holocaust – zu überleben. Diese ganze Widersprüchlichkeit in der Person Hertzko Haft und der Geschichte macht sie ja so entsetzlich, verwirrend und menschlich. Großartige Geschichte.

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“There are legends of people born with the gift of making music so true it can pierce the veil between life and death. Conjuring spirits from the past and the future. This gift can bring healing—but it can also attract demons.”                                                                                                                                          (From the movie Sinners by Ryan Coogler)